Darkover 21 - Sharras Exil
beinahe geschafft… aber Sharra war zu mächtig für uns, und die Matrix, die seit Jahren in Fesseln geschlagen war und den Schmieden in den Bergen friedlich Feuer für ihre Werkstätten brachte, war frei geworden und hatte in den Bergen gesengt und verheert. Eine Stadt war zerstört worden. Und ich, ich war ebenfalls zerstört worden, verbrannt in diesem monströsen Feuer, und Marjorie, Marjorie war tot…
Und jetzt konnte ich in meiner Matrix nichts anderes mehr erblicken als Flammen und Zerstörung und Sharra…
Ein Telepath stimmt seine Schwingungen auf den Matrixstein ab, den er benutzt. Mit elf hatte ich eine solche Matrix erhalten; hätte man sie mir weggenommen, wäre ich bald darauf gestorben. Ich weiß nicht, was die Matrixsteine sind. Manche Leute halten sie für Kristalle, die die psycho-elektrischen Emanationen des Gehirns in den ›stillen‹ Teilen, wo die Comyn-Kräfte sitzen, verstärken. Andere nennen sie eine fremde Lebensform, die in Symbiose mit den besonderen Kräften der Comyn lebt. Was auch die Wahrheit sein mag, ein Comyn-Telepath arbeitet mittels seiner eigenen Matrix. Die größeren Matrices höherer Ebenen werden niemals auf Körper und Gehirn des einzelnen Matrixarbeiters abgestimmt, sondern durch seinen Stein weitergegeben und transformiert.
Aber Sharra hatte nach uns allen gegriffen und uns in das Feuer hineingezogen…
» Genug! « Mein Vater sprach mit der den Altons eigenen Kraft, zwang mir seinen Willen auf, wischte das Bild fort. Gnädige Dunkelheit sank hinter meinen Augen nieder. Dann konnte ich den Mond wieder sehen, konnte etwas anderes sehen als Flammen.
Ich ruhte meine Augen aus, bedeckte sie mit meiner guten Hand, und mein Vater sagte leise: »Du glaubst es mir im Augenblick nicht, Lew, aber es ist wirklich besser geworden. Es kommt, wenn du deine Abschirmung sinken lässt, ja. Aber es gibt lange Zeitspannen, in denen du die Herrschaft der Sharra-Matrix zu brechen vermagst… «
»Wenn ich nicht darüber rede, meinst du«, unterbrach ich ihn wütend.
»Nein«, widersprach er, »wenn sie nicht da ist. Ich habe dich überwacht. Es steht mit dir längst nicht mehr so schlimm wie im ersten Jahr. Im Krankenhaus zum Beispiel… Es gelang mir nicht, dich für mehr als ein paar Stunden auf einmal herauszuholen. Nun sind es schon Tage, sogar Wochen… «
Trotzdem würde ich niemals mehr frei sein. Als wir Darkover in der Hoffnung verließen, die in Sharras Feuer verbrannte Hand zu retten, hatte ich die Sharra-Matrix, verborgen in ihrem kunstvoll gearbeiteten Schwert, mitgenommen. Nicht weil ich sie bei mir haben wollte, sondern weil ich nach dem, was geschehen war, von ihr ebenso wenig getrennt werden durfte wie von meiner eigenen Matrix. Diese hing mir um den Hals, sie hatte dort seit meinem zwölften Jahr gehangen, und wenn ich sie entfernte, bereitete mir das Schmerz und würde wahrscheinlich mein Gehirn schädigen. Einmal hatte man sie mir mit der Absicht, mich zu foltern, weggenommen, und ich war dem Tod so nahe gewesen, dass ich gar nicht mehr daran denken mochte. Wäre sie mir einen weiteren Tag vorenthalten worden, hätte ich an Herz- oder Gehirnversagen sterben müssen.
Aber die Sharra-Matrix… irgendwie hatte sie meine eigene überwältigt. Ich brauchte sie nicht um den Hals zu tragen oder in körperlichem Kontakt mit ihr zu sein, aber wenn ich mich über einen kritischen Punkt hinaus von ihr entfernte, begannen die Schmerzen, und die Feuerbilder löschten wie statische Geräusche alles andere in meinem Gehirn aus. Mein Vater war ein fähiger Techniker, und trotzdem konnte er nichts tun. Die Techniker im Arilinn-Turm, wo man versucht hatte, meine Hand zu retten, konnten nichts tun. Schließlich hatte mein Vater mich in der vagen Hoffnung, terranische Wissenschaft vollbringe mehr, von Darkover weggebracht. Es war illegal, dass Kennard Alton, Regent der Alton-Domäne, Darkover gleichzeitig mit seinem Erben verließ. Trotzdem hatte er es getan, und mir ist klar, dass ich ihm dafür dankbar sein sollte. Aber ich empfinde nur Müdigkeit, Wut und Groll.
Ihr hättet mich sterben lassen sollen .
Mein Vater trat ins Licht des blassen Monds und der Sterne. Ich konnte kaum seine Umrisse erkennen. Groß war er, einst kraftvoll und imposant, jetzt gebeugt von der Knochenkrankheit, die ihn seit Jahren verkrüppelte, aber immer noch stark und dominierend. Ich war mir nie sicher, ob ich die körperliche Anwesenheit meines Vaters
Weitere Kostenlose Bücher