Darkover 21 - Sharras Exil
Sonnenlicht auf Stahl glitzern. Zwei Gestalten hoben sich dunkel vor dem Licht ab und verschwammen vor meinen Augen. Dann erkannte ich Kadarin, das Schwert in der Hand, und an seiner Seite eine Frau, schlank und vital wie eine dunkle Flamme. Sie sah Marjorie gar nicht mehr besonders ähnlich, aber trotzdem erkannte ich Thyra. Kathie wich in meiner Richtung zurück. Ich schob sie sanft beiseite und trat meinem geschworenen Feind entgegen.
»Was willst du?«
Ich spielte auf Zeitgewinn. Es gab nur eins, was Kadarin von mir wollen konnte, und mein Blut verwandelte sich bei diesem entsetzlichen Gedanken in Eis. Die Matrix an meinem Hals begann zu pulsieren und zu brennen…
Komm, kehre zurück zu mir, ins Feuer… und ich will all deinen Hass und deine Lust, deine Ängste und deine Qual in meiner eigenen Flamme aufgehen lassen. Entfesselt werde ich brennen, brennen auf ewig…
»Versteckst du dich wieder hinter Frauen?«, höhnte Kadarin. »Gib mir das, was die Bewahrerin trägt, und vielleicht lasse ich dich gehen… wenn du es fertig bringst! « Er warf den Kopf zurück und lachte, dies seltsame Lachen, das die Echos eines Falkenschreis in sich trug. Er sah nicht mehr wie ein Mann, nicht einmal mehr wie ein menschliches Wesen aus. Seine Augen waren kalt und farblos, beinahe metallisch. Sein farbloses, lang gewordenes Haar flog ihm um den Kopf. Die Hände an seinem Schwert waren lang und dünn, eher Klauen als Finger. Und doch hatte er eine fremde Schönheit an sich, als er mit zurückgeworfenem Kopf dastand und dies wahnsinnige Gelächter ausstieß. »Warum machst du es dir nicht leicht, Lew? Du weißt, am Ende wirst du doch tun, was wir wollen. Gib mir das… « - er wies auf Aldones’ Schwert - »… und ich werde die Frauen laufen lassen. Dann brauchst du dich damit nicht selbst zu quälen… «
»Vorher sehe ich dich steif gefroren in Zandrus kältester Hölle, du… «, schrie ich und riss meinen Dolch heraus. Ich stand ihm gegenüber. Es hatte eine Zeit gegeben, als ich ihn im Schwertkampf hätte schlagen können. Jetzt hatte ich mit nur einer Hand, einer Kopfwunde und einem Schnitt in meinem guten Arm keine Chance mehr. Aber vielleicht konnte ich ihn wenigstens zwingen, mir einen sauberen Tod zu geben.
»Nein, warte, Lew« bat Callina ruhig. »Dies ist… Kadarin?« In ihrer Stimme lag nichts anderes als Ekel und Abscheu, keine Spur von Angst. Kadarins Gesicht zeigte flüchtige Betroffenheit, aber er war nicht mehr menschlich genug, um auf die Worte zu reagieren. In einer grausigen Parodie auf seine alte, liebenswürdige Art sagte er: »Robert Raymon Kadarin, para servirti, Vai Domna .«
Callina hob Aldones’ Schwert ein wenig.
»Kommt und nehmt es - wenn Ihr könnt.« Sie hielt es ihm einladend hin. Ich rief: »Callina, nein… «, und sogar Thyra gab einen unartikulierten Laut von sich. Kadarin aber schnaubte: »Ihr könnt mich nicht bluffen!«, sprang vor und riss ihr das Schwert aus der Hand… Callinas Hand explodierte in blauem Feuer, und Kadarin taumelte in seinem Glanz zurück. Aldones’ Schwert lag auf dem Boden zwischen uns. Es gleißte vor Licht, die Kupferstickerei flammte. Kadarin, betäubt und halb ohnmächtig, mühte sich langsam wieder auf die Füße und knurrte eine Gossen-Obszönität, von der ich nur die Gemeinheit verstand.
Callina erklärte beherrscht: »Jetzt kann auch ich es nicht mehr halten, weil es von Sharra berührt worden ist. Kathie...«
Langsam, zögernd kniete Kathie nieder und streckte die Hand aus, als fürchte sie, der gleiche blauflammige Energieausbruch werde auch sie bewusstlos schlagen. Aber ihre Hand schloss sich um das Heft, ohne dass etwas geschah. Vielleicht war es für Kathie nichts als ein Schwert. Sie holte tief Atem.
Thyra rief: »Lass mich… «
»Nein, Wildvogel.« Ganz kurz zeigte sich in dem Ungeheuer, das er geworden war, eine Spur des Mannes, den ich als geschworenen Bruder geliebt hatte. Mit der alten Zärtlichkeit zog er Thyra zurück und hielt sie fest. »Auch du kannst es nicht berühren - aber der Alton-Welpe ebenso wenig, also steht es unentschieden. Lass sie gehen. Die Zeit und der Ort werden kommen… « Er sah mich an, und Sanftheit und Menschlichkeit waren wieder verschwunden. »Und dann wird dich nichts mehr schützen, du, der du von dem Flammenhaar berührt worden bist. Sie wird dich als ihr Eigentum zurückfordern. Und dann werden sogar die Höllen in Sharras Feuer verbrennen…
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