Darkover 24 - Die Schattenmatrix
schon dreimal zuvor, das Gefühl, einen Blick in eine andere Zeit zu werfen. Sie sah Ida als mittlerweile unglaublich gealterte Greisin am großen Kamin von Armida sitzen und ruhig mit einem sehr hübschen Mädchen von etwa zwölf Jahren sprechen. Sie war sehr merkwürdig gekleidet - weder darkovanisch noch terranisch - und schien sich vollkommen heimisch zu fühlen. Margaret lauschte angestrengt, um etwas von der Unterhaltung in der Vision zu verstehen, aber die beiden flüsterten nahezu, und sie hörte lediglich das behagliche Knistern des Feuers und das Heulen des Windes um das Haus.
Margaret war so überrascht, dass sei beinahe ins Stolpern geraten wäre. Die Vision war vorüber, kaum dass sie begonnen hatte. Früher hätte Margaret Zweifel gehabt, aber inzwischen war sie bereit, das Fantasiebild als eine Möglichkeit zu akzeptieren, wenn schon nicht als unmittelbare Realität. Es könnte irgendwann einmal tatsächlich so kommen. Das Erlebnis machte sie ganz benommen, und sie wünschte, sie hätte ordentlich gefrühstückt.
Sie erreichten den Eingang von Burg Comyn, durch den Rafe Scott Margaret geführt hatte; es kam ihr vor, als wäre es in einem anderen Leben gewesen. Die Treppe, die bis zur Tür reichte, war vom Schnee gesäubert worden, mehrere Wächter standen vor dem Eingang. Sie verbeugten sich, als Margaret eintrat, und Ida zuckte leicht zusammen.
»Liebste Maggie, bist du eine wichtige Persönlichkeit hier? Ich meine, ich weiß, dass du die Tochter von Senator Alton bist, aber …«, flüsterte Ida, als sie die Eingangshalle betraten. Daryll folgte ihnen mit dem Gepäck, und unverzüglich erschien ein Diener, um es ihm abzunehmen.
»Das könnte man so sagen, Ida«, murmelte Margaret und kam sich komisch vor. Sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, sich selbst als eine wichtige Persönlichkeit zu betrachten.
Ida stand eine Sekunde lang vollkommen still und betrachtete die Wandteppiche und Gemälde. Dann hakte sie mit zitternden Händen Darylls Mantel auf. Am Saum hingen Eisklumpen, denn sie war viel kleiner als der junge Gardist, und die weiße Wolle war an manchen Stellen ganz schmutzig, weil sie den Mantel über das Pflaster geschleift hatte.
Sie setzte eine besorgte Miene auf, als sie die Bescherung bemerkte, und sie schaute zu dem großen Mann hinauf. »Danke fürs Leihen. Ich hoffe, Sie haben nicht zu sehr gefroren, und es tut mir Leid, dass ich Ihren Mantel so schmutzig gemacht habe.«
Daryll sah Margaret fragend an, deshalb übersetzte sie Idas Worte. »Sagt bitte der Mestra, es war mir eine große Ehre, ihr zu Diensten zu sein, und dass es heute recht mild für diese Jahreszeit ist.« Margaret lachte, und Ida wartete, bis sie sich wieder beruhigt hatte. »Was hat er denn gesagt? Ich habe mir die Disketten angehört, die du mir geschickt hast, und ich habe auch schon ein paar Worte gelernt, aber ich bin so müde, dass ich ihm nicht folgen kann. Und es hört sich ganz anders an, wenn er die Sprache spricht. Was hat er denn nun gesagt?« Sie klang erschöpft und ein wenig quengelig. »Nur, dass es ihm eine große Freude war, dir seinen Mantel zu leihen, und dass es ziemlich mild für einen Wintertag ist.« »Mild! Ich schaudere bei dem Gedanken, was er dann als kalt empfindet.« Ida sah Daryll durchdringend an, als befürchtete sie, er könnte sie auf den Arm nehmen.
»Komm mit. Wir haben noch unendlich lange Gänge vor uns, ehe wir die Suite erreichen. Okay, das war leicht übertrieben. Es wird dir nur unendlich lang vorkommen, aber wenigstens hast du es hier wärmer, Ida.«
»O ja, ich fühle mich auch schon wohler.« Sie riss sich den Allwettermantel vom Leib, den sie unter Darylls getragen hatte, und hängte ihn sich über den Arm. »Gehen wir. Das heiße Bad, das du mir versprochen hast, klingt himmlisch.«
Der Diener war ihnen vorausgegangen, und als sie die Alton-Suite erreichten, standen die Türen weit offen. Lew Alton wartete im Eingang. Er war mit einem dunkelbraunen Überrock und passender Hose bekleidet, und Margaret fand, er sah sehr gut aus im blassen Licht, das durch die Fenster hereinströmte. »Ida, darf ich dir meinen Vater vorstellen, Senator Lewis Alton. Vater, das ist Ida Davidson, die während meiner Zeit an der Universität wie eine Mutter zu mir war.«
Lew verbeugte sich, denn reichte er Ida seine einzige Hand. »Es ist mir eine große Freude, endlich die Person kennen zu lernen, die so gut für mein kleines Mädchen gesorgt hat.«
»Freut mich, Sie kennen zu
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