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Darkover 10 - Die zerbrochene Kette

Titel: Darkover 10 - Die zerbrochene Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Sie stellte ihren fast unberührten Teller hin, stand auf und ging in das Zelt, das sie mit Kindra teilte. Kurz darauf folgte die Anführerin der Amazonen ihr und sagte erstaunt: »Ihr habt ja gar nichts gegessen, meine Dame. Darf ich Euch etwas bringen?«
   »Ich habe keinen Hunger«, stieß Rohana hervor. Sie warf ihre Kapuze zurück. In dem dämmerigen Licht zeigte sich Haar von der feuerroten Farbe, die sie als Mitglied der telepathischen Kaste der Comyn auswies, der Kaste, die die Sieben Domänen seit undenklichen Zeiten regierte. Zwar war es geschnitten worden, aber nichts konnte seine Farbe verbergen. Kindra runzelte die Stirn, als die Comyn -Frau fortfuhr:
   »Der Anblick dieser Trockenstädterinnen hat mir den Appetit verdorben. Wie ertragt Ihr es, das anzusehen, Kindra, die Ihr so für die Freiheit der Frauen eintretet?«
   Kindra zuckte leicht die Schultern. »Ich empfinde keine große Sympathie für sie. Jede einzelne von ihnen könnte sich befreien, wenn sie nur wollte. Wenn sie lieber Ketten tragen, als das Interesse ihrer Männer zu verlieren oder sich von ihren Müttern und Schwestern zu unterscheiden, werde ich mein Mitleid nicht an sie verschwenden und mir erst recht nicht Schlaf oder Appetit vergehen lassen. Sie nehmen ihre Gefangenschaft hin wie ihr von den Domänen die eure, und um die Wahrheit zu sagen, ich sehe da keinen großen Unterschied. Vielleicht sind die Trockenstädterinnen sogar ehrlicher, denn sie bekennen sich zu ihren Ketten und tun nicht, als seien sie frei. Eure Ketten dagegen sind unsichtbar - und lasten doch mit dem gleichen Gewicht auf euch.«
   Rohanas blasses Gesicht wurde rot vor Zorn. »Dann frage ich mich, warum Ihr dieser Mission überhaupt zugestimmt habt! Geht es Euch nur darum, Eure Bezahlung zu verdienen?«
   »Darum natürlich auch«, erwiderte Kindra ungerührt. »Aber es geht mir hier noch um mehr«, setzte sie in sanfterem Ton hinzu. »Lady Melora, Eure Verwandte, wurde gegen ihren Willen gefangengenommen und hat ihre Form der Dienstbarkeit nicht selbst gewählt. Wie Ihr mir berichtet habt, überfiel Jalak von Shainsa - möge seine Mannheit verdorren! - ihre Eskorte, erschlug ihre Leibgarde und entführte sie mit Gewalt, weil er aus Rache oder aus purer Lust an der Grausamkeit eine Leronis der Comyn als seine Frau - oder seine Konkubine, da bin ich mir nicht sicher - versklaven wollte.«
   »In den Trockenstädten scheint es so gut wie dasselbe zu sein«, bemerkte Lady Rohana bitter, und Kindra nickte.
   »Einen sehr großen Unterschied erkenne ich nirgends, vai domna , aber ich erwarte nicht, daß Ihr mir beipflichtet. Wie dem auch sei, Lady Melora wurde in eine Sklaverei geführt, die sie nicht gewählt hatte, und ihre überlebenden Verwandten konnten oder wollten sie nicht rächen.«
   »Einige haben es versucht.« Rohanas Stimme bebte. »Sie verschwanden spurlos, der erste, der zweite und der dritte. Dieser war meines Vaters jüngster Sohn, mein Halbbruder, und er war Meloras Pflegebruder und als ihr Spielgefährte aufgewachsen.«
   » Die Geschichte habe ich gehört. Jalak schickte den Ring zurück, der noch am Finger saß, und brüstete sich, ebenso oder schlimmer mit jedem anderen zu verfahren, der käme, sie zu rächen. Aber das ist zehn Jahre her, Lady, und wenn ich in Lady Meloras Schuhen stände, würde ich nicht am Leben bleiben, um weitere Verwandte in Gefahr zu bringen. Inzwischen hat sie zwölf Jahre lang in Jalaks Haushalt gelebt, und da kann ihre Sehnsucht nach Rettung heute nicht mehr groß sein. Man könnte sich vorstellen, daß sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden hat.«
   Rohana errötete. »Das haben wir tatsächlich geglaubt. Cassilda erbarme sich meiner, auch ich machte ihr in Gedanken Vorwürfe und wünschte ihr eher den Tod als ein Leben zu unser aller Schande in Jalaks Haus.«
   »Und doch seid Ihr jetzt hier«, stellte Kindra fest, und obwohl es keine Frage war, antwortete Lady Rohana. »Ihr wißt, was ich bin: Eine Leronis , eine im Turm ausgebildete Telepathin. Melora und ich waren als junge Mädchen zusammen im Dalereuth-Turm. Keine von uns wollte fürs ganze Leben dort bleiben, aber bevor ich den Turm verließ, um zu heiraten, lernten wir, gegenseitig unsere Gedanken zu lesen. Dann kam ihre Tragödie. In den darauffolgenden Jahren hatte ich die Sache so gut wie vergessen; für mich war Melora tot oder doch wenigstens völlig außerhalb der Reichweite meiner Gedanken. Dann - es ist nicht länger

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