Darkover 24 - Die Schattenmatrix
wünsche ich mir, ich könnte einfach zurückgehen und dort weitermachen, wo ich aufgehört habe.«
»Wieso?«
»Forschung ist sehr befriedigend, Vater. Man muss sich nicht mit persönlichen Befindlichkeiten auseinander setzen -außer akademischen Eifersüchteleien, natürlich -, aber man kann sich in die Archive vergraben und einfach studieren. Es gibt Gelehrte an der Universität, die ihr ganzes Leben mit Studieren verbracht haben und über ihre Forschungsergebnisse schrieben oder Vorlesungen hielten.« Sie seufzte und fragte sich, ob sie ihm je die Freude vermitteln konnte, die sie bei ihrer akademischen Tätigkeit empfunden hatte. »Eine gut belegte wissenschaftliche Arbeit ist etwas Wunderbares. Sie ist echt und etwas, das man fest halten kann. Ein intellektuelles Produkt. Es spielt keine Rolle, von welchem Planeten man stammt, welches Geschlecht man hat oder wie alt man ist. Sie hat etwas sehr … Reines.«
»Du bist sehr auf der Hut vor emotionalen Bindungen, hab ich Recht?«
»Ich hatte bisher nicht viel Glück damit. Ich habe Ivor sehr geliebt, so wie ich dich wahrscheinlich lieben würde, wenn wir uns besser kennen würden. Er ist viel zu früh gestorben. Ich wünschte, du hättest ihn gekannt.«
»Der kurze Blick, den ich auf ihn werfen konnte, während du versucht hast, Donal Alar in der Oberwelt zu finden, hat mich ziemlich eifersüchtig gemacht, Chiya. Einerseits freue ich mich, dass du einen so großartigen Pflegevater hattest, andererseits bedauere ich natürlich sehr, dass ich die Zeit mit dir versäumt habe.« »Er war wirklich ein guter Vater, wenn auch ein kleines bisschen geistesabwesend. Aber verstehst du, sosehr ich Ivor auch geliebt habe, und er wahrscheinlich auch mich, es gab keine tiefen Gefühle. Ich meine, nicht solche Gefühle, die ich für dich oder Dio empfinde. Wir waren beide Diener der Musik - Priester und Priesterin. Wir haben uns Dinge anvertraut, so wie ich es mit Mik oder Liriel manchmal tue. Wir waren eng verbunden, aber das alles lag mehr an den äußeren Umständen als an irgendetwas anderem. Er hatte so viele Studenten -dreiundfünfzig Jahrgänge von jungen Musikern -, und er hat sie alle auf eine nette, unpersönliche Art geliebt. Und Ida, seine Frau, hat uns ebenfalls geliebt. Sie war stets hilfsbereit und ermutigend, und wir alle fühlten uns in diesem Haus so gut aufgehoben wie nur irgendwo in der Galaxis, aber es fehlte … an echter Wärme. Das heißt, wenn ich jetzt darüber nachdenke, dann ist Ida schon eine sehr warmherzige Frau, aber ich wollte nicht zulassen, dass wir uns zu nahe kamen. Sie und Ivor hatten nie eigene Kinder, immer nur die von anderen Leuten. Ich weiß nicht, ob sie es bedauert hat oder nicht. Aber wenn sie überhaupt etwas bedauert hat, dann bestimmt, dass sie ihre Karriere zu Gunsten von Ivors aufgegeben hat. Ich weiß, sie war eine aufstrebende Synthipianistin, als die beiden sich kennen gelernt haben. Und ihren gelegentlichen Darbietungen nach zu urteilen, war sie sehr gut, fast brillant. Aber statt als berühmte Musikerin Karriere zu machen, wurde sie Lehrerin für Tasteninstrumente, und Dutzende von berühmten Musikern haben bei ihr studiert. Bei Ida Davidson studiert zu haben wird in Musikerkreisen als große Ehre angesehen.«
»Glaubst du, sie hat es bereut, dass sie eine private statt einer öffentlichen Karriere gemacht hat?«
»Ich habe sie einmal danach gefragt, und sie sagte, das Leben als berühmter Musiker sei sehr anstrengend und werde immer zu rosig dargestellt.«
»Das klingt, als wäre sie ein großartiger Mensch, und ich bin ihr zutiefst dankbar, dass sie sich so gut um dich gekümmert hat. Als du damals von Thetis weggegangen bist, waren deine Manieren in einem trostlosen Zustand, und ehrlich gesagt, war ich ein bisschen verzweifelt. Aber wenn ich dich in Arilinn so beobachtet habe, warst du ganz und gar eine Dame.«
Margaret spürte, wie sie bis in die Haarspitzen rot wurde. »Eine Dame? Ich? Domna Marilla, das ist eine Dame! Oder Linnea. Ich bin nur ein Wildfang und zufällig Erbin einer Domäne - das ist ein großer Unterschied! Die beiden wissen immer genau, was sie sagen und tun müssen.«
»Und Javanne?«, fragte Lew, und seine Stimme bebte vor Belustigung.
»Meine Tante ist sicher ebenfalls eine richtige Dame, aber sie ist ein anderer Typ als Linnea oder Marilla. Sie weiß zwar, was sich gehört, aber sie hält sich nicht immer daran!«
»Mit anderen Worten, sie ist dir ähnlicher als Domna Marilla.« »Du meine Güte!
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