Darkover 21 - Sharras Exil
Plattform. Die breiten Doppeltüren an der Rückseite wurden von vertrauenswürdigen Gardisten geschützt, und die anderen sieben Seiten gehörten je einer Domäne zu. Hölzerne Geländer umgaben die Bänke. Ein paar Logen waren mit Vorhängen verschlossen, die es den Lords und Ladys der Domänen ermöglichten, ungesehen zu beobachten oder verborgen zu bleiben, bis die Ratssitzung offiziell begann. Ein Abschnitt war leer und war leer gewesen, solange Regis oder einer seiner lebenden Verwandten zurückdenken konnte. Als er noch ein Junge war, hatte sein Großvater ihm einmal erzählt, dass die Sitze der Aldarans unbenutzt gewesen seien, solange er oder einer seiner Verwandten zurückdenken könne. Die alte Siebte Domäne Aldaran war vor so langer Zeit aus dem Rat ausgestoßen worden, dass niemand sich mehr erinnerte, warum. Der Grund, wenn es überhaupt einen Grund gegeben hatte, war im Zeitalter des Chaos in Vergessenheit geraten. Regis hatte es jedes Jahr gesehen, seit er alt genug war, um an den Sitzungen teilzunehmen: leere, staubige Bänke und Sitze, ein nackter Fleck an der Wand, wo einst das Doppeladler-Banner von Aldaran gehangen hatte.
Auch um die Loge der Alton-Domäne waren die Vorhänge zugezogen. Sie war schon seit fünf Sitzungsperioden leer geblieben. Jetzt, zu Beginn der sechsten, vermutete Regis, dass entweder Lew oder Kennard oder beide anwesend sein würden, um die angedrohte Maßnahme, die Alton-Domäne als herrenlos zu erklären und sie in die Hände von Gabriel Lanart-Hastur als Regenten zu geben, zu unterbinden. Aber war einer von beiden zurückgekehrt? Regis konnte nicht glauben, dass Kennard dann nicht wenigstens einen Höflichkeitsbesuch bei Lord Hastur gemacht hätte, und ein solcher hatte nicht stattgefunden. Andererseits, wenn Lew zurückgekehrt war, kam es Regis unwahrscheinlich vor, dass er ihm selbst keine Nachricht hätte zukommen lassen.
Wir waren Freunde. Ich glaube, Lew hätte mir Bescheid gegeben .
Aber er hatte kein Wort von ihm gehört, und allmählich machte Regis sich Sorgen. Lew und Kennard mochten sich entschieden haben, ihr Recht auf die Domäne aufzugeben, indem sie nicht erschienen. In der Zukunft, die unvermeidlich kommen musste, würde eine feudale Herrschaft über eine riesige Domäne kaum noch etwas zu bedeuten haben. Marius war gut versorgt; Kennard hatte ziemlich viel Eigentum außer dem Großen Haus von Armida. Vielleicht, dachte Regis, war es besser für Marius, wenn ihm diese Art von feudaler Regentschaft über die alte Domäne erspart blieb. Er, Regis, hätte sehr gern auf die Veränderungen verzichtet, die in der darkovanischen Gesellschaft eintreten mussten, und Gabriel die undankbare Aufgabe überlassen, sich mit ihnen abzuquälen.
Regis hielt in der Kammer Umschau. Irgendwer bewegte sich hinter dem nur teilweise geschlossenen Vorhang der Ridenow-Loge - vielleicht Lord Edrics Frau oder eine ihrer erwachsenen Töchter. Nun, es gab genug Ridenow-Söhne und Töchter; offenbar lag auf ihnen nicht der Fluch der Unfruchtbarkeit, unter dem einige der älteren Domänen litten. Die direkte Linie der Aillards war ausgestorben. Eine Seitenlinie, die Lindir-Aillard-Familie, regierte dies Haus mit Lady Callina als offiziellem Oberhaupt der Domäne. Sie hatte eine jüngere Schwester namens Linnell, die ein weiteres Pflegekind Kennards gewesen war, und einen Bruder, der zu Dyan Ardais’ Kreis gehörte. Allerdings war Regis sich nicht sicher (und es interessierte ihn auch nicht), ob der Junge Dyans Liebhaber und Favorit oder nur ein Mitläufer war. In der letzten Zeit war Merryl Lindir-Aillard öfters in der Gesellschaft des jungen Prinzen Elhalyn gesehen worden. Regis’ Großvater Danvan hatte bei einer Gelegenheit seinem Unmut über die Gesellschaft, die der Prinz bevorzugte, Ausdruck gegeben.
»Ich glaube nicht, dass Ihr Euch darüber Sorgen zu machen braucht, Sir«, hatte Regis ein bisschen belustigt geantwortet. »Ganz gleich, was Merryl ist, Derik liebt die Frauen. Merryl schmeichelt ihm, das ist alles.«
Und als der Telepath, der er war - und obwohl rings um die Kristallkammer telepathische Dämpfer aufgestellt waren, hatte man sie doch noch nicht in Betrieb genommen -, überraschte es Regis nicht, den Gardisten an der Tür zu hören. Die Stimme des Mannes wechselte von dem freundschaftlichen, wenn auch respektvollen Ton, den er Regis gegenüber angewendet hatte, zu unpersönlicher Ehrerbietung.
»Nein, Vai Dom . Ihr seid früh
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