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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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er allen Raum im Zimmer einnahm, um sie alle vier in seinen Armen halten zu können. Sowohl Damon als auch Callista nahmen seinen impulsiven Gedanken auf: Ich wünschte, ich könnte überall gleichzeitig sein! Ich möchte euch alle gleichzeitig lieben! Damon rückte nahe an Andrew heran und umfasste ihn in dem verworrenen Wunsch, an diesem intensiven Entzücken irgendwie teilzunehmen. Und schon nahm er teil an der sich langsam erneuernden Erregung, an den sanften, leidenschaftlichen Liebkosungen...
    Dann ein Schock, Entsetzen – Zum Teufel, was geht hier vor? –, als Andrew sich bewusst wurde, wem die ihn streichelnden Hände gehörten. Das zarte Netz des Kontaktes zerschellte wie brechendes Glas, barst mit einem harten, physischen Schock. Callista gab einen kurzen, gebrochenen Schrei wie ein Schluchzen von sich, und Ellemir rief beinahe laut: Oh, Andrew, wie konntest du. . .!
    Andrew lag ganz still und zwang sich mit aller Willenskraft, nicht körperlich von Damon abzurücken. Er ist mein Freund. Es ist nicht so wichtig. Aber der Augenblick war vorüber. Damon drehte sich um, begrub sein Gesicht im Kissen und stieß rau hervor:
    »Zandrus Hölle, Andrew, wie lange müssen du und ich noch Angst voreinander haben?‹
    Blinzelnd kam Andrew aus dem Strudel der Verwirrung wieder an die Oberfläche. Er war sich nur vage im Klaren darüber, was geschehen war. Er wandte sich zur Seite, legte eine Hand auf Damons zitternde Schulter und sagte unbeholfen: »Es tut mir Leid, Bruder. Du hast mich erschreckt, das ist alles.«
    Damon hatte sich wieder unter Kontrolle, aber es hatte ihn im Augenblick äußerster Verletzlichkeit getroffen, als er für sie alle ganz offen gewesen war, und die Zurückweisung hatte ihm unvorstellbaren Schmerz zugefügt. Er war ein Ridenow und Empath, und Andrews Reue und Schuldbewusstsein machten ihn traurig. »Noch eins von deinen kulturellen Tabus?‹
    Andrew nickte erschüttert. Er war nie auf den Gedanken gekommen, etwas, das er tat, irgendetwas, könne Damon so sehr wehtun. »Es tut mir Leid, Damon, wirklich. Es war nur eine Art... eine Art Reflex, mehr nicht.« Verlegen, immer noch entsetzt über die Ungeheuerlichkeit, die er Damon angetan hatte, beugte er sich zu ihm und umarmte ihn kurz. Damon lachte, erwiderte die Umarmung und setzte sich auf. Er fühlte sich ausgelaugt und mitgenommen, aber nicht mehr desorientiert.
    Schockbehandlung, sagte er sich. Bei Hysterie wirkte gutes Zureden, aber ein harter Schlag auch. Er stand auf, wusch sich und zog sich an, und er war dankbar, dass er sich wieder fest und wirklich fühlte. Nüchtern dachte er, dass es im Grunde nicht so schlimm gewesen war. Diesmal war Andrew, als eins seiner tief verwurzelten Tabus verletzt wurde, nicht davongelaufen und hatte nicht versucht, sich loszureißen. Er hatte erkannt, dass er Damon verletzt hatte, und es akzeptiert.
    Beide Männer blieben für kurze Zeit im Vorderzimmer der Suite zurück, als die Frauen sich angezogen hatten und gegangen waren. Andrew streifte Damon mit einem Blick. Ob er ihm noch böse war?
    »Nicht böse«, sagte Damon laut. »Ich hätte damit rechnen müssen. Du hast immer Angst vor männlicher Sexualität gehabt, nicht wahr? In jener ersten Nacht, als du und Callista in Rapport mit Ellemir und mir tratet, spürte ich das. Später hatte ich mir über so viel anderes Sorgen zu machen, dass ich es vergaß, aber als wir uns in der Verbindung zufällig berührten, gerietest du in Panik.« Wieder fühlte er Andrews Ansatz zu einer Erwiderung, seinen beunruhigten Rückzug. »Ist es kulturell notwendig, jede männliche Sexualität außer deiner eigenen als Bedrohung zu empfinden?«
    »Ich habe keine Angst davor«, antwortete Andrew mit einer Spur Ärger, »ich fühle mich abgestoßen, wenn sie sich auf mich richtet.«
    Damon zuckte die Schultern. »Menschen sind keine Herdentiere, die jedes andere Männchen als Rivalen oder Bedrohung betrachten. Ist es dir unmöglich, Freude an männlicher Sexualität zu haben?«
    »Ja, zum Teufel«, stieß Andrew voller Abscheu hervor. »Kannst du es vielleicht?«
    »Natürlich«, sagte Damon erstaunt. »Ich liebe die... die Wahrnehmung deiner Männlichkeit, wie ich die Weiblichkeit bei den Frauen liebe. Ist das so schwer zu verstehen? Es bringt mir meine eigene... eigene Mannheit... stärker zum Bewusstsein... « Mit verlegenem Lachen unterbrach er sich. »Wie kann es zwischen uns solche Schwierigkeiten geben? Selbst die Telepathie bringt keine Verständigung, weil es

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