Darkover 24 - Die Schattenmatrix
die Befehlsstimme verfügte; den Entsagenden war zwar bekannt, dass sie die Erbin der Domäne Alton war und in den Turm ging, aber viel mehr wussten sie nicht über sie. Die Reisegesellschaft steuerte auf ein geräumiges Gasthaus zu. Margaret lenkte ihr müdes Pferd zur Seite. »Ich glaube, ich reite lieber gleich zum Turm, Rafaella.«
Ihre Freundin seufzte. »Ja, das dürfte das Beste sein. Aber ich bringe dich hin. Es sieht nämlich nur so aus, als wäre er leicht zu finden. Die Straßen schlängeln sich wie Bandwürmer, und du könntest dich leicht verirren.« Sie saß kurz ab, spannte eins der Maultiere aus dem Zug aus und stieg wieder auf ihr Pferd.
Sie ritten davon, ohne sich von den anderen zu verabschieden, und Margaret bemerkte die Erleichterung ihrer ehemaligen Weggefährten. Sie machte ihnen nicht den geringsten Vorwurf. Auch wenn sie in eine telepathische Gesellschaft hineingeboren wurden, in der Laran als etwas Natürliches galt, konnten sie nicht ohne Unbehagen mit ansehen, was auf der Reise geschehen war. Aber es machte Margaret traurig, denn sie mochte diese starken, unabhängigen Frauen und hatte sich gerade mit einigen von ihnen angefreundet, als sie den Banditen begegneten.
Margaret war dankbar, dass die schrecklichen Ereignisse auf der Reise Rafaellas Gefühle ihr gegenüber nicht verändert hatten. Sie konnte spüren, dass sich ihre älteste Freundin auf Darkover noch immer etwas aus ihr machte, ihr nach wie vor vertraute und sie mochte. Und Margaret wusste, dass sich Rafaella geweigert hatte, ihren Schwestern etwas zu verraten, denn sie hatte sie in zornigem Tonfall sagen hören, die Sache sei Margueridas Angelegenheit und ginge die anderen nichts an. Die Loyalität ihrer Freundin linderte die Trostlosigkeit, die in den letzten zwei Tagen an Margaret gehaftet hatte. Sie wünschte einen Moment lang, Rafaella könnte bei ihr in Neskaya bleiben, dann verwarf sie die Idee als unfair. Rafaella war schließlich kein Familienanhängsel, sondern eine unabhängige Frau, die ihre eigenen Lebensziele verfolgte.
Margaret fühlte eine heftige Bitterkeit. Rafaella konnte tun, was sie wollte, sie konnte sogar eine Beziehung mit Rafe Scott eingehen, wenn ihr danach war. Sie selbst hingegen konnte all das nicht. Sie konnte nicht heiraten, wen sie wollte, und auch nicht leben, wie es ihr gefiel. Sie war die Erbin der Domäne Alton, eine Telepathin mit einer ungewöhnlich starken Macht, und ihr Leben gehörte keinesfalls ihr selbst, solange sie auf Darkover blieb. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie diesen Planeten nie mehr verlassen und weder an die Universität noch woanders hin zurückgehen konnte. Sie war zu gefährlich, und selbst wenn sie lernte, ihre seltsame Matrix zu beherrschen, blieb sie ein unberechenbarer Mensch. Wenn die Terraner je auch nur den leisesten Hinweis darauf erhielten, wozu sie fähig war, würden sie Margaret in ein Labor sperren und in ihre Einzelteile zerlegen. Sie seufzte und kam zu dem Schluss, dass sie sich gerade in eine immer üblere Stimmung grübelte, und versuchte an etwas Erfreuliches zu denken. Als ihr das nicht gelang, schaute sie sich um und bemühte sich, ein wenig Neugier für diesen ihr fremden Ort aufzubringen.
Die Straßen waren eng, schmaler noch als in Thendara, als würden die Menschen hier näher zusammenrücken, um Wärme und Geborgenheit zu finden und sich gegen die Berge und den Schnee zu wappnen. Die Ladenschilder hingen nicht außen an den Gebäuden wie in Thendara, sondern waren in die Fassaden eingelassen, und Margaret vermutete, dass der Wind hier viel heftiger war und die Schilder sonst weggeblasen hätte. An einem Haus entdeckte sie das Schild eines Lautenmachers, und in ein anderes war ein Weberschiffchen gemeißelt. Rafaella ritt mit dem Maultier und Margarets Gepäck voran, Margaret bildete die Nachhut. Doch schließlich wurde der Weg breiter, und Margaret trieb ihr Pferd an, so dass sie neben ihrer Freundin ritt. »Es tut mir alles furchtbar Leid«, begann sie verlegen.
»Dass du mir das Leben gerettet hast? Also wirklich, Marguerida, für eine Frau mit deinem Verstand kannst du manchmal eine ziemliche Idiotin sein.«
»Schuldig im Sinne der Anklage.«
Beide lachten, und die Spannung, die in den letzten beiden Tagen zwischen ihnen bestanden hatte, verschwand mit einem Mal. »Du hast getan, was du tun musstest, und wir genauso. Glaub mir, wir haben diese Banditen auch nicht gerne getötet. Es war schwer, aber es musste sein.«
»Rafaella, ich
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