Darkover 12 - Der verbotene Turm
keine geistigen Bilder gibt, die die Worte illustrieren.« Ruhiger setzte er hinzu: »Ich bin nicht homosexuell, Andrew. Aber diese... diese Art von Furcht kann ich kaum begreifen.«
Andrew brummte, ohne ihn anzusehen: »Ich vermute, es ist nicht so besonders wichtig. Nicht hier.«
Es bestürzte Damon, dass eine für ihn so einfache Sache in seinem Freund so starke Zweifel an sich selbst, so viel echte Furcht erzeugten. Beunruhigt sagte er: »Nein, das nicht. Aber, Andrew, wir sind mit Zwillingsschwestern verheiratet. Wir werden wahrscheinlich den Großteil unseres Lebens zusammen verbringen. Muss ich immer Angst davor haben, dass ein Augenblick, in dem ich dir... Zuneigung zeige, dich abstößt und so aus der Fassung bringt, dass wir alle, auch die Frauen, dadurch verletzt werden? Wirst du immer davor zittern, dass ich... eine unsichtbare Grenze überschreite, dass ich dich zu, etwas zwingen will, das... das dich mit Abscheu erfüllt? Wie lange... « – seine Stimme brach – »wie lange wirst du vor mir noch auf der Hut sein?«
Andrew wand sich vor Verlegenheit. Er wünschte sich tausend Meilen weit fort, um nicht Damons Fragen, Damons Nähe ausgesetzt zu sein. Bisher war ihm noch nie ganz klar geworden, was es bedeutete, Telepath und Teil einer Gruppe wie dieser zu sein, wo es keine Möglichkeit gab, sich zu verstecken. Jedes Mal, wenn sie versuchten, sich voneinander abzuschließen, gerieten sie in Schwierigkeiten. Sie mussten den Tatsachen ins Auge sehen. Plötzlich hob Andrew den Kopf und sah Damon gerade an. Mit leiser Stimme sagte er: »Sieh mal, du bist mein Freund. Alles, was du möchtest, wird... wird für mich immer in Ordnung sein. Ich werde versuchen, mich... über manche Dinge nicht so aufzuregen. Es... « – nicht einmal ihre Hände berührten sich, aber Andrew hatte die Empfindung, als ständen Damon und er dicht beieinander und umarmten sich wie Brüder – »... Es tut mir Leid, dass ich deine Gefühle verletzt habe. Das möchte ich um nichts in der Welt, Damon, und das solltest du mittlerweile wissen.«
Damon blickte zu ihm auf. Es rührte und erschütterte ihn, denn er erkannte, welche ungeheure Tapferkeit es für Andrew bedeutete, das zu sagen. Ein Außenseiter, und doch hatte er sich so weit angepasst. Er war ihm auf mehr als halbem Wege entgegengekommen, um den Riss zwischen ihnen zu heilen. So berührte Damon den Freund leicht am Handgelenk. Es war die federleichte Berührung, mit der sich Telepathen der gegenseitigen Verbundenheit vergewisserten. Sehr sanft sagte er: »Und ich werde versuchen, mir immer vor Augen zu halten, dass dir dies noch fremd ist. Du bist jetzt so sehr einer von uns, dass ich vergesse, dir Zugeständnisse zu machen. Und nun genug davon. Es ist Arbeit zu tun. Ich muss überall in den Archiven von Armida nachsehen, ob ich eine Erwähnung des alten Jahresende-Festes vor dem Zeitalter des Chaos und dem Brand von Neskaya finde. Habe ich keinen Erfolg, muss ich in den Aufzeichnungen der anderen Türme suchen, und ein Teil dieser Arbeit kann nur durch die telepathischen Relais geschehen. Ich kann nicht nach Arilinn, nach Neskaya und nach Dalereuth reisen. Aber ich bin überzeugt, dass wir die Antwort eines Tages haben werden.«
Er begann, Andrew davon zu erzählen. Immer noch fühlte er sich müde und deprimiert, eine unvermeidliche Reaktion auf die lange Reise durch die Überwelt. Damon sagte sich, er dürfe für seinen eigenen seelischen Zustand nicht Andrew verantwortlich machen. Wenn sie erst alle wieder ins normale Leben zurückgefunden hatten, würde es leichter sein.
Aber wenigstens, dachte er, gab es jetzt so etwas wie eine Hoffnung darauf.
16
Die Suche in den Archiven von Armida förderte nichts zu Tage. Es gab Aufzeichnungen über alle Arten von Festen, die zur einen oder anderen Zeit in den Kilghardbergen gebräuchlich gewesen waren, aber das einzige Jahresende-Fest, das Damon entdecken konnte, war ein altes Fruchtbarkeitsritual. Es hatte sich beträchtliche Zeit vor dem Brand von Neskaya schon überlebt und überhaupt keinen Bezug auf Callistas Problem. Doch sie war jetzt, wo die Suche im Gange war, geduldig, und ihr Gesundheitszustand besserte sich.
Ihre Menstruation war zweimal wiedergekehrt. Damon hatte darauf bestanden, dass sie jedes Mal der Vorsicht halber einen Tag im Bett verbrachte. Er war darauf vorbereitet gewesen, ihre Kanäle nochmals zu säubern, wenn es sein musste, aber sie blieben rein. Es war ein gutes Zeichen für ihren körperlichen
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