Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 18 - Hasturs Erbe

Titel: Darkover 18 - Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
sein, niemals zu wissen, was andere Menschen denken.«
   Natürlich, dachte Regis, Dani war ein Telepath. Plötzlich merkte er, daß er wieder mit ihm in Kontakt war, und es war ihnen so normal erschienen, daß keiner von beiden es als Telepathie erkannt hatte. Heute beim Rat war es anders gewesen, schrecklich anders. Er mußte wohl doch über Laran verfügen - doch wie war das möglich und seit wann, nachdem es Lew nicht gelungen war, ihn zu erreichen?
   Und dann kehrten die Zweifel und Fragen zurück. Es gab so viele Telepathen, die überall ihr Laran ausbreiteten, daß selbst ein Nichttelepath es auffangen konnte. Es hatte nicht notwendigerweise etwas zu bedeuten. Er fühlte sich zermürbt und hoffte fast verzweifelt, daß er nicht wieder abgeschnitten würde, und halb hatte er auch Angst davor.
   Er blickte wieder auf die Stadt unter ihnen. Es war ihre freie Stunde, in der die Kadetten, falls sie nicht irgendeine entehrende und strafende Maßnahme entgegenzunehmen hatten, tun und lassen konnten, was sie wollten. Den Morgen und frühen Nachmittag verbrachten sie mit Übungen, Schwertkampf und unbewaffnetem Kampf, den verschiedenen militärischen Drills und Kommandos, die sie später als Wachen in der Stadt und auf dem Felde benötigen würden. Später am Nachmittag wurde jedem Kadetten eine Sonderaufgabe zugeteilt. Danilo, der unter seinen Kollegen die beste Handschrift hatte, wurde dem Versorgungsoffizier zugeteilt. Regis hatte die relativ gewöhnliche Aufgabe, zusammen mit einem oder zwei Veteranen in der Stadt Streife zu gehen, in den Straßen für Ordnung zu sorgen, Schlägereien zu verhindern, Taschendiebe und Straßenräuber zu entmutigen. Er merkte, daß er es gern tat und den Gedanken mochte, in der Stadt der Comyn für Ordnung zu sorgen.
   Das Leben im Kadettenkorps war nicht so unerträglich, wie er befürchtet hatte. Ihn störten die harten Betten, das einfache Essen und die ständige Einteilung seiner Zeit nicht. In Nevarsin hatte man ihn noch rigoroser begrenzt, und im Vergleich dazu war das Leben in der Kaserne einfach. Was ihn am meisten störte, war, daß er ständig von anderen umgeben und dennoch allein war, isoliert von den anderen durch einen Abgrund, den er nicht überbrücken konnte.
   Vom ersten Tag an hatten sich Danilo und er zusammengetan, zunächst zufallsbedingt, weil ihre Betten nebeneinanderstanden und keiner von beiden enge Freunde in der Baracke hatte. Die Offiziere begannen bald, sie zusammen mit Aufgaben zu betrauen, wenn dafür Partner erforderlich waren, wie beim Säubern des Raums, was die Kadetten abwechselnd erledigten, und da Regis und Danilo etwa von gleicher Größe und Gewicht waren, steckte man sie auch bei unbewaffneten Kampfübungen und Spielen zusammen. In der Gruppe des ersten Jahrgangs nannte man sie in freundlichem Spott die ›Klosterbrüder‹, weil sie, wie die Brüder in Nevarsin, bewußt Casta sprachen und nicht Cahuenga .
   Zuerst verbrachten sie auch den Großteil ihrer Freizeit miteinander. Danach merkte Regis jedoch, daß Danilo seine Gegenwart weniger häufig suchte und fragte sich, ob er etwas getan haben mochte, was den anderen Jungen beleidigt hatte. Dann hörte er zufällig, wie ein Kadett aus dem zweiten Jahrgang Danilo spöttisch gratulierte, weil er sich seinen Freund sehr klug ausgesucht habe. Etwas in Danilos Gesicht sagte ihm, daß er diesen Scherz nicht zum ersten Mal hörte. Regis wollte sich ihm offenbaren und irgend etwas tun, Danilo verteidigen, den älteren Kadetten schlagen, irgend etwas. Doch ein zweiter Gedanke sagte ihm, daß dies Danilo noch mehr beschämen und einen vollständig falschen Eindruck vermitteln würde. Kein Scherz, das merkte Regis, hätte Danilo stärker verletzen können. Er war arm, sicher, doch die Syrtis-Familie war alt und ehrenwert und hatte es niemals nötig gehabt, sich um eine Patronage oder Gunst zu bemühen. Von diesem Tag an begann Regis, selbst auf die anderen zuzugehen, was keine leichte Sache war, denn er war scheu und hatte Angst vor Zurückweisungen. Er versuchte klarzustellen, zumindest gegenüber Danilo, daß er es war, der Danilos Gesellschaft suchte, sie begrüßte und vermißte, wenn sie ihm nicht gewährt wurde. Heute war er es gewesen, der den Balkon vorgeschlagen hatte, hoch über Schloß Comyn, von wo aus sie die Stadt und den Raumhafen sehen konnten.
   Die Sonne ging nun unter, und die rasche Dämmerung begann den Himmel zu überziehen. Danilo sagte: »Wir müssen zurück

Weitere Kostenlose Bücher