Darkover 24 - Die Schattenmatrix
verfügte so langsam über die meisten Teile, konnte sie jedoch zu keinem Bild zusammensetzen.
Der Hof lag im Schatten der beiden Türme, und es gab auch noch weitere Gebäude. Ein kleines Steinhaus mit roten Türen und ein anderes, aus dem ein Geruch wie aus einer Gerberei zu Mikhail wehte. Neben dem Gestank der Pflastersteine war es geradezu ein angenehmer Geruch.
In diesem Moment ging die Tür am Fuß eines der Türme auf, und eine Frau trat heraus. Sie war noch jung, etwa zwanzig, und ihr rotes Haar glänzte im grauen Tageslicht. Die kecke Nase war von Sommersprossen gesprenkelt, und ihr Mund schien wie zum Lächeln gemacht. Stattdessen presste sie die Lippen jedoch fest aufeinander, und ihre Augen waren schmal und misstrauisch. »Ihr habt sie tatsächlich gefunden!« Die Frau streifte Mikhail mit einem kurzen Blick, aber ihre gesamte Aufmerksamkeit galt Marguerida. Sie forschte in deren Gesicht, und ihre dunkelgrauen Augen schienen sich zu trüben. Ein Ausdruck tiefster Besorgnis huschte über das Gesicht der jungen Frau, und sie schaute zu der untersetzten Leronis hinüber. Mikhail bemerkte, wie die beiden Frauen einen ängstlichen Blick tauschten. Sie fürchteten sich vor Marguerida, so viel war sicher. Und mehr noch, sie trauten sich nicht, ihrem Herrn zu sagen, wieso.
Dom Padraic nickte knapp. »Ja, ich habe sie gefunden, wie ich es dir gesagt habe, Schwester. Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden, denn ich habe noch etwas Besseres zu tun, als im Regen auf irgendwelche Leroni zu warten, wie nützlich sie auch sein mögen.« »Ja, natürlich, Padraic.« Ihre Stimme war lieblich und schmeichelnd, aber sie enthielt auch eine gewisse Spannung. Die Frau klang, als würde sie sich aus alter Gewohnheit über ihren Bruder lustig machen, und Mikhail hatte den Eindruck, in einen Konflikt zwischen den beiden zu geraten. »Kommt mit, ihr zwei. Ich sehe, ihr braucht ein Bad und saubere Kleidung. Und eine warme Mahlzeit.« »Sie müssen gleich morgen früh zu arbeiten beginnen«, drängte Padraic. »Wir können nicht länger warten.«
»Ja, mein Bruder. Ich weiß schon, was ich tue. Wir bringen sie zu den Schirmen, und alles wird nach deinem Plan verlaufen.« Sie klang entgegen ihren Worten nicht im Geringsten sicher. Ihr Tonfall und ihre Körperhaltung drückten Angst und tiefe Verzweiflung aus. Mir scheint, wir sind vom Regen in die Traufe geraten, Mik. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.
Passend ausgedrückt, aber ich wüsste im Augenblick nicht, was wir dagegen tun könnten.
Ich bin nicht das, was sie und Padraic erwartet haben. Das habe ich auch schon bemerkt. Hoffen wir, dass sie dieser Umstand so lange beschäftigt, bis wir herausgefunden haben, was hier vor sich geht. Padraic hat großes Unrecht vor, und diese Frauen helfen ihm dabei.
»Willkommen im Turm von El Haliene. Kommt mit«, sagte die Frau leise, als ging sie davon aus, dass die beiden ihr augenblicklich gehorchten. »Ich bin Amirya Haliene. Ich zeige euch jetzt euer Quartier.« Sie drehte sich um und ging zurück zum Turm. Nach kurzem Zögern folgten ihr Mikhail und Marguerida.
Sie betraten eine düstere Eingangshalle von der Kargheit einer Kaserne. Zwei Fackeln beleuchteten dürftig den Raum, die Wände waren nackt. Es war kalt und ungemütlich, und es roch schlecht. Marguerida schauderte und drückte sich dichter an ihren Mann. Mikhail sah im hinteren Teil des Raums eine enge Treppe, die sich ins obere Stockwerk wand. Überall waren der beißende Geruch der Matrixschirme, und es stank nach feuchtem Schimmel. Die Stille war unheimlich, doch Mikhail spürte die Nähe von Leuten. Sie folgten der Frau schweigend. Wieder erstaunte es Mikhail, dass auch sie nicht nach ihren Namen fragte. Er wunderte sich außerdem über die sonderbare Abweichung ihres Namens - Haliene hatte er noch nie gehört - und fragte sich, ob sie wohl eine richtige Schwester von Padraic war. Sie sahen sich ähnlich, aber sie konnten leicht auch nur Halbgeschwister sein.
Amirya führte sie an der Wendeltreppe vorbei in einen schmalen Gang, der zur Rückseite des Gebäudes führte. Er war düster und bedrückend und stank ebenfalls nach Moder. Außerdem war es recht kühl hier, und Mikhail war froh über seinen Umhang, wenngleich der vom Regen feucht war. Er spürte, wie sich Marguerida an ihn drückte und sich bei ihm einhakte. Er nahm ihren Lavendelgeruch wahr und fühlte sich irgendwie weniger beklommen. Solange Marguerida an seiner Seite war, wurde er mit allem fertig. Von dem
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