Darkover 24 - Die Schattenmatrix
leichter gemacht.«
Istvana schüttelte den Kopf, so dass ihr kleiner roter Schleier über dem ausgebleichten blonden Haar erbebte. »Es hilft nichts, einem jungen Menschen all diese Dinge zu erklären -wir sind in diesem Alter sehr ichbezogen, und das Training entspannt normalerweise die Situation. Wenn man täglich mit Menschen zusammenarbeitet, denen man vertraut, tritt das Ego irgendwann zurück, zumindest so weit, dass ein Kreis entstehen kann. Und hat man erst einmal in einem Kreis gearbeitet und die Befriedigung dabei erlebt, wird es einem bald zur zweiten Natur, nehme ich an. Eines hat dein Erscheinen auf Darkover jedenfalls ausgelöst, nämlich dass wir unsere Methoden ein wenig überdenken müssen, und das ist gut so.« »Warst du denn sehr ichbezogen, als du nach Arilinn gekommen bist?« Margaret stand Istvana sehr nahe, denn die hatte sie während ihres ersten und schwersten Anfalls der Schwellenkrankheit gepflegt. Es war ein ganz ähnliches Vertrauensverhältnis wie zu ihrem verstorbenen Mentor Ivor Davidson. Aber dessen ungeachtet wusste sie so gut wie nichts über Istvanas Vergangenheit.
»Absolut. Ich war ein spindeldürres, pickeliges junges Ding, das an einem Tag noch eine äußerst hohe Meinung von sich gehabt hatte und am nächsten nur noch eine Telepathin unter vielen war. Der Schock war gewaltig, und die Sache hat mir gar nicht gefallen, ich bin nämlich sehr stolz. Und eigensinnig. Ich glaube, meine Eltern waren ziemlich froh, mich endlich los zu sein, denn ich heckte ständig neue Gemeinheiten aus.« Sie lachte leise bei der Erinnerung daran.
Margaret fiel es ausgesprochen schwer, sich die selbstbewusste und beherrschte Frau als junges Mädchen vorzustellen. »Ich verstehe. Jedenfalls bin ich sehr froh, dass ich jetzt hier bin und nicht mehr in Arilinn.«
»Hast du Hunger?«
Zu ihrer Überraschung stellte Margaret fest, dass sie tatsächlich hungrig war. Sie hatte nach dem Raubüberfall jeglichen Appetit verloren und nur gegessen, weil sie musste. Aber das Essen hatte fad geschmeckt, und sie hatte es mechanisch und ohne Genuss verzehrt. »Ja.«
»Gut. Ich nehme an, nach der langen Reise wirst du es genießen, endlich wieder an einem Tisch zu sitzen.«
»Bestimmt. Aber zuerst würde ich gerne baden und aus diesen Kleidern herauskommen. Mir macht der Pferdegeruch zwar nichts aus, aber ich glaube, ich sollte meinen Gestank niemandem beim Essen zumuten.«
Istvana führte Margaret in ihr Zimmer im nächsten Stock, in dem bereits ihr Gepäck stand, und zeigte ihr, wo sich das Badezimmer befand. Dann war Margaret zum ersten Mal seit Tagen allein, und sie empfand eine große Erleichterung trotz der vielen Relais, die sie über sich summen hörte.
Beim Auspacken fiel Margaret auf, dass die Nähe zu den großen Matrizen längst nicht so unangenehm war wie in Arilinn. Sie hielt verblüfft inne und sah sich um. Gab es etwa eine Art Dämpfer im Zimmer?
Dann bemerkte sie, dass Wände und Decke mit breiten Seidenbahnen abgehängt waren, hinter denen die Steine völlig verschwanden. Der ganze Raum sah aus wie ein Harem aus diesen Videos, und Margaret lachte leise. Die Seide war nicht so dünn wie die ihrer Handschuhe, das Gewebe war stärker, und es war im Ton von Kiriseth-Likör gefärbt. Der Abschied von Rafaella und Istvanas Enthüllungen hatten Margaret so sehr beschäftigt, dass sie ihrer Kammer zunächst gar keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Das Zimmer war sehr hübsch, und jemand hatte viele Kosten und Mühen darauf verwandt, es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Selbst die Steppdecke auf dem Bett war mit Seide bezogen.
Bei dem Gefühl, dass sich jemand um sie sorgte, traten ihr wieder Tränen in die Augen. Ein heftiges Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf, und sie gestattete sich zu weinen, bis sie völlig erschöpft war. Sie fing ihr Bild in dem kleinen Wandspiegel auf und blickte auf eine Fremde mit geschwollenen Augen und roter Nase. Das Haar hatte sich aus der Klammer im Nacken gelöst, und der kurze Pony kräuselte sich in die Stirn.
Margaret streckte der Frau im Spiegel die Zunge heraus, suchte ihre saubersten Kleidungsstücke zusammen und ging ins Badezimmer. Sie war jetzt in Sicherheit, so gut sie es eben sein konnte, und der Bratenduft, der vom untersten Stockwerk aufstieg, trieb sie zur Eile an. Alles würde gut werden, sagte sie sich. Es musste einfach so sein.
7
Margaret stieg die Treppe in den ersten Stock hinab. Nach einem ausgedehnten heißen Bad fühlte sie sich erfrischt,
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