Darkover 23 - Asharas Rückkehr
schien ihr Mund einen völlig anderen Plan zu haben, denn sie hörte sich fragen: »Was ist die Domäne Alton?« Die Worte waren ihr entschlüpft, bevor sie ihrer Zensur zum Opfer fallen konnten. Captain Scott sah sie an und seufzte kurz. »Die bedeutenden Familien Darkovers, die Comyn, besitzen alle umfangrei
ehe, ererbte Ländereien, die man Domänen nennt. Seit Lew fort ist, wohnt niemand mehr von der direkten Linie auf Armida, der Festung der Altons. Dom Gabriel Lanart Alton stammt aus einer jüngeren Linie, und er ist … sei’s drum. Wenn Lew tot wäre, würde die Domäne dir gehören. Auf jeden Fall bist du die Erbin von Alton, und in seiner Abwesenheit musst du für ihn sprechen.« Er schien sich seiner Sache jetzt sehr sicher zu sein.
»Halt! Das geht mir zu schnell. Ich weiß, dass Darkover feudale Gesellschaftsstrukturen hat - so viel zumindest hat mir die Lehrdiskette verraten.« Sie runzelte die Stirn. »Ich war auf einem knappen dutzend Planeten, aber keiner war so miserabel dokumentiert! Es ist eine Schande! Die einzige Diskette, die ich in die Finger bekam, war so gut wie wertlos. Sie enthielt ein bisschen Geografie, ein Minimum an Geschichte und ein paar Sitten und Gebräuche. Und jetzt teilen Sie mir mit, dass meine Familie mächtig ist und dass mir ein größerer Brocken von dem Planeten gehört. Richtig?«
»Das war eine exakte, wenn auch nicht vollständige Zusammenfassung.«
»Das ist lächerlich! Das hätte mir mein Vater doch gesagt.«
»Lew gab seinen Anspruch auf die Domäne auf, als er Senator wurde.«
»Ach so. Dann gehört mir dieser Grundbesitz also nicht. Da bin ich aber erleichtert! Wenn ich etwas nicht am Hals haben möchte, dann …«
»Marguerida - Lew hat nicht deinen Anspruch auf die Domäne Alton aufgegeben, sondern nur seinen eigenen. Nach darkovanischem Recht darf niemand die Ansprüche eines minderjährigen Kindes abtreten das wäre nicht Recht.«
»Nicht Recht? Wenn Sie mich fragen, ist der gesamte Planet aus seiner geistigen Achse gekippt, um ungefähr dreißig Grad.« Es war ihr klar, dass sie sich störrisch benahm und dass sie Fragen nach dem Rat und anderen quälenden Dingen aus dem Weg ging.
Rafe lachte, ein gutes, gesundes Lachen, sehr menschlich und sehr normal. »Das behaupten die Terraner seit Jahren von Darkover.« »Na ja, ich bin eine Bürgerin des Imperiums und damit eine Art Pseudoterranerin, und ich will mit eurer hiesigen Politik nichts zu tun haben. Ich bin hierhergekommen, um Volksmusik zu studieren, und genau das werde ich tun!«
»Das kompliziert die Dinge ein bisschen, aber das lässt sich bestimmt ausbügeln - deine Bürgerschaft, meine ich.«
Sie funkelte ihn böse an. »Ausbügeln? Ich habe gar nicht bemerkt, dass sie zerknittert ist. Und was geht es Sie an - Sie sind Terraner, oder nicht?«
»Es geht mich etwas an, weil Darkover mein Zuhause ist und weil ich es liebe. Ja, ich arbeite für den Terranischen Dienst, aber mein Herz ist hier. Und deine Anwesenheit ist wichtig. Es gehen Dinge vor sich, die nicht einmal ich ganz verstehe. Ich weiß aber so viel, dass die große Gefahr besteht, dass die Expansionisten den Planeten schlucken, wenn die Darkovaner nichts unternehmen. Wenn wir unseren geschützten Status verlieren … ich darf gar nicht daran denken. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, warum dein Vater dich in solcher Unwissenheit gelassen hat, was dein Erbe betrifft.«
Wenigstens wusste sie über die Expansionisten Bescheid, was in diesem Meer der Verwirrung schon tröstlich war. Als sie und Ivor sich gerade auf ihre Abreise vorbereitet hatten, hörte sie, dass die Expansionisten zum ersten Mal seit über zwei Jahrzehnten eine Mehrheit in der Regierung der Föderation hatten. Die Nachrichten waren voller Spekulationen darüber gewesen, was das bedeuten konnte, aber sie hatte sich nicht allzu viel damit beschäftigt. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit Rates letzter Frage zu, denn sie wusste, es beunruhigte ihn genauso wie sie. »Ich glaube, es war zu schmerzlich für ihn, sich zu erinnern, von seiner Vergangenheit zu sprechen. Der Mann, den Sie kannten, Captain Scott, ist nicht der, den ich kenne. Wer Lew Alton auch war, als er noch hier lebte, er ist es nicht mehr. Ich glaube, am Abend bevor ich zur Universität aufbrach, wollte er mir noch etwas sagen, aber wir hatten nicht die Angewohnheit, uns auszusprechen, und es kam nicht zu Stande. Mein Vater ist heute ein zorniger, verbitterter Mann, der ein bisschen zu viel trinkt und seine Absichten
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