Darkover 23 - Asharas Rückkehr
kommen würde, stieg in ihr hoch und machte ihr das Atmen schwer.
»Komm mit mir in die Comyn-Burg, und ich verspreche…« »Warum können Sie es mir nicht gleich sagen?«
»Weil das nichts ist, was man auf einer öffentlichen Straße bespricht.« Er sah besorgt aus, und auch wenn er kleiner war als sie, nahm sie an, dass er sie zwingen konnte, ihn zu begleiten, wenn er wollte. Margaret fühlte, dass sie an einer Art Kreuzung stand.
Wenn sie in die eine Richtung ging, würden die Ereignisse in einer bestimmten Weise weitergehen, und wenn sie den anderen Weg nahm, würde alles ganz anders sein. Es war fast, als sähe sie verschiedene Zukünfte vor sich liegen, alle dunkel und undeutlich. Sie musste sich entscheiden, und sie war so müde! Wenn sie Captain Scott stehen ließ, würde etwas Schlimmes passieren. Das wusste sie genau. Der innere Kampf schien kein Ende zu nehmen, obwohl sie wusste, dass er nur einige Augenblicke dauerte. Jene kalte Macht, die ihr Angst vor Spiegeln einflößte, versuchte, sie von Scott wegzubringen, und widerspenstig, wie sie war, entschied sie sich zur Opposition gegen diese Macht. Und kaum hatte sie diese Entscheidung getroffen, lastete das Angstgefühl nicht mehr so schwer auf ihr, und die Zukunft erschien ihr nicht mehr so schrecklich wie noch einen Augenblick zuvor.
Sie straffte energisch die Schultern. »Nun gut, ich komme mit Ihnen aber ich werde mich nicht in eine feudale Großgrundbesitzerin verwandeln, egal, was ich herausfinde.«
Captain Scott lächelte nur.
7
Die Comyn-Burg war der ausgedehnte, weiße Gebäudekomplex, den Margaret vom Platz vor dem Terranischen Hauptquartier aus schon bemerkt hatte. Es war ein ziemlich weiter Weg, und sie war an diesem Tag schon so viel gestanden und gegangen, dass ihre Füße protestierten, als sie endlich ankamen. Margaret folgte ihrem neu gefundenen Verwandten durch den äußeren Burghof und sah sich dabei wie eine Touristin die Architektur an. Sie war beeindruckend, aber Margaret kam zu dem Schluss, dass sie nicht beeindruckt sein wollte. Es war nicht so, als ob sie noch nie eine Burg gesehen hätte, und die hier war weder die größte noch die ehrfurchtgebie-tendste, die sie kannte. Dieser Ruhm kam immer noch dem alten »Palast des Imperiums« auf Zeepangu zu, einem einzelnen Gebäudekomplex, das mehrere Quadratkilometer einnahm.
Dos muss ein ziemliches Labyrinth sein hier. Kaum dachte sie es, »sah« Margaret ein Muster von Fluren und Zimmern, Stock für Stock, und sie wusste, dass sie irgendwie einen inneren Lageplan der Burg besaß. Es gab geheime Verbindungsgänge und Räume, die seit Generationen kein Mensch mehr betreten hatte. Es war ein Ort der Intrigen, Rivalitäten und uralten Fehden. Woher weiß ich das? Eine andere Erinnerung nagte an ihr. Margaret sah hinauf zu einem kleinen Balkon, der aus einem der oberen Stockwerke vorsprang, und vor ihren Augen entstand für einen Moment das Bild eines großen Raumes mit einem gemusterten Teppich und schweren hölzernen Möbeln. Da war ein großer Tisch oder Schreibtisch, hinter dem Lew saß, viel jünger, als sie ihn kannte. Er wirkte riesig, und ihr wurde klar, dass sie ihn aus der Perspektive eines Kindes sah, das auf dem Boden saß. Zwischen ihren gespreizten Beinen ringelten sich die
Muster des Teppichs, und sie sah plumpe Babyhände die Linien nachfahren. Ich muss schon einmal hier gewesen sein. Aber das erklärt nicht, warum ich das Gefühl habe, mich im gesamten Gebäude auszukenncn. Wann wird das Ganze endlich einen Sinn ergeben?
Margaret schaute von dem Balkon weg, schnitt die Flut der unangenehmen Bilder ab. Dann schaute sie zu einem hohen Turm auf einer Seite der Anlage. Von ihm hatte sie kein klares Bild. Sie fror, wenn sie ihn ansah, und sie fürchtete sich. Wütend riss sie ihren Blick los. Sie stiegen mehrere Stufen zu einer großen Doppeltür aus Holz hinauf, die mit Schnitzereien von Sternen und Figuren, die sie nicht auf Anhieb identifizieren konnte, verziert war. Neben der Tür standen zwei Wächter in einer Art Uniform. Sie trugen Schwerter, aber keine weitere Bewaffnung. Irgendetwas an ihrer Haltung verriet Margaret, dass diese archaischen Waffen nicht nur eine rein zeremonielle Bedeutung hatten, sondern dass die beiden damit umzugehen wussten. Die Wächter schwangen die Tür auf und salutierten Cap-tain Scott, als würden sie ihn gut kennen, während sie Margaret vollkommen übersahen. Sie fühlte sich sehr erleichtert, als sie durch das Portal der Comyn-Burg
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