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0449 - Das Schreckgespenst

0449 - Das Schreckgespenst

Titel: 0449 - Das Schreckgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Nimmst du Soße, Mayonnaise oder einfach nur Öl zum Salat?« erkundigte sich Bill Conolly bei seiner Frau.
    Sheila schaute ihn an. »Nichts dergleichen.«
    »Ach.«
    »So ist es.«
    »Willst du überhaupt nichts essen?«
    »Doch, aber das suche ich mir selbst aus. Ich möchte die Salate mal weglassen…«
    Bill schüttelte den Kopf. »Ich denke, das sind Schlankmacher.«
    »Aber das Filet auch.« Sheila lächelte. »Hauchdünn geschnitten. Carpaccio nennt man so etwas. Dazu eine leichte Sauce, es schmeckt fantastisch.«
    »Hast du das schon mal gegessen?«
    »Sicher.«
    »Ohne mich.«
    »Genau.«
    Der Reporter nickte und griff zu seinem Bierglas. Er trank an diesem heißen Sommerabend Bier. Das andere Zeug überließ er den vornehmen Gästen des Presse-Clubs, der sein Sommerfest gab und dabei im Untergeschoß die altehrwürdigen Räume regelrecht entweiht hatte, denn Feiern fanden dort nicht statt.
    Man hatte auch noch den Park mit einbezogen. Unter den alten Ulmen standen die weißen Bänke oder Stühle. Runde und viereckige Tische glänzten ebenfalls weiß lackiert im Licht der Laternen, die extra installiert worden waren.
    Ein Party-Service hatte die Bedienung gestellt.
    Das große Büfett stand auf der Terrasse. Drei Köche bedienten dort. Sie trugen ihre hohen Mützen und hatten für jeden Gast ein Freundliches Lächeln übrig.
    Ein Koch stand am Grill, wo es die Steaks und die Hammelstücke gab, auf die Bill verzichtet hatte, weil sie ihm zu fett waren. Er hatte sich einen herrlichen Platz unter den Zweigen einer Ulme ausgesucht, nuckelte an seinem Bier und schaute dem Treiben zu.
    Jetzt sah er seiner Frau nach, die über den Rasen schritt und sich in ein sommerliches Kleid aus strahlendem Weiß gehüllt hatte.
    Gegen die Kühle hing noch ein blauer Leinen-Blazer über der Banklehne, direkt neben Bill, der ebenfalls ein Jackett aus Leinen trug.
    Es stellte die Schultern ziemlich weit aus, war kurz geschnitten, und das blaue Streifenhemd darunter stand am Hals offen.
    Sheila und ihr Mann waren der alljährlichen Einladung des Presse-Clubs gefolgt. Einmal im Juli feierten die Mitglieder ein großes Sommerfest. Was in London pressemäßig Rang und Namen hatte, war vertreten, und auch so manche Politiker ließen sich blicken. Zum Glück war das Gelände groß genug, so daß sich mehrere hundert Gäste dort verteilen und auch im angrenzenden Park zu ungestörten Gesprächen und mehr verschwinden konnten.
    Natürlich kannte man Sheila. Auf dem Weg zum Büfett wurde sie mehrmals angesprochen, sagte hier ein Wort, gab einige unverbindliche Sätze von sich, lachte mal und schlenderte ansonsten weiter.
    Wer Champagner trinken wollte, konnte dies tun. Auch Wein wurde ausgeschenkt. Leicht grünlich schimmernder Chablis, sehr kalt serviert. Er schmeckte vorzüglich. Bill trank ihn zu einer kleinen Fischplatte.
    Musik gab es nicht. Man hatte sich darauf geeinigt, auf eine Band oder Kapelle zu verzichten, denn viele Gäste waren gekommen, um sich zu unterhalten.
    Als Bill das Glas wegstellte, fiel von der Seite her ein Schatten auf ihn. »Darf ich mich setzen, Bill?«
    »Ah, Sir Wilfried, natürlich.«
    Sir Wilfried Cavendish war Chef des Presse-Clubs, selbst Verleger und einer der Großen in der Branche. Ein Gentleman von 68 Jahren, aber noch immer voll auf der Höhe und überall dabei.
    Man bezeichnete ihn als Energiebündel oder als den lebenden Buchstaben. Sehr groß, sehr hager, eisgrau das Haar, ebenso der Oberlippenbart, bot er das Bild eines perfekten Gentleman.
    Sir Wilfried kannte Gott und die Welt. Zu den Gästen seiner Einladungen zu gehören, bedeutete schon etwas. Die Conollys waren immer dabei, auch im kleineren Kreis.
    »Na, Bill, wie gefällt es Ihnen?«
    »Hervorragend.«
    »Sagen Sie das nur so?«
    Der Reporter lachte. »Nein, um Himmels willen. Mir gefällt es tatsächlich gut. Wissen Sie, Sir Wilfried, ich brauche nicht zu tanzen, habe mich in die Nähe des Bierfasses gesetzt und werde hier in aller Ruhe genießen. Ein lauer Sommerabend, ein gutes Essen, nette Leute, was will man noch mehr?«
    Sir Wilfried lachte. »Zuviel des Guten, mein Lieber. Viel zuviel. Sie tragen doch sonst nicht so dick auf.«
    Bill schaute gegen das dunkle Filigran der Ulmenäste. »Ich trage nicht dick auf, mir gefällt es tatsächlich so gut.«
    »Und Sheila?«
    »Sie findet es ebenfalls toll. Momentan hat es ihr das Büfett angetan.«
    »Ja, es ist gut.«
    Bill trank sein Glas leer. »Ausgezeichnet, würde ich sagen.

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