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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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1. Kapitel
    Große Pyramide von Giza, 13 . Oktober 2007, nach Sonnenuntergang
    Mit Tränen in den Augen rannte Sid auf den Rand der kleinen Plattform auf der Spitze der Pyramide zu. Die heiße, trockene Luft, die in seine Lunge drang, hinterließ den Geschmack der Freiheit auf seiner Zunge. Freiheit. Die Möglichkeit selbst über sein Leben bestimmen zu können. Das hatte er doch gewollt!
    Szenen aus seinem bisherigen kleinen Leben rasten ihm durch den Kopf. Mutter, Vater, Patenonkel erschienen und verschwanden wieder. Rascal, das Punkmädchen mit den knalligen roten Haaren und dem silbernen Herzen um den Hals, blieb. Starrte ihn aus ihren blauen Augen fragend an. Ihr Lächeln sollte das Letzte sein, was er in dieser Welt sah, ihr Bild wollte er festhalten. In wenigen Sekundenbruchteilen würde er auf den fein behauenen Quadern aufprallen. Den Seth-Kult, seine Verfolger und das unsterbliche Mumienherz überlisten. Spürte er Angst? Mit seinem alten Herz vielleicht, aber der fremde Muskel in seinem Körper schlug ruhig wie bisher. Er kannte ja auch den Tod nicht. Da durchzuckte ihn ein grotesker Gedanke. Konnte er sich überhaupt das Leben nehmen, wenn das Herz immer weiterschlug?
    Den Bruchteil einer Sekunde zögerte er, wurde ein wenig langsamer, dann siegte seine Verzweiflung. Er kniff die Augenlider fest zusammen und stieß sich mit dem linken Fuß ab. Er flog. Sid hörte das Krächzen eines Raubvogels. Es wurde schwarz um ihn herum.
    Die Touristen saßen in dichten Reihen vor der riesigen Leinwand am Fuß der Pyramide und bestaunten die atemberaubenden Bilder. Niemand bekam von dem Drama, das sich direkt vor ihren Augen abspielte, das Geringste mit. Laut schallte die Multimediashow über das Tal.
    »Pseudowissenschaftler bestreiten ketzerisch, dass ein so großes Gebäude allein zu dem Zweck errichtet worden sei, um einen toten Pharao zu bestatten«, dröhnte eine Stimme aus den Lautsprecherboxen. »Genährt werden ihre absurden Thesen allein dadurch, dass es in keiner Pyramide auch nur den kleinsten Hinweis auf einen Leichnam oder eine Bestattung gibt. Auch in der Großen Pyramide des Chufu nicht.«

2. Kapitel
    Auch in der Großen Pyramide des Chufu nich t …

3. Kapitel
    Kairo, 13 . Oktober 2007, nach Sonnenuntergang
    Birger Jacobsen stand im Treppenhaus des Chufu Hotels und drückte dem kleinen Jungen die Messerklinge an den Hals. Schweiß lief über sein von tiefen Pockennarben gezeichnetes Gesicht. Er spürte ein unbekanntes Gefühl in sich hochsteigen.
    Birger Jacobsen war nervös. Trotz seines durchtrainierten Körpers schnaufte er. Mühevoll hatte er sich Stufe für Stufe nach oben gearbeitet. Bis er hier, ein Stockwerk vor der widerwärtigen Touristenabsteige, auf dieses unvermutete Hindernis gestoßen war.
    Der Junge zappelte verzweifelt. Birger Jacobsen presste ihm die andere Hand auf Mund und Nase, zum Atmen ließ er ihm nur einen winzigen Schlitz zwischen den Fingern. Der Knirps sollte spüren, dass es ihm ernst war. Der Kleine starrte ihn aus angstgeweiteten Augen ratlos an.
    »Mein Messer verstehst du doch, oder?«, zischte Birger Jacobsen. Sein Augenlid begann zu zucken. Warum musste der Bengel ausgerechnet vom Klo zurückkommen, als er sein Ziel fast erreicht hatte? Er konnte ihn nicht am Leben lassen, ein Zeuge würde seinen kompletten Plan wie ein Kartenhaus zusammenfallen lassen. Der Flakon mit dem Eselsblut, mit dem er Menschen lähmen und ihre Erinnerungen rauben konnte, steckte unerreichbar in der Innentasche seines Jacketts. Birger Jacobsen traute sich nicht, den Mund des Jungen freizugeben, um ihn herauszuholen. Kinder waren so dumm, so unberechenbar. Trotz der Klinge könnte er losschreien und so das ganze Stadtviertel alarmieren.
    Birger Jacobsens Gedanken rasten durch seinen Kopf. Der Plan war einfach, aber genial gewesen. Vor wenigen Minuten hatte er das Hotel über den Lieferanteneingang betreten. Sid, der auserwählte Sohn des mächtigen Setepenseth, den er schon durch halb New York gejagt hatte, war unerwartet ausgeflogen. Allein. Jetzt wollte er sich in Ruhe um die rothaarige Schlampe kümmern, die von Anfang an nichts als Ärger gemacht hatte und Sidney nicht freiwillig von der Seite weichen würde. Mehrmals hatte sie ihm den Jungen aus den Händen gerissen und so seinem sicheren Zugriff entzogen. Er wollte den sa , den Auserwählten, ganz für sic h – deshalb würde sie gleich über die Klinge springen müssen.
    An Stapeln von Pappkartons vorbei hatte er sich durch das Foyer

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