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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mir beinahe wünschte, ich wüsste, wie ich dies Begehren erwidern könne.«
    Plötzlich brach ihre Stimme. Ellemir hörte einen wilden Unterton
heraus, der ganz wie Entsetzen klang. »Oh, Ellemir, Elli, wenn ich
selbst vor deiner Berührung zurückschrecke – vor der Berührung
meiner Zwillingsschwester – was werde ich Andrew antun? Oh,
gnädiger Avarra, wie tief werde ich ihn verletzen?«
    »Breda,
Andrew liebt dich, sicher wird er verstehen... «
    »Vielleicht ist es nicht genug, dass er versteht! Oh, Elli, selbst
wenn es jemand wie Damon wäre, der die Gebräuche der Türme
kennt, der weiß, was eine Bewahrerin ist, hätte ich Angst! Und An
drew weiß oder versteht es nicht, und es gibt keine Worte, es ihm zu
sagen! Und auch er hat die einzige Welt verlassen, die er je kannte,
und was kann ich ihm dafür geben?«
    Ellemir beschwichtigte sie: »Aber du bist von dem Bewahrerinne
neid entbunden worden.« Die Gewohnheit vieler Jahre, das war ihr
klar, konnte nicht in einem Tag durchbrochen werden, doch sobald
Callista sich von ihren Ängsten befreit hatte, würde sicher alles gut
werden. Sie drückte Callista an sich und sagte zärtlich: »Die Liebe
ist nichts, wovor man sich zu fürchten hat,
Breda,
auch wenn sie dir seltsam oder erschreckend vorkommen mag.«
    »Ich wusste, du würdest es nicht verstehen.« Callista seufzte. »Im Turm waren andere Frauen, die nicht nach den Gesetzen für Bewahrerinnen lebten, die frei waren, der Verbundenheit, die uns alle umschlang, Ausdruck zu geben. Es war so viel... so viel Liebe unter uns, und ich wusste, wie glücklich es sie machte, zu lieben oder auch nur das Verlangen zu befriedigen, wenn es keine Liebe war, sondern nur... Bedürfnis – und Freundlichkeit.« Sie seufzte noch einmal. »Ich bin nicht unwissend, Ellemir«, erklärte sie mit eigentümlicher, verlorener Würde. »Unerfahren, ja, weil ich bin, was ich bin, aber nicht unwissend. Ich habe gelernt, mir dessen nicht... nicht sonderlich bewusst zu sein. Es war auf diese Weise einfacher, aber ich wusste Bescheid, o ja. Ebenso wie ich zum Beispiel weiß, dass du Liebhaber vor Damon gehabt hast.«
    Ellemir lachte. »Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht. Wenn ich zu dir nicht darüber sprach, dann nur, weil ich die Gesetze kenne, unter denen du lebtest – sie wenigstens so gut kannte, wie sie ein Außenstehender kennen kann –, und das schien eine Mauer zwischen uns zu sein.«
    »Aber du musst doch erkannt haben, dass ich dich darum beneidete«, sagte Callista. Ellemir setzte sich im Bett hoch und sah ihre Zwillingsschwester überrascht und schockiert an. Sie konnten sich nur undeutlich sehen. Eine kleine grüne Mondsichel hing blass vor ihrem Fenster. Stockend fragte Ellemir: »Beneiden... mich? Ich dachte... ich war überzeugt, eine Bewahrerin, die ihr Gelübde abgelegt hat, würde mich verachten oder es als Schande ansehen, dass ich – dass eine Comynara auch nicht anders ist als eine Bauersfrau oder ein Tierweibchen in Hitze.«
    »Dich verachten? Niemals!«, versicherte Callista. »Wenn wir Bewahrerinnen nicht viel darüber sprechen, dann nur aus Furcht, wir könnten nicht im Stande sein, unsere Andersartigkeit zu ertragen. Sogar die anderen Frauen in den Türmen, die unsere Isolation nicht teilen, betrachten uns als fremdartig, als beinahe nichtmenschlich... Absonderung, Stolz wird unsere einzige Verteidigung. Es ist, als wollten wir eine Wunde verbergen, unsere eigene... Unvollständigkeit verbergen.«
    Ihre Stimme bebte. Ellemir dachte, dass das Gesicht ihrer Schwester in dem trüben Mondlicht tatsächlich nichtmenschlich leidenschaftslos aussah, als sei es in Stein gehauen. Ihr war, als sei Callista herzzerreißend fern von ihr, als sprächen sie über eine große, schmerzende Kluft hinweg.
    Ihr ganzes Leben lang hatte Ellemir gelernt, von einer Bewahre-rin als einer weit über ihr stehenden Person zu denken, die verehrt, beinahe angebetet werden musste. Sogar ihre eigene Schwester, ihr Zwilling, war wie eine Göttin, weit außer Reichweite. Einen Augenblick lang hatte sie die schwindelnde Vorstellung, es sei umgekehrt, und das erschütterte ihre Überzeugungen. Jetzt war es Callista, die zu ihr aufblickte, sie beneidete, Callista, die auf gewisse Weise jünger war als sie und viel verwundbarer, nicht mehr in die ferne Majestät Arilinns gekleidet, sondern eine Frau wie sie, zerbrechlich, unsicher... Sie flüsterte: »Ich wünschte, ich hätte das über dich früher gewusst, Callie.«
    »Ich

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