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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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»Bring mich über den See zur Insel - schnell!«
   »Das kann ich nicht tun, Sir. Es ist verboten. Wenn die Lady dort übersetzen will, werde ich sie hinbringen. Aber keinen Mann. Es ist nicht erlaubt, die Göttin verbietet es.«
   »Blödsinn«, knurrte Bard. »Wie kannst du behaupten zu wissen, was die Unsterblichen wollen, wenn wir einmal annehmen, daß es Götter und Göttinnen überhaupt gibt? Und wenn es den Priesterinnen nicht paßt, nun, dann gibt es doch nichts, was sie dagegen tun können.«
   »Ich möchte nicht verantwortlich für Euren Tod sein, vai dom .«
   »Werdet nicht albern, alte Dame. Steigt sofort in das Boot und rudert mich hinüber!«
   »Schimpft mich nicht albern, Sir; Ihr wißt nicht, über was Ihr redet. Das Boot würde Euch nicht hinüber ans andere Ufer bringen. Mich ja, die Lady ja, aber Euch auf gar keinen Fall.«
   Bard kam zu dem Schluß, die Frau sei schwachsinnig. Wahrscheinlich hatten die Priesterinnen ihr aus Mildtätigkeit das Fähramt übertragen, aber ihre Hauptaufgabe war es sicher, Leute abzuschrecken. Nun, er fürchtete sich nicht. Er zog seinen Dolch.
   »Siehst du das? Steig ins Boot! Sofort!«
   »Das kann ich nicht«, jammerte sie, »wirklich, ich kann es nicht! Das Wasser ist nur ungefährlich, wenn die Priesterinnen es so haben wollen! Ich fahre nie hinüber, außer sie rufen mich von der anderen Seite!«
   Bard runzelte die Stirn. Er erinnerte sich an die verhexte Furt in der Nähe von Morays Mühle, wo ein ruhiger, seichter Fluß sich plötzlich in einen wilden Strom verwandelt hatte. Doch er drohte mit seinem Dolch.
   »Das Boot!«
   Die Frau tat zitternd einen Schritt und noch einen, dann brach sie schluchzend zusammen wie ein nasses Kleiderbündel. »Ich kann nicht«, wimmerte sie. »Kann nicht!«
   Bard hätte sie am liebsten getreten. Statt dessen stieg er mit vorgeschobenem Kinn über ihren am Boden liegenden Körper, setzte sich in das Boot, ergriff das Ruder und trieb das Boot mit ein paar langen, kräftigen Schlägen ins Wasser hinaus.
   Das Seewasser war unruhig und hatte eine starke Unterströmung, die das kleine Boot wie einen Korken umherwarf. Bard hatte der gleichen noch nie erlebt. Aber er war stark und hatte auf dem Mirion-See gelernt, kleine Boote durch hohe Wellen zu steuern. Er hielt mit gleichmäßigen Schlägen weiter auf die Insel zu…
   … und entdeckte zu seiner Bestürzung, daß er irgendwie herumgedreht worden war, und statt auf die Insel des Schweigens zuzuhalten, fuhr das Boot genau auf den Sandstrand zu, wo die Hütte der Fährfrau stand.
   Bard fluchte hilflos, als er spürte, daß das Boot von der unheimlichen Unterströmung erfaßt und zu dem Ufer zurückgetragen wurde, das er gerade verlassen hatte. Er stieß sich mit dem Ruder ab und brachte sein Fahrzeug wieder ins Wasser hinaus. Er brauchte seine ganze Kraft, um das Boot in dem Kanal zu halten, aber so sehr er sich auch anstrengte, er kam der Insel nicht näher. Langsam, unausweichlich trieb das Boot in Kreisen dahin, ganz gleich, wie er ruderte. Die Fährfrau hatte sich auf die Knie erhoben und beobachtete ihn unter gackerndem Gelächter. Dann hielt das Boot von neuem auf das Ufer zu, schoß hinauf, scharrte über den Sand, und Bard jagte es mit seinem letzten Ruderschlag ein Stück über festen Boden.
   Die kleine Fährfrau gackerte: »Ich habe es Euch gesagt, Sir. Und wenn Ihr es den ganzen Tag und die ganze Nacht versuchtet! Das Boot schwimmt nicht zur Insel hinüber, wenn die Priesterinnen es nicht rufen.«
   Bard bildete sich ein, auf den Gesichtern einiger seiner Männer ein Grinsen zu sehen. Er blickte mit solcher Wut um sich, daß sie sofort völlig unbewegte Mienen annahmen. Er machte drohend einen Schritt auf die alte Frau zu. Am liebsten hätte er ihr den Hals umgedreht. Aber schließlich war sie nur eine alte Schwachsinnige.
   Vor ihr aufragend, überlegte er. Die Furt bei Morays Mühle war verzaubert gewesen. Offenbar war auch dies Boot hier mit einem Zauberbann belegt. Wie dem auch sein mochte, wenn die Priesterinnen ihm Carlina wirklich vorenthalten wollten - und es sah ja ganz danach aus -, würde ein Mann allein nur auf immer neue Hexereien stoßen.
   Vielleicht konnte eine Leronis das Wasser beruhigen, wie Melora es bei Morays Mühle getan hatte, und seine Männer konnten mit ihren Pferden hinüberschwimmen.
   »Melisandra!«
   Sie trat gleichmütig zu ihm. Er hätte gern gewußt, ob sie hinter

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