Darkover 23 - Asharas Rückkehr
für sich behält. Und da er mich nicht über meine Geschichte unterrichtet hat, nahm ich an, dass es einen guten Grund dafür gibt. Er ist kein sehr leidenschaftlicher Mensch.« »Dann hat er sich aber wirklich verändert. Jedenfalls kam er mir sehr leidenschaftlich vor. Er war meiner Schwester ein liebender Gatte - ich habe nie jemanden gesehen, der so verliebt war. Ich kann nicht glauben, dass du fast nichts mehr weißt. Erinnerst du dich nicht an Marjorie - du siehst ihr ziemlich ähnlich - oder an das Haus der Altons hier in Then-dara oder an irgendwas? Ich war mir sicher…» »Es geht Sie nichts an, woran ich mich erinnere oder nicht.« Sehe ich aus wie Marjorie oder Thyra? Und wenn der Alte sie so innig liebte, wieso hat er dann mit ihrer Schwester geschlafen? Sie verstand es nicht. Sie verstand gar nichts - nicht Ivors Tod, nicht die Unterwürfigkeit der Leute ihr gegenüber oder warum sie plötzlich in einer Angelegenheit, die ihren Geburtsplaneten betraf, so wichtig sein sollte. Warum musste sie ausgerechnet in diesem Lokal essen? Einmal mehr hatte sie den Eindruck, dass er ihre Gedanken hören konnte, denn er sagte: »Dann weißt du also immerhin so viel. Du siehst aus wie du, aber du hast eine starke Familienähnlichkeit zu den ScottSchwestern - zu beiden. Wenn man uns zusammen in darkovanischer Kleidung sähe, könnte man uns wohl für Vater und Tochter halten.«
»Haben Sie mich deshalb erkannt?«
»Als Erstes ist mir das rote Haar der Comyn aufgefallen und dann der Schwung der Nase, die Gesichtsknochen. Ich habe ein paar Minuten gebraucht, bis ich begriffen habe, dass du meine Nichte sein musst eine Alton. Und da Lew nur eine Tochter hatte, ging ich davon aus, dass du auch eine Scott bist.«
»Sie erzählen mir nicht alles, hab ich Recht?« Sie konnte spüren, dass er etwas zurückhielt.
»Nur ein Narr leert seinen ganzen Sack auf den Tisch.«
Margaret war so verärgert über seine Worte, dass sie sich auf den Randstein setzte und sich weigerte, noch einen Schritt zu gehen. »Und nur ein Narr versucht ein Pferd in den Sack zurückzustopfen, wenn es schon halb draußen ist.«
Er setzte sich neben sie auf den Randstein und legte die Arme um die Knie. Eine Minute lang sagte er nichts, und als er sprach, lag ein Mitgefühl in seiner Stimme, das sie tief berührte. »Was hat dich so argwöhnisch gemacht, Marguerida?«
»Geheimnisse. Die Wände des Waisenhauses und etwas Schreckliches, an das ich mich nicht erinnere.« Die Worte waren ihr entschlüpft, bevor ihr klar war, dass sie mehr gesagt hatte, als sie wollte. Sie saßen Schulter an Schulter, und sie bemerkte zum ersten Mal, dass er ein kleiner Mann war, fast zehn Zentimeter kleiner als sie. Klein und ernst und wahrscheinlich vertrauenswürdig. Der Wind sprang um, zerzauste sein Haar und wehte ihr seinen Geruch in die Nase. Er roch nach terranischen Lederhosen, aber darüber hinaus roch er nach einheimischer Seife und den Gewürzen von darkovanischem Essen. Captain Scott roch richtig, nicht fremd und steril wie die meisten Terraner.
»Wenn du mit mir zur Comyn-Burg kommst, dann glaube ich, werden wir ein paar Antworten auf deine Fragen finden - und ein paar von diesen Geheimnissen enträtseln.«
»Lesen Sie meine Gedanken?« Das Vertrauen, das sich langsam entwickelt hatte, verschwand wieder.
»Nicht richtig. Ich bin kein sehr fähiger Telepath; mein La-ran reicht gerade aus, um die Gedanken an der Oberfläche aufzuschnappen, zu mehr nicht. Und meine bescheidenen Fähigkeiten liegen im Grunde mehr auf dem Gebiet des Vorhersehens. Ich meine, für gewöhnlich suche ich dieses spezielle Speisehaus nicht auf, aber heute fühlte ich mich regelrecht dazu getrieben, dort zu essen.«
»Laran? Was ist das?« Margaret hatte fast das Gefühl, als würde sie das Wort kennen und als wäre es sehr wichtig, aber sie kam nicht darauf, wieso. Wie konnte er nur davon reden, dass er ein Telepath war, als wäre es das Normalste auf der Welt, wo es doch unmöglich war?
Sie spürte, wie sich etwas in ihr regte, dunkel und erschreckend. Sie kannte es gut, denn es war immer da gewesen, ein Schrecken erregendes Gesicht, das ihr aus Spiegeln entgegenstarrte und ihr befahl, sich von allen Leuten fern zu halten. Jetzt wollte es, dass sie diesen Mann nicht beachtete, nicht darauf hörte, was er sagte. Es schien ihr Hirn zu umklammern, und je fester es zudrückte, desto mehr wollte sich widersetzen. Und die Furcht, die sie gespürt hatte, seit sie wusste, dass sie nach Darkover
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