Darkover 21 - Sharras Exil
scharfen Krankenhausgerüche ein, die mich an meine eigene Tortur erinnerten, war mir des Phantomschmerzes in meiner fehlenden Hand deutlich bewusst. Ich wollte lieber in Zandrus neunter und kältester Hölle leben als im Dunstkreis dieser verdammten Gerüche. Verwischt durch die Entfernung und meine eigene wachsende Müdigkeit fühlte ich Dios Angst und hörte sie nach mir rufen… Ich hätte mir den Weg zu ihr erkämpft, aber hier, auf dieser fremden Welt, war ein solcher Versuch sinnlos. Zu Hause, unter unserer eigenen roten Sonne, wäre ich bei ihr gewesen und hätte ihre Qual in engem geistigem Rapport geteilt… Kein Mann dürfte es zulassen, dass seine Frau eine Geburt allein durchmacht. Wie sollten wir das Kind jetzt als uns gemeinsam gehörend ansehen, wenn ich, sein Vater, während der Geburt getrennt von ihm war? Sogar hier auf dem Flur empfing ich ihre Furcht, tapfer unterdrückt, ihren Schmerz, und dann ging alles unter in der Betäubung. Warum hatten sie das getan? Dio war gesund und kräftig, auf die Geburt gut vorbereitet, sie sollte diese Bewusstlosigkeit weder brauchen noch wünschen, und danach verlangt hatte sie bestimmt nicht. Hatte man sie gegen ihren Willen narkotisiert? Ich verfluchte mich, dass mein eigener Abscheu vor der Krankenhausumgebung, mein wieder erwachtes Entsetzen bei der Erinnerung an das terranische Hospital und den vergeblichen Versuch, meine Hand zu retten, mich daran gehindert hatte, das einzig Richtige zu tun. Ich hätte mit Dios Geist in Rapport bleiben, sie telepathisch von Augenblick zu Augenblick begleiten sollen, auch wenn es mir verboten war, körperlich in ihrer Nähe zu sein. Ich hatte sie im Stich gelassen, und nun war mir schrecklich zu Mute.
Ich versuchte, meine wachsenden Sorgen zu verbannen. In wenigen Stunden würden wir einen Sohn haben. Ich hätte irgendwann im Laufe dieses endlosen Tages meinen Vater anrufen können. Er wäre sofort ins Krankenhaus gekommen, um mir Gesellschaft zu leisten. Nun, ich würde ihn benachrichtigen, sobald unser Sohn geboren war.
Konnte ich meinem Sohn ein solcher Vater werden, wie es Kennard mir gewesen war? Er hatte endlose Kämpfe geführt, damit ich vom Rat anerkannt wurde, hatte versucht, mich vor Beleidigungen und geringschätziger Behandlung zu schützen, hatte mir alle Rechte und Pflichten eines Comyn-Sohns verschaffen wollen. Ich hoffte, ich würde zu meinem Sohn nicht so hart sein müssen wie mein Vater zu mir, würde weniger Grund dazu haben. Doch jetzt verstand ich ein wenig die Ursache seiner Strenge.
Wie sollten wir den Jungen nennen? Ob Dio etwas einwandte, wenn ich den Wunsch aussprach, ihm den Namen Kennard zu geben? Mein eigener Name lautete Lewis-Kennard; der ältere Bruder meines Vaters hatte Lewis geheißen. Kennard-Marius nach meinem Vater und meinem Bruder? Oder zog Dio es vor, ihn nach einem ihrer Brüder zu nennen, vielleicht Lerrys nach ihrem Lieblingsbruder? Lerrys hatte sich mit mir gestritten, es mochte ihm nicht recht sein, dass meinem Sohn sein Name gegeben wurde… Ich spielte mit diesen Gedanken, um meine eigene Verzweiflung zu beschwichtigen, meine immer stärker werdende Unruhe über diese Verzögerung - warum sagte mir niemand etwas?
Vielleicht sollte ich jetzt gehen - in der Eingangshalle des Krankenhauses war ein Kommunikator-Schirm - und Kennard anrufen, ihm sagen, wo ich war und was sich ereignete. Er würde es wissen wollen, und in diesem Augenblick kam mir zu Bewusstsein, dass ich mich nach seiner Gesellschaft sehnte. Was würde er denken, fragte ich mich, wenn er die junge Krankenschwester Kathie erblickte, die Linnell so ungeheuer ähnlich sah? Vielleicht entdeckte er die Ähnlichkeit gar nicht, vielleicht war ich so aufgedreht, dass sich eine leichte Ähnlichkeit für mich in eine Beinahe-Identität verwandelt hatte. Schließlich haben die meisten jungen Mädchen irgendwo ein Grübchen und an einer anderen Stelle eine kleine Narbe. Auch ist es nicht ungewöhnlich für eine junge Frau terranischer Abstammung - und ob es uns passt oder nicht, Darkover ist von einer rassisch einheitlichen Gruppe besiedelt worden, was Ursache unserer starken ethnischen Ähnlichkeit ist -, braunes Haar, blaue Augen, ein herzförmiges Gesicht und eine wohllautende Stimme zu haben. Meine eigene Erregung hatte alles Übrige beigesteuert und übertrieben. Wahrscheinlich war sie Linnell überhaupt nicht ähnlich, und bestimmt würde ich es erkennen, wenn ich sie einmal, was höchst
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