Darkover 23 - Asharas Rückkehr
Spur eines schlechten Gewissens.
»Ruhe!« Der alte Jeff hatte die Eingangshalle betreten und diesen Befehl gebrüllt, und alle sahen ihn an, als wären ihm zwei Hörner und ein Schwanz gewachsen. »Was ist hier los?« Er war zornig, und Margaret freute sich so, sein strenges Gesicht zu sehen, dass sie am liebsten geweint hätte. Bestimmt gelang es Onkel Jeff, die Gemüter zu beruhigen.
»Sie hat meinen Kleinen umgebracht«, heulte Ariel. Sie drückte Domenics schlaffen Körper, und Margaret hörte einen leisen Aufschrei des Protests. Javanne versuchte vergeblich, ihrer Tochter das Kind wegzunehmen, was Ariel nur noch hysterischer machte. Piedro versuchte, zu Wort zu kommen, aber gegen die schrillen Stimmen seiner Frau und seiner Schwiegermutter war er machtlos.
»Was ist passiert?«, rief Jeff.
Piedro gab den Versuch auf, seine Frau zu trösten. Seine Stimme zitterte. »Das Gewitter. Ich wusste, wir hätten nicht fahren dürfen. Das alles ist meine Schuld, nicht Margueridas.«
»Ich glaube nicht, dass irgendjemand Schuld hat, Piedro«, sagte Mikhail.
»Wir waren auf dem Heimweg«, fuhr Piedro fort, als hätte Mikhail nichts gesagt, »und es begann zu donnern. Der Blitz schlug in einen Baum ein, als wir gerade an ihm vorbeifuhren, und die Pferde gingen durch. Jedidiah wollte sie aufhalten, aber sie rissen ihn einfach vom Kutschbock. Er kam unter die Räder, und das brachte die Kutsche aus dem Gleichgewicht. Sie kippte auf die Seite, während die Pferde weiterrannten. Sie müssen die Kutsche noch hundert Meter weit geschleift haben, bevor sie stehen blieben. Ich hörte Ariel und die Kinder schreien, und ich konnte nichts tun. Mein Sohn ist verwundet, und Jed, mein Kutscher, ist tot.« Tränen liefen Piedro übers Gesicht. Er hörte auf zu sprechen, und seine Schultern bebten vor Weinen. Seine verängstigten Kinder sahen ihn an, und Damon, der älteste, wischte seine eigenen Tränen aus dem Gesicht und straffte die schmalen Schultern. »Wir waren alle mit Mutter in der Kutsche, als sie umstürzte. Es war dunkel, und der Regen kam durchs Fenster. Es war zerbrochen, und überall war Glas.« Er hielt seine kleine Hand hoch, und Margaret sah, dass er mehrere Schnitte hatte.
»Ich dachte, alles ist in Ordnung, als die Pferde stehen geblieben sind. Vater ist gekommen und hat die Tür aufgemacht, und ich habe Kennard zu ihm rausgehoben und dann Lewis. Donal ist allein hinausgeklettert, und ich habe zu Domenic hinübergegriffen. Seine Hand war warm, aber er hat sich komisch angefühlt.«
Piedro nickte. »Ich glaube, sein Genick ist gebrochen. Als sich die Kutsche überschlug, muss er falsch aufgekommen sein.«
»Dann müssen wir ihn sofort ins Bett legen«, verkündete
Jeff. »Wenn er am Genick verletzt ist, hilft es ihm nichts, dass ihn seine Mutter festhält.«
Margaret hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst, um diesem Schrecken zu entfliehen. Sie fragte sich, was Darkovers eher primitive medizinische Technologie bei einem Genickbruch zu leisten vermochte; Kräuter und Heilpflanzen waren schön und gut bei verdorbenem Magen. Wenn ihr nur etwas einfiele, wie sie helfen könnte, damit sie dieses würgende Gefühl los wurde, sie sei für den Unfall verantwortlich.
Dann erinnerte sie sich an die Schaumstoffschiene in ihrem Medizinkoffer. Dazu gab es eine Anleitung, wie man gebrochene Gliedmaßen ruhig stellte, oder? Natürlich gab es eine -die Terraner hatten für alles eine Anleitung. Das war ihre Art. Doch es schien unmöglich, diese Information inmitten des Tumults zu übermitteln oder nahe genug an das verletzte Kind heranzukommen.
Ariel hatte die ganze Zeit über gestöhnt, und nun begann sie wieder zu schreien. »Ich bin auf ihn gefallen! Ich habe ihn unter mir gespürt. Aber es ist nicht meine Schuld. Ich liebe meine Kinder! Du hast das angerichtet, du …« Sie zeigte anklagend auf Margaret.
Margaret sank völlig vernichtet gegen die Wand.
Liriel tauchte in der Eingangshalle auf. Sie rieb sich die Augen, als hätte sie gerade geschlafen, und überflog die Szene. Dann trat sie vor und schlug ihrer schreienden Schwester hart ins Gesicht. »Das reicht! Wenn du nicht Hals über Kopf abgereist wärst, obwohl ein Gewitter aufzog, wäre das alles nicht passiert.«
»Sie hat mir Angst gemacht«, wimmerte Ariel. »Marguerida hat mir Angst gemacht. Es ist ihre Schuld, nicht meine.«
»An einem Unfall ist niemand schuld, Ariel«, sagte Jeff streng. »Wir wissen, du liebst deine Kinder, Chiya, und küm
merst dich um sie. Die
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