Darkover 18 - Hasturs Erbe
sagte er. »Ich mußte den schweren Weg gehen. Jeder der Offiziere wußte, daß ich am leichtesten umzuwerfen war. Nachdem mein Arm durch… durch einen Unfall ausgerenkt wurde«, sagte er, doch Regis spürte, daß er etwas anderes hatte sagen wollen, »tat ich Gabriel schließlich leid, und er hat mir ein paar von seinen Geheimnissen verraten. Doch meistenteils verließ ich mich darauf, mich von den Offizieren fernzuhalten. Mit vierzehn war ich kleiner als du, Dani.«
Regis Verwirrung ließ etwas nach. Er sagte: »Aber es ist nicht so leicht, sich fernzuhalten.«
Lew sagte ruhig: »Ich weiß. Ich denke, sie haben ihren Grund dafür. Es ist eine gute Ausbildung, seine Gedanken beieinanderzuhalten und ständig auf dem Sprung sein zu müssen. Später war ich dafür dankbar, als ich auf Patrouille war und mich mit kräftigen Betrunkenen und Schlägern abgeben mußte, die zweimal so stark wie ich waren. Aber das Lernen hat mir keine Freude gemacht, glaubt mir. Ich erinnere mich, wie Vater einmal zu mir sagte, es sei besser, von einem Freund ein bißchen verletzt zu werden als eines Tages ernsthaft durch einen Feind.«
»Es ist mir egal, wenn es weh tut«, sagte Danilo, und mit dieser neuen und unerträglichen Wahrnehmung merkte Regis, daß seine Stimme dabei zitterte, als müsse er weinen. »Ich hatte am ganzen Körper blaue Flecken, als ich reiten lernte. Ich kann das aushalten. Was ich nicht leiden kann, ist, wenn es jemandem Spaß macht, mich hinfallen zu sehen. Es war mir egal, als mich Lerrys Ridenow gestern abfing und die halbe Treppe hinunterwarf, weil er sagte, das sei schon immer der gefährlichste Ort für eine Attacke gewesen, und an einem solchen Ort müsse ich immer aufpassen. Ich habe nichts dagegen, wenn sie dabei versuchen, mir etwas beizubringen. Dafür bin ich hier. Aber hin und wieder scheint jemand… Spaß daran zu haben, mir weh zu tun oder mich zu ängstigen.«
Sie hatten die Treppe nun hinter sich gelassen und gingen über eine offene Galerie. Regis konnte Lews Gesicht erkennen, und es sah verschlossen aus. Er sagte: »Ich weiß, daß dies vorkommt. Auch ich verstehe es nicht. Und ich habe auch nie begriffen, warum manche zu glauben scheinen, aus einem Jungen einen Mann zu machen, bedeute auch, ihn brutal zu machen. Wenn wir alle in der Wachhalle gewesen wären, hätte ich mich versucht gefühlt, Regis drei Meter weit zu schleudern, und ich glaube nicht, daß ich sanfter mit ihm umgegangen wäre als jeder andere Offizier. Doch ich mag es nicht, wenn man Leute unnötig verletzt. Ich denke, euer Kadettenmeister würde mich jetzt einer schamlosen Verletzung meiner Pflichten bezichtigen. Erzählt es ihm nicht weiter, ja?« Plötzlich grinste er, und seine Hand fiel kurz auf Danilos Schulter und schüttelte ihn ein wenig. »Und jetzt beeilt euch besser. Ihr werdet zu spät kommen.« Er wandte sich in einen Flur, der nach rechts abzweigte, und ging fort.
Die beiden Kadetten liefen ihren Weg weiter. Regis dachte, daß er nicht gewußt hatte, daß Lew so empfand. Sie mußten ihm hart zugesetzt haben, besonders Dyan. Doch wie konnte er das wissen?
Danilo sagte: »Ich wünschte, alle Offiziere wären wie Lew. Es wäre schön, wenn er Kadettenmeister wäre, nicht wahr?«
Regis nickte. »Ich glaube nicht, daß Lew gerne Kadettenmeister wäre. Und nach allem, was ich gehört habe, nimmt es Dyan sehr genau mit Ehre und Verantwortlichkeit. Hast du ihn im Rat reden hören?«
Danilo verzog den Mund. »Na, du brauchst dir auch keine Sorgen zu machen. Dich kann Lord Dyan leiden. Jeder weiß das!«
»Eifersüchtig?« fragte Regis gutmütig.
»Du bist ein Comyn«, sagte Danilo, »du genießt Sonderbehandlung.«
Diese Worte waren wie eine plötzliche schmerzhafte Erinnerung an die Distanz zwischen ihnen, eine Distanz, die Regis kaum noch gespürt hatte. Es tat weh. Er sagte: »Dani, sei nicht dumm! Du meinst, weil er mich als Partner bei seinen Fechtübungen einsetzt? Das ist eine Ehre. Ich würde gerne mit dir tauschen! Wenn du glaubst, es sind Liebesbeweise, die ich von ihm bekomme, sieh mich irgendwann einmal nackt an - du bist willkommen und mehr als willkommen für Dyans Liebesschläge!«
Auf das plötzliche dunkle Erröten, das Danilos Gesicht überflutete, war er vollständig unvorbereitet, ebenso auf die plötzliche heftige Wut, als dieser sich zu Regis umwandte. »Was meinst du damit?«
Regis starrte ihn bekümmert an. »Nun, daß das Fechten mit
Weitere Kostenlose Bücher