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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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einem Schwächling geworden, zu der Art Mann, die ich immer verachtet habe?
   Er würde sich an das, was mit ihm geschehen war, gewöhnen. Aber tief in seinem Inneren wußte er auch, daß er ein anderer Mann geworden war. Er wunderte sich über diesen neuen Mann, aber er schämte sich seiner nicht. Er schämte sich allein des Mannes, der er gewesen war, und dieser Mann war tot . Auf diesen früheren Bard brauchte er weder Schuld- noch Schamgefühle mehr zu verschwenden.
   Er mußte Zeit finden, noch einmal mit Carlina zu sprechen. Das was zwischen ihnen stand, hatten sie noch nicht in Ordnung gebracht. Aber auch Carlina mußte sich jetzt der Lebenden annehmen, und der tote Bard konnte für sie nicht viel interessanter sein als für ihn selbst. Und so machte er sich, als die ersten Strahlen echten Tageslichts den Himmel erhellten, auf die Suche nach Paul Harrell und Melisandra.
9
    Gegen Morgen hatte Varzil im Feldlazarett alles getan, was ihm möglich war, und Meister Gareth trotz seines Widerspruchs zur Ruhe geschickt. »Es macht keinen Unterschied, ob Ihr noch ein paar Stunden arbeitet!«
   Meister Gareth erwiderte: »Auch Ihr habt die ganze Nacht gearbeitet und seid den ganzen gestrigen Tag geritten. Und Ihr seid auch nicht mehr jung, Dom Varzil!«
   »Nein, aber jünger als Ihr, und das, was noch zu erledigen ist übernehme ich. Geht und ruht Euch aus!« Varzil richtete sich plötzlich zu seiner ganzen Höhe auf - sehr groß war er nicht - und benutzte die Befehlsstimme. Meister Gareth seufzte.
   »Es ist lange her, seit irgendwer mich herumkommandiert hat, Sir, aber ich werde Euch gehorchen.«
   Als der alte Laranzu gegangen war, teilte Varzil Ordonnanzen dazu ein, den Leuten, die essen konnten, Frühstück zu bringen und sich um die anderen, die es nicht konnten, zu kümmern. Dann ging er in die Frauenabteilung der Großen Halle. Er fand Melora dort. Sie hatte ihr Kleid hochgeschürzt und sich ein Laken umgebunden.
   »Nun, Kind, wie steht es hier?«
   Sie grinste. »Asturias hat drei neue Untertanen, wer auch der König sein mag. Einen Soldatensohn und ein Küchenmädchen und, nach dem roten Haar zu urteilen, eine Leronis für seinen Ratgeberstab. Ich wußte gar nicht, daß ich Talent zur Hebamme habe, aber bis gestern habe ich auch nicht gewußt, daß ich auf einem Pferd reiten kann.«
   »Nun, Bewegung ist die beste Vorbeugung gegen Wundschmerzen nach dem langen Ritt«, versicherte er ihr. »Doch jetzt, Breda , mußt du dich ausruhen. Und Ihr auch, gute Mutter«, sagte er zu Carlina in ihrem schwarzen Mantel.
   »Ja.« Müde fuhr sie sich mit der Hand über die Augen. »Ich glaube, hier habe ich alles getan, was ich konnte. Diese Frauen können für die Verletzten sorgen, solange ich mich ausruhe.«
   »Und Ihr, vai tenerézu? « fragte Melora.
   Varzil antwortete: »Die Armee ist mir zur Verfügung gestellt worden; ich will mich mit Bard beraten, ob er nun Lord General oder König ist, aber vorher… « - er warf einen Blick auf den heller werdenden Himmel - »… will ich Kundschaftervögel aussenden, damit wir sehen, ob wir von den Aldarans angegriffen werden. Wenn sie eine Armee gegen Asturias führen, muß es Bard irgendwie gelingen, sie am Kadarin aufzuhalten. Und wenn nicht… nun, darüber können wir später nachdenken.«
   Er ging, und Carlina fiel plötzlich ein, daß sie nichts mehr gegessen und getrunken hatte, seit Melisandra ihr gestern Suppe und Eierrahm hatte bringen lassen. Sie sagte: »Varzil hat mit mir gesprochen, als sei ich eine Priesterin Avarras.«
   Beide Frauen gingen, ohne es merkwürdig zu finden, von der Voraussetzung aus, daß Melora genau wußte, was Carlina widerfahren war und warum. Melora sagte: »Ihr gehört immer noch der Göttin, oder nicht?«
   »Immer. Aber selbst wenn ich zum See des Schweigens zurückkehren könnte, bin ich mir nicht sicher, ob ich es tun sollte. Ich glaube, wir haben auf unserer kleinen Insel zu isoliert gelebt, geschützt von mächtigem Zauber, und es hat uns nicht gekümmert, was in der Welt draußen vorgeht. Und doch… wie können unverheiratete Frauen ohne das in Sicherheit zusammenleben?«
   »Die Schwesternschaft vom Schwert tut es«, stellte Melora fest.
   »Aber sie haben Mittel, sich zu schützen, die wir nicht haben«, wandte Carlina ein und dachte: Ich könnte niemals ein Schwert schwingen: ich bin eine Heilerin, ich bin eine Frau… Mir scheint es nicht zum Leben einer Frau zu gehören,

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