Darkover 24 - Die Schattenmatrix
würden ihm sicher helfen, alles rasch in Ordnung zu bringen, außerdem war es nicht so wichtig. Jetzt zählte nur, dass seine Schwester endlich angekommen war und dass er jemanden hatte, dem er sich anvertrauen konnte.
»Ich freue mich riesig über deinen Besuch, Liri! Komm herein und nimm erst einmal ein heißes Bad. Das wird deinen müden Knochen gut tun und deine gute Laune wiederherstellen.« Er bot ihr einen Arm dar, um ihr die schlüpfrigen Stufen zum Haus hinaufzuhelfen, und Mikhail war über ihren kräftigen Griff überrascht.
Sie schmiegte sich kurz an ihn, dann streckte sie die Nase in die Luft und schnüffelte. »Mir war gar nicht klar, wie nahe wir hier am Meer von Dalereuth sind. Komischer Geruch.« Sie betraten die Eingangshalle von Haus Halyn. »Der Geruch des Meeres stört mich, Mik, aber ich weiß nicht, wieso. Ich bin mir allerdings sicher, dass Marguerida ihn mögen würde. Sie hat oft Sehnsucht nach ihrem geliebten Thetis, nach den warmen Winden und den sanften Meeren dort.«
»Ja, ich habe sie ein paar Mal darüber nachsinnen hören. Und sie singt immer diese Lieder … Manche von denen, die sie für Diotima aufgenommen hat, sind einfach wundervoll. Meinst du, Dio kann ihre Stimme wirklich hören?« Er achtete nicht auf den Knoten in seiner Brust, den die bloße Erwähnung von Margueridas Namen auslöste, und versuchte möglichst gleichgültig zu klingen. Außerdem wollte er nicht daran denken, wie schwierig die Kommunikation mit seiner Geliebten in den letzten Wochen geworden war. Es ärgerte und frustrierte ihn, dass er an den meisten Abenden zu müde war, um sie zu erreichen, und wenn er es doch tat, kam sie ihm
distanziert vor und von irgendetwas in Anspruch genommen, über das sie nicht sprechen wollte. Sie erzählte zwar von Istvana Ridenows unorthodoxen Ausbildungsmethoden, von ihrer neuen Freundin Caitlin Leynier und den anderen in Neskaya, doch er spürte genau, dass irgendetwas sie beunruhigte. Er hatte sie ein paar Mal fragen wollen, aber seine Konzentration hatte jedes Mal nachgelassen oder eins der Kinder war aufgewacht. Es war, als wäre irgendeine Kraft wild entschlossen, ihm keine Ruhe zu gönnen. »Ob sie die Lieder hört? Ein interessanter Einfall.« Liriel sah ihren Bruder warmherzig an. »Aber ich bin überzeugt, du und Marguerida habt andere Dinge zu besprechen als ihren Gesang.« Ihre Worte enthielten keine versteckten Andeutungen, nur eine geschwisterliche Zuneigung, die ihm ans Herz ging.
Mikhail ließ seine Schultern ein wenig sinken. Er konnte seiner Schwester nichts vormachen. Sie kannte seine Gefühle für seine Geliebte und Margueridas Gefühle für ihn besser als irgendjemand sonst, mit Ausnahme von Lew Alton. Aber sie war sehr taktvoll, und er konnte sich darauf verlassen, dass sie ihn nur ein wenig aufziehen würde. »Da wäre immer noch das Wetter.«
Liriel lachte leise, hängte ihren Schal an einen Haken und zog ihren Mantel aus. »Wenn ihr beiden auch nur einen Augenblick über das Wetter redet, dann will ich ein Cristoforo sein.« Sie blickte hinauf zu den geschwärzten Dachsparren, dann auf die Wände mit den mottenzerfressenen Tapeten und schüttelte den Kopf. »Es ist nicht gerade gemütlich hier, was?« Einer der Männer trug hinter ihr das Gepäck ins Haus.
Mikhail schüttelte den Kopf. »Du hättest das Haus mal sehen sollen, bevor ich die Fensterrahmen richten und die Kamine säubern ließ. Priscilla und die Kinder scheinen das raue Klima gewöhnt zu sein, aber als ich hier ankam, haben sie nur notdürftig in fünf Zimmern gehaust.«
»Aber wieso denn?«
»Wenn ich das wüsste. Priscilla will mir einfach nicht sagen, warum sie darauf besteht, in dieser vermoderten Baracke zu wohnen. Vielleicht kannst du ihren Äußerungen mehr Sinn entnehmen als ich.«
Er zögerte. Wenn er Liriel von der Seance erzählte, würde er seinen Eid brechen, auch wenn er diesen nur einem Geist geschworen hatte. Trotz all seiner Zweifel konnte er sich nicht dazu überwinden. Er hatte jedoch nicht versprochen, nichts von dem zu erzählen, was er von den Dorfbewohnern erfahren hatte.
Mikhail räusperte sich. »Ich glaube, es hat etwas mit dem Aberglauben der Einheimischen hier zu tun, Liriel. Ungefähr eine Meile weiter oben an der Straße gibt es eine heiße Quelle, von der die Dorfleute behaupten, sie hätte heilende Kräfte. Und ein Schutzgeist soll auch dort wohnen. Priscilla scheint irgendeine fixe Idee hinsichtlich dieses Wächters zu haben, aber frag mich bitte nicht,
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