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Darkover 21 - Sharras Exil

Titel: Darkover 21 - Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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unwahrscheinlich war, nebeneinander stehen sah…
   Möglicherweise lag es an meiner eigenen Erschöpfung, an meinem Kampf gegen den Schlaf. Eine Minute lang kam es mir vor, als sähe ich sie wirklich Seite an Seite stehen, Linnell in ihrem Festgewand, und irgendwie wirkte Linnell älter, vergrämt, und seltsam, Kathie trug ebenfalls darkovanische Kleidung… und hinter ihnen wallte Dunkelheit…
   Auf ein leises Geräusch hin drehte ich mich um und bemerkte die junge Krankenschwester, die Linnell so ähnlich sah… ja, so war es tatsächlich, es war keine Illusion. Nachdem ich Linnells Bild vor meinem geistigen Auge heraufbeschworen hatte, war ich sicherer als zuvor.
   Ah, jetzt zu Hause sein, in den Bergen um Armida, mit Marius und Linnell über diese Berge reiten! Der alte terranische Coridom Andres drohte uns immer Prügel an, weil wir mit so halsbrecherischer Geschwindigkeit ritten. Marius und ich zerrissen uns die Hosen dabei, und Linnells flatterndes Haar verfilzte sich so, dass ihre Gouvernante es gar nicht mehr auskämmen konnte… Inzwischen war Linnell wahrscheinlich mit Prinz Derik verheiratet, und Derik war gekrönt, so dass meine Pflegeschwester Königin war …
   »Mr. Montray?«
   Ich fuhr herum. »Was ist? Dio? Das Kind? Ist alles in Ordnung?« Sie wirkte niedergeschlagen und tief besorgt, und sie wich meinem Blick aus.
   »Ihrer Frau geht es ausgezeichnet«, antwortete sie leise. »Aber Dr. DiVario möchte Sie wegen des Kindes sprechen.«
   Dr. DiVario war eine junge Ärztin. Dafür war ich dankbar. So war doch Dio die Unwürdigkeit erspart worden, einen männlichen Geburtshelfer zu haben. Manchmal kann ein starker Telepath oder Empath die Grenzen zwischen den Geschlechtern überschreiten, aber ich wusste, hier unter den Kopfblinden war Dio Hilfe von einer Angehörigen ihres eigenen Geschlechts lieber. Die Frau sah müde und erschöpft aus, und ich bemerkte, dass sie zwar keine Empathin im eigentlichen Sinn der Ridenow-Gabe war, aber doch zumindest jenes rudimentäre Wahrnehmungsvermögen besaß, das den gleichgültigen Arzt von dem guten Arzt unterscheidet.
   »Mr. Montray-Lanart? Ihrer Frau geht es gut; Sie dürfen sie in ein paar Minuten sehen«, sagte sie. Ich flüsterte ein Dankgebet zu Mutter Avarra, ein Gebet, von dem ich gar nicht gewusst hatte, dass es noch in meinem Gedächtnis vorhanden war. Dann fragte ich: »Und unser Kind?« Sie senkte den Kopf, und ich glaubte, nun das Schlimmste bereits zu wissen. »Tot?«
   »Es war einfach zu früh«, antwortete sie, »wir konnten nichts tun.«
   »Aber«, protestierte ich wie ein Schwachkopf, »die Lebenserhaltungsmaschinen, der künstliche Mutterleib… es haben schon noch früher geborene Kinder überlebt… «
   Sie wischte das beiseite. Sie sah ganz ausgehöhlt aus. Sie sagte: »Wir haben es Ihre Frau nicht sehen lassen. In dem Augenblick, als wir Bescheid wussten, haben wir sie… betäubt. Es tut mir Leid, aber ich hielt das für die sicherste Methode; sie war sehr erregt. Jetzt kann sie jeden Moment aus der Narkose erwachen, und Sie sollten dann bei ihr sein. Aber zuerst… « - ich wand mich, als ich das Mitleid in ihrem Blick erkannte - »… müssen Sie es sich ansehen. Das Gesetz schreibt es vor, damit Sie uns nicht beschuldigen können, wir hätten ein gesundes Kind weggeschafft.« Ich erinnerte mich, dass es einen blühenden Handel mit Adoptivkindern für Frauen gab, die nicht die Mühe auf sich nehmen wollten, ein eigenes auszutragen. Ich spürte den Kummer der jungen Ärztin, und irgendwie erinnerte mich das an einen Traum - ich kam nicht mehr auf die Einzelheiten. Es hatte mit dem Arzt zu tun, der mir vor ein paar Tagen gesagt hatte, ich solle mich auf eine Deformierung gefasst machen… etwas Grauenhaftes, Blut, Entsetzen…
   Sie führte mich in einen kleinen, kahlen Raum mit Schränken und geschlossenen Türen und Abflüssen und zu einem Tablett, das mit einem weißen Tuch bedeckt war. Sie sagte: »Es tut mir Leid«, und entfernte das Tuch.
   Einmal tauchte ich auf aus dem Drogenschleier und sah das grausige Ding, das am Ende meines Arms gewachsen war. Die Botschaften tief innerhalb der Zellen, die einer Hand befehlen, eine Hand zu sein und kein Fuß oder Huf oder Flügel …
   Ich hatte mir die Kehle wund geschrien…
   Aber diesmal entrang sich mir kein Laut. Ich schloss die Augen und fühlte die mitleidige Hand der jungen Ärztin auf meiner Schulter. Ich war froh, dass unser Kind

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