Darkover 18 - Hasturs Erbe
Turmmänner seien halbe Eunuchen, aber ich sehe, du bist ein Mann, und du wirkst wie ein Soldat. Bist du bei der Wache?«
»Ich bin seit drei Jahren Kapitän.«
Er nickte. »In den Bergen herrscht nun Friede, wenn auch die aus den Trockenstädten manchmal komische Anwandlungen bekommen. Doch ich kann einen Soldaten respektieren. In meiner Jugend mußte ich Caer Donn mit Waffengewalt verteidigen.«
Ich sagte: »In den Domänen weiß man nicht, daß Caer Donn eine so große Stadt ist.«
Er zuckte die Achseln. »Es sind hauptsächlich terranische Gebäude. Sie sind gute Nachbarn, zumindest finden wir das. Ist es in Thendara anders?«
Ich war noch nicht recht bereit, meine Gefühle über die Terraner preiszugeben, doch zu meiner Erleichterung verfolgte er dieses Thema nicht weiter. Er studierte mein Gesicht im Profil.
»Du siehst deinem Vater nicht sehr ähnlich, Neffe. Doch ich erkenne auch nichts von Elaine in dir.«
»Man sagt von meinem Bruder Marius, daß er Nase und Augen meiner Mutter trägt.«
»Ich habe ihn noch nie gesehen. Deinen Vater habe ich vor zwölf Jahren zum letzten Mal gesehen, als er Elaines Leichnam brachte, um sie hier bei ihren Verwandten zu bestatten. Ich bat ihn damals um das Privileg, ihre Söhne hier aufziehen zu dürfen, doch Kennard wollte Euch lieber in seinem eigenen Haus aufwachsen sehen.«
Das hatte ich nicht gewußt. Von den Leuten meiner Mutter hatte man mir nie etwas erzählt. Ich war nicht einmal sicher, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis ich zu dem alten Mann stand. Ich sagte dies, und er nickte.
»Kennard hat kein einfaches Leben gehabt«, meinte Kermiac. »Ich nehme es ihm nicht übel, daß er nie zurückblicken wollte. Aber wenn er dir bewußt nichts von den Verwandten deiner Mutter erzählt hat, so kann er auch nichts dagegen haben, wenn ich es dir nun auf meine Weise berichte. Vor Jahren, als die Terraner hauptsächlich in Caer Donn stationiert waren und man gerade den Boden für die prächtigen Gebäude in Thendara vorbereitete - ich habe gehört, sie wurden im letzten Winter vollendet -, vor Jahren also, als ich fast noch ein Junge war, hat sich meine Schwester Mariel entschieden, einen Terraner zu heiraten, Wade Montray. Sie wohnte viele Jahre lang mit ihm auf Terra. Diese Ehe wurde nicht glücklich, hieß es, und sie trennten sich wieder, nachdem sie ihm zwei Kinder geboren hatte. Mariel wollte mit ihrer Tochter Elaine auf Terra bleiben. Wade Montray kam mit seinem Sohn Larry, den wir Lerrys nannten, zurück nach Darkover. Und jetzt kannst du sehen, wie die Hand des Schicksals eingreift, denn Larry Montray und dein Vater, Kennard, trafen sich als Jungen und schworen sich Freundschaft. Ich bin kein großer Anhänger der Prädestination oder Schicksalsdeutung, doch es kam so, daß Larry Montray auf Darkover blieb und auf Armida groß wurde, und dein Vater wurde nach Terra geschickt, um bei Wade Montray erzogen zu werden als sein Sohn, in der Hoffnung, daß diese beiden Jungen die alte Verbindung zwischen der Erde und Darkover neu erstellen würden. Und da hat dein Vater natürlich Wade Montrays Tochter, die Tochter meiner Schwester Mariel, getroffen. Um es kurz zu machen, Kennard kehrte nach Darkover zurück, wurde an eine Frau aus den Domänen verheiratet, die ihm keine Kinder gebar, und diente im Arilinn-Turm - einiges davon wirst du kennen. Doch er dachte immer noch an Elaine und wollte sie schließlich heiraten. Ich als ihr nächster Verwandter erteilte die Zustimmung. Ich habe immer geglaubt, solche Ehen müßten Glück bringen, und Kinder mit Mischblut sind der beste Weg zur Freundschaft zwischen Menschen von verschiedenen Welten. Ich hatte damals keine Ahnung, daß eure Comyn-Verwandten die Ehe nicht anerkennen würden und nicht die gleiche Freude daran hätten wie ich.«
Was für ein Fehler der Comyn, dachte ich, um so mehr, als sie es gewesen waren, die Vater zuerst nach Terra geschickt hatten. Nun, ihre Handlungen sind seitdem immer so gewesen. Noch ein Groll, den ich gegen sie hegte.
Und dennoch stand mein Vater auf ihrer Seite!
Kermiac schloß: »Als deutlich wurde, daß sie dich nicht anerkennen wollten, bot ich Kennard an, du solltest hier aufwachsen, immerhin als Elaines Sohn geehrt, wenn schon nicht als seiner. Er war sicher, sie zwingen zu können, dich schließlich doch anzuerkennen. Er hat damit also Erfolg gehabt?«
»Wenn man so will«, sagte ich langsam, »bin ich sein Erbe.«
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