Darkover 24 - Die Schattenmatrix
nieder und bettete die Frau in ihren Schoß. »Ich will, dass Ihr beim ersten Morgenlicht verschwindet - alle beide. Wenn Ihr nicht geht, lasse ich den Wächter los, und …«
»Ihr werdet nichts dergleichen tun«, unterbrach Mikhail. Er stellte fest, dass ihn die sonderbare Frau inzwischen ernsthaft anwiderte. Außerdem hatte er es satt, immerzu bedroht zu werden. Er hatte eine Grenze erreicht, von deren Existenz er bisher nichts gewusst hatte. Wenn er sich jetzt nicht beherrschte, würde er am Ende noch gewalttätig, und sei es nur, um seiner Empörung wegen der Behandlung der Kinder Luft zu machen.
Seit er in der Eingangshalle von Armida über dem verletzten Körper von Domenic Alar gekniet hatte, waren seine Gefühle gegenüber Kindern wie verwandelt. Er betrachtete sie nicht mehr als dreckstrotzende Störenfriede, sondern als neugierige Geschöpfe, die ihrerseits ganz interessant sein konnten. Sein Neffe Donal etwa war ein so heller Bursche, wie man ihn sich nur wünschen konnte.
Er hatte sich früher nie zu Kindern hingezogen gefühlt, nicht einmal zu Danilo Hastur, das Kind, das er wahrscheinlich am besten kannte. Aber seit er sich in Haus Halyn mit den Elhalyn-Kindern auseinander setzen musste, hatte er eine engere Bindung zu ihnen entwickelt. Der Wandel war nicht plötzlich vonstatten gegangen, vielmehr hatte jeder Tag seine Entschlusskraft gestärkt, die zwar von Emeldas Einmischung unterdrückt wurde, aber dennoch vorhanden war. Nun war sie voll entwickelt, und er war unfassbar wütend auf die Frau, die vor ihm auf dem Boden kniete. Sie hielt die reglose Emelda in den Armen, wie sie ihre Kinder hätte umarmen sollen, und Mikhail hätte am liebsten die Hände um ihren Hals gelegt und zugedrückt, bis sie keine Luft mehr bekam.
Priscilla blickte zu ihm auf, als wäre sie sich seines Zorns bewusst. »Ich will, dass Ihr mein Haus verlasst!«
»Seid still! Ihr habt zugelassen, dass diese armselige Kreatur Eure Kinder beeinflusst. Wie konntet Ihr nur?«
»Ihr versteht das nicht! Ihr könnt es nicht verstehen. Emelda hat gesagt…»
»Emelda hat wahrscheinlich eine Menge dummes Zeug geredet. Warum habt Ihr diese kleine Kräuterhexe beinahe Eure Kinder zerstören lassen?«
»Nein, nein - sie hat sie doch nur für ihre Verwandlung gestärkt!« Es ist sinnlos, mit ihr zu streiten, Mik. Sie ist nicht mehr bei Verstand -falls sie es je war. Anscheinend glaubt sie, die Kinder werden bald in … na ja, so etwas wie Engel verwandelt. Irgendetwas Unsterbliches jedenfalls, soviel ich aus ihren Gedanken herauslesen kann.
Na wunderbar. Was soll ich jetzt tun?
Deine Verantwortung beschränkt sich auf die Kinder. Alain wird nie mehr gesund werden, aber vielleicht gelingt es uns, die Übrigen zu retten. Wir müssen sie sofort von diesem fürchterlichen Ort wegbringen!
Was ist mit Priscilla und Emelda? Und mit diesem Wächter, von dem sie dauernd reden?
Emelda ist vorübergehend neutralisiert, weil ihr Stein im Feuer liegt. Ich vermute allerdings, sie ist schon so weit, dass sie zu ihren früheren Gewohnheiten zurückkehren wird, sobald sie kann. Wer ist sie? Du kennst sie wohl?
Ja, allerdings habe ich eine Weile gebraucht, bis ich sie wieder erkannt habe. Sie war früher blond und wog etwa zwanzig Pfund mehr. Sie kam vor ungefähr dreieinhalb Jahren nach Tramontana, um sich dort ausbilden zu lassen, und die Bewahrerin hat sie geprüft. Ich kenne die Einzelheiten nicht, jedenfalls wurde sie abgewiesen.
Aber sie ist eine hervorragende Telepathin. Ich kann gar nicht so recht glauben, dass die Leronis sie einfach gehen ließ. Ich weiß, was das angeht, leider nichts Genaues. Eines Nachts verschwand sie einfach. Vielleicht werden wir nie erfahren, was damals geschehen ist.
Priscilla ließ Emelda zu Boden gleiten und mühte sich auf die Füße. Sie atmete flach, und ihre Augen sahen aus wie zwei große, gefrorene Teiche. »Ich erlaube Euch nicht, noch länger als Regent für meine Kinder zu fungieren! Wenn Ihr auch nur versucht, sie mitzunehmen - und ich weiß, dass Ihr das vorhabt -, lasse ich den Wächter los, und mit ihm kann es nichts und niemand aufnehmen! Er ist stärker als jeder Sterbliche und liebevoller.« Sie drückte die zitternden Hände an ihren flachen Busen. »Jetzt kommt zu Eurer Mutter, Kinder. Wir werden uns in meine Räume zurückziehen, bis diese Leute morgen abreisen.«
Einzig Alain rührte sich, und auch er nur mit großem Widerwillen. Er rutschte auf seinem Stuhl umher, stand halb auf und sah sich
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