Darkover 23 - Asharas Rückkehr
Normalerweise passiert das, wenn man jünger ist, in der Pubertät. Können Sie sich aus Ihrer Teenagerzeit an etwas Ähnliches erinnern?«
»Nein. Ich war ein völlig normales Kind, und ich habe nie … Als ich noch sehr klein war, da war etwas. Ich weiß es nicht mehr.« Sie hat mir verboten, mich zu erinnern!
Wer hat dir verboten, dich zu erinnern, Marguerida?
Der mentale Austausch dauerte eine Sekunde, und Margaret spürte einen heftigen Stich auf der Stirn. Sie kniff die Augen zusammen. Ihr Atem ging stoßweise, als wäre sie gelaufen, ihr war heiß, und sie schwitzte. Sie hatte schreckliche Angst, nicht vor der kleinen Frau ihr gegenüber, sondern vor etwas anderem.
Istvana Ridenow griff unter ihre Robe und zog einen kleinen Beutel an einer Schnur hervor. Margaret warf einen Blick darauf und schreckte zurück. Sie sah eine kleine Hand, eine Kinderhand, die nach einem anderen seidenen Beutel wie diesem griff, und hörte eine Stimme, die ihr verbot, ihn zu berühren. Sie wusste, der Beutel enthielt etwas, das gefährlicher war als Gift.
Die Leronis holte einen glänzenden Stein aus dem Beutel. Er war blau und facettiert und reflektierte die Flammen, die im Kamin züngelten, auf seinen funkelnden Flächen. Istvana hielt ihn in den gewölbten Händen, so dass die Flammen ihre Haut in orangefarbenes Licht tauchten. Margaret schaute in ihren Schoß, faltete die Hände und bohrte die Fingernägel tief in die Handfläche.
»Hab keine Angst, Chiya. Heb deine Augen und schau in den Kristall. Versuche, ihn nicht zu berühren - schau einfach nur hinein.« Istvanas Stimme war leise und zwingend, aber Margaret rührte sich nicht. Sie schaute auf ihre Hände, wo eine Blutspur unter ihren Nägeln hervorkroch, während es in ihrem Schädel hämmerte. Sie verengte ihre Wahrnehmung auf ihre Nägel, die sich in die Handflächen bohrten. Augenblicke vergingen. Margaret hörte das schwache Knistern des Kamins, das leise Prasseln des Regens am Fenster und das Rascheln der Bäume davor. Sie roch das Feuer, die Kleider auf ihrer Haut, die alten Steine von Burg Ardais und das Parfüm der schweigenden Frau ihr gegenüber, die mit unendlicher Geduld darauf wartete, dass sie in den Kristall blickte.
Sie bemühte sich, nicht an den Kristall zu denken, indem sie sich auf die Noten eines extrem komplizierten Musikstücks konzentrierte, aber trotz aller Anstrengungen wanderte ihr Geist in einen kalten Saal mit einem Thron und kristallfarbenen Wänden. Die furchtbare Erscheinung auf dem Thron wartete und griff dann mit beinahe unsichtbaren Händen nach ihr. Winzigen, aber Furcht erregenden Händen. Du wirst für dich bleiben!
Margaret fühlte die Stimme mehr, als dass sie sie hörte. Sie war wie ein Zusammenklang von Quarz und Metall, ein so mächtiger Klang, dass Margaret sich gern davongestohlen hätte. Aber das konnte sie nicht - die Stimme war in ihr!
Wenn sie nur diesen Raum nicht mehr sehen müsste, wenn sie der Stimme entfliehen könnte, die in ihren Eingeweiden widerhallte! Aber es war zu spät.
»Leg dein Spielzeug weg, bevor ich es vernichte und dich mit ihm!« Margaret sagte die Worte laut, doch es war nicht ihre Stimme, die den Befehl gab, sondern die einer Fremden.
Sie spürte, wie eine kaum wahrnehmbare Veränderung mit dem Raum vor sich ging. Das Feuer war das Gleiche, auch der Regen und die Bäume, aber die Energie im Raum war nun mit einer Kraft aufgeladen, als wäre ein steinerner Turm um die Leronis herum in die Höhe gewachsen. Margaret hatte das Gefühl, als wäre sie zwischen zwei gleich starke Kräfte geraten, die sich darum stritten, wem ihr schmerzender Körper gehörte.
»Aufhören! Ich will nicht ein Knochen zwischen zwei Hunden sein!« Sie sprach nun mit ihrer eigenen Stimme, aber sie war dünn und schrill wie die eines Kindes. Dafür hatte sie eine erstaunliche Kraft, und der feste Knoten in ihrer Brust lockerte sich ein wenig. Sie schluckte und atmete einige Male durch. Die Luft schien ihre Lungen zu versengen. »Ich glaube, Sie legen das Ding lieber weg, denn ich glaube, wenn ich es ansehe, wird es zerspringen.« Die kindliche Margaret war verschwunden, sie sprach stattdessen mit der Stimme, mit der sie die Kursteilnehmer an der Universität anredete. An diese Stimme war sie gewöhnt, und sie war erleichtert, dass sie wieder normal klang und nicht mehr wie eine Fremde oder ein Kind.
Sie hörte das Rascheln von Stoff ihr gegenüber. »Ich habe meine Matrix versteckt, Marguerida. Jetzt sieh mich bitte an. Sag
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