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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gesichter ihn durch den Nebel berührte, würde es ihm mit seiner Kälte allen Mut und alles Leben entziehen, und er würde sterben. Der Nebel würde sich bis auf die Knochen durchbeißen, und dann fiele er aus dem Sattel, kraftlos und schreiend, und stände nie wieder auf. Er riß an den Zügeln seines Pferdes und versuchte, hinter Melisandra und seinen fliehenden Männern herzugaloppieren. Aber er war erstarrt, und die Stute zitterte unter ihm und rührte sich nicht vom Fleck. Er hatte einmal gehört, daß die Große Mutter die Gestalt einer Stute annehmen konnte… Hatte sie sein Pferd behext?
   Die Gesichter kamen immer näher, grauenhaft und formlos, die Gesichter alter Männer, vergewaltigter Frauen, Leichen mit von den Knochen hängendem Fleisch. Von irgendwoher wußte Bard, daß es die Männer waren, die er in die Schlacht und den Tod geführt hatte, alle die Männer, die er getötet hatte, alle die Frauen, die er vergewaltigt oder verbrannt und aus ihren Häusern vertrieben hatte, das schreiende Gesicht einer Frau bei der Plünderung Scaravels, als er ihr das Kind weggerissen und es über die Mauer geworfen hatte, um es auf den Steinen unten zerschmettern zu lassen… Eine Frau, die er bei der Eroberung Scathfells genommen hatte, als ihr Mann tot neben ihr lag… ein kleines Mädchen, zerschlagen und blutend, nachdem ein Dutzend Männer sie mißbraucht hatte… Lisarda, in seinen Armen weinend… Beltran, das Fleisch von den Knochen geschmolzen… Die Gesichter waren jetzt so nahe, daß sie formlos wurden. Sie schwappten um seine Füße, seine Knie, stiegen höher und höher. Sie wickelten sich um seine Lenden, saugend, beißend, und unter der Kleidung fühlte er seine Genitalien schrumpfen und verdorren. Sie entmannten ihn. Die Kälte stieg in seinen Bauch. Wenn sie ihm erst in die Kehle biß, würde sein Atem stocken, und er mußte ersticken, fallen, sterben…
   Bard schrie, und irgendwie gab der Laut ihm so viel Kraft zurück, daß er die Zügel fassen und seine Fersen der Stute heftig in die Weichen bohren konnte. Sie bockte und raste davon. Bard klammerte sich fest, ließ sie laufen, ihn irgendwohin tragen, nur fort von diesem Ort. Er verlor die Steigbügel, er verlor die Zügel, aber die Panik gab ihm die Kraft, sich auf dem Rücken des Pferdes zu halten. Endlich verlangsamte die Stute ihren rasenden Lauf zum Schritt. Bard kam wieder zu Bewußtsein. Benommen stellte er fest, daß er hinter seinen Männern und neben Melisandra ritt.
   Wenn sie ein einziges Wort sagt, wenn sie mit einer Silbe andeutet, sie habe mich gewarnt und ich hätte ihrem Rat folgen sollen, schlage ich sie! Irgendwie schien diese verdammte Frau bei ihren Gefechten immer am besten abzuschneiden! Es machte ihn sterbenskrank, sie um sich haben und sich von ihr verhöhnen lassen zu müssen! Wenn sie ein Wort darüber sagte, welch lächerliche Figur er abgegeben hatte, als er entfloh…
   »Wenn dir Frömmigkeit und Keuschheit so verdammt gut gefallen«, fuhr er sie an, »und wenn du dich über meine Niederlage so freust, warum gehst du nicht und bleibst dort?« Aber sie gab ihm keine höhnischen Blicke. Sie sah ihn überhaupt nicht an. Sie hatte den Schleier übers Gesicht gezogen und weinte lautlos unter seinem Schutz.
   »Ich würde ja gehen«, flüsterte sie. »So gern würde ich gehen! Aber sie wollten mich nicht haben.« Und sie senkte den Kopf und sah ihn nicht mehr an.
   Bard ritt weiter, krank vor Wut. Wieder war Carlina ihm entschlüpft! Wieder hatte sie ihn zum Narren gehalten, als er ihrer sicher zu sein glaubte! Und er war immer noch an Melisandra gebunden, die er zu hassen begann! Als sie den steilen Pfad hinaufritten, drehte er sich um und schüttelte wütend die Faust gegen den See, der still und blaß in der Abenddämmerung hinter ihnen lag.
   Er würde zurückkommen. Die Frauen dort hatten ihn einmal zurückgeschlagen, aber er würde eine Möglichkeit finden, und dann sollten sie ihn nicht mit ihrer Hexenkunst vertreiben! Sie sollten sich nur in acht nehmen!
   Und wenn Carlina sich dort versteckte, sollte auch sie sich in acht nehmen!

4
    In den Kilghardbergen war der Sommer eingezogen, und mit ihm die Jahreszeit, in der die Harzbäume sich entzündeten und Waldbrände entstanden. Jeder verfügbare Mann wurde zur Feuerwache eingeteilt. An einem Tag im Spätsommer ritt Bard di Asturien mit einer kleinen Schar ausgewählter Männer und Leibwächter südwärts, und schließlich überquerte er die

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