Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
Dunkle Bäume streckten biegsame Äste über das dunkle Wasser, das vor der niedrigstehenden Abendsonne schwarz wirkte. Als sie näher kamen, hörten sie das klagende Quaken von Fröschen. Sie bahnten sich einen Weg durch das nasse Sumpfland am Ufer. Die Hufe der Pferde verursachten saugende, schmatzende Laute.
Puh, war das ein schauriger Ort! Carlina sollte dankbar sein, daß er kam, sie wegzuholen! Vielleicht war es ganz vernünftig von ihr gewesen, hier Zuflucht zu suchen, so daß sie nicht aus politischen Gründen zu irgendeiner Heirat gezwungen werden konnte. Aber sicher waren sieben Jahre in Frömmigkeit und Gebet, abgesondert von allen Männern, genug! Ihr Leben als Prinzessin Carlina, Gemahlin des Armeebefehlshabers des Königs, würde ganz anders sein!
Und jetzt stieg von der Oberfläche des Sees Nebel auf. Dicke Schwaden wirbelten und trieben auf sie zu, bis Bard kaum noch den Pfad vor sich sehen konnte. Die Männer murrten; schon die Luft schien dick und drückend zu sein. Der kleine Rory, der auf seinem Pony an Bards Seite ritt, hob sein blasses, ängstliches Gesicht.
»Bitte, vai dom , wir sollten umkehren. Wir werden uns in dem Nebel verirren. Und sie wollen uns nicht hier, das fühle ich.«
»Benutze das Gesicht«, befahl Bard. »Was siehst du?«
Das Kind zog seinen Sehstein hervor und blickte gehorsam hinein, aber sein Gesicht war verzerrt, als kämpfe es gegen das Weinen an.
»Nichts. Ich sehe nichts, nur den Nebel. Sie versuchen, sich vor mir zu verstecken. Sie sagen, es sei ein Frevel, wenn ein Mann sich hier aufhalte.«
Bard spottete: »Nennst du dich selbst einen Mann?«
»Nein«, antwortete das Kind, »aber sie nennen mich so und sagen, ich darf nicht hier sein. Bitte, mein Lord Wolf, laßt uns umkehren! Die Dunkle Mutter hat mir ihr Gesicht zugewandt, aber sie ist verschleiert, sie ist zornig - o bitte, mein Lord, es ist uns verboten hierherzukommen, wir müssen umdrehen und wieder weggehen, oder es wird etwas Schreckliches geschehen!«
Bard fragte sich wütend und enttäuscht, ob diese Hexen auf der Insel glaubten, sie könnten ihn verscheuchen, indem sie einem harmlosen kleinen Jungen mit einem Sehstein Streiche spielten. »Halt den Mund und versuche, wie ein Mann zu handeln«, befahl er dem Jungen streng. Das Kind schnüffelte, wischte sich das Gesicht ab und ritt schweigend weiter. Es zitterte.
Der Nebel wurde dichter und noch dunkler. Zog ein Sturm auf? Seltsam, denn auf dem Berg über dem See war das Wetter strahlend schön gewesen. Wahrscheinlich war es die Feuchtigkeit, die aus diesem ungesunden Sumpfland aufstieg.
Welch ein abergläubischer Haufen seine Männer waren, daß sie über ein bißchen Nebel murrten!
Plötzlich begann der Nebel zu kreisen und sich zusammenzuballen und zu irgendeinem Muster zu formen. Bards Pferd trat nervös zur Seite, als die wirbelnden Schwaden sich genau vor ihm zur Gestalt einer Frau zusammenfügten. Es war kein Nebelgeist, sondern eine Frau, ebenso aus Fleisch und Blut und wirklich wie er selbst. Er konnte jede Strähne des weißen Haares sehen, das ihr zu beiden Seiten ihres Gesichts in Zöpfen niederfiel. Dies Gesicht war bis auf ein paar Zoll von einem dichtgewebten schwarzen Schleier verdeckt. Die Frau trug einen schwarzen Rock und über einer Art Hemd aus groben Leinen das einfache dicke Stricktuch einer Bäuerin. Um ihre Taille schlang sich ein gewebter Gürtel mit farbigen Mustern, von dem ein sichelförmiges Messer mit schwarzem Griff niederhing.
Sie hob mit strenger Geste die Hand.
»Geh zurück«, befahl sie. »Du weißt, daß kein Mann hierherkommen darf. Dies ist heiliger Boden, der Dunklen Mutter geweiht. Es gibt hier Treibsand und andere Gefahren, von denen du nichts weißt. Kehre um.«
Bard öffnete den Mund, und er hatte einige Schwierigkeiten, seine Stimme zu finden. Endlich sagte er: »Ich habe nicht die Absicht, Euch, Mutter, oder irgendeiner der frommen Dienerinnen Avarras ein Leid anzutun oder es an Respekt fehlen zu lassen. Ich bin hier, um meine Verlobte Carlina di Asturien, Tochter des verstorbenen Königs Ardrin, nach Hause zu geleiten.«
»Hier sind keine verlobten Bräute«, erwiderte die alte Priesterin. »Nur die geschworenen Schwestern Avarras, die hier in Frömmigkeit und Gebet leben, und ein paar Büßerinnen und Pilgerinnen, die zur Heilung ihrer Wunden und zur Erleichterung ihrer Bürden eine Jahreszeit bei uns verweilen.«
»Ihr weicht
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