Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
nicht, wie ich anfangen sollte.« Er hielt inne, ihm war klar, wie armselig das von ihm klang, dem zungenfertigen und schlauen Herm Aldaran. »Ich wünschte, ich hätte mir eine Mätresse gehalten und einen Haufen unehelicher Bälger gezeugt, anstatt dir nichts von dieser Sache zu sagen.« Er seufzte erneut, schwer diesmal, und zwang sich, die ganze Wahrheit zu sagen, weil er befürchtete, er hätte kein zweites Mal den Mut dazu. »Ich hätte es dir bald sagen müssen, weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass Terese etwas von meinem Laran , meinen paranormalen Fähigkeiten geerbt hat. Ich habe keine Ahnung, welcher Art das sein könnte, ich habe nur das starke …« Er wollte Katherines Zorn, ihre Aufmerksamkeit von seiner Dummheit weglenken.
»Für eine Mätresse hätte ich dich tatsächlich umgebracht«, unterbrach Katherine ihn, fast als könnte sie es nicht ertragen, die Worte zu hören, die er über ihre Tochter sagen wollte, und als versuchte sie, die Stimmung mit einem harmlosen Scherz aufzuheitern.« »Du schwörst, dass du nie absichtlich in meine Gedanken eingedrungen bist?«
»Ich schwöre es, beim Wort eines Aldaran! Ebenso wenig, wie ich dein Tagebuch lesen würde, Liebes. Verstehst du, damit eine Gemeinschaft von Telepathen fortbestehen kann, mussten wir von frühester Jugend an lernen, die Privatsphäre von anderen zu achten. Wir Darkovaner sind ein sehr moralischer Haufen.«
»Du? Moralisch?« Katherine brach in ein schallendes, aber freudloses Gelächter aus. »Du bist der verschlagenste Mensch in der ganzen Föderation, Hermes-Gabriel Aldaran, und du weißt es! Nana hat mir gesagt, dass du etwas verbirgst, aber ich habe ihr nicht geglaubt. Vielmehr, ich wollte ihr nicht glauben.« Sie sah ihn mit einer Mischung aus Kummer und Misstrauen an, bei der sich sein Herz zusammenzog. Dann richtete sie sich auf und reckte das Kinn vor, als wappnete sie sich, das Beste aus der Sache zu machen. »Vermutlich kann ich dir in zehn oder zwanzig Jahren verzeihen – vielleicht aber auch nicht. Telepathen! Das muss das bestgehütete Geheimnis in der ganze n Föderation sein.«
»Ja, wahrscheinlich.«
Sie behielt die steife Haltung vielleicht eine halbe Minute lang bei, dann sank sie kraftlos gegen seine Schulter. Er roch ihre Müdigkeit und den Gestank des Raumschiffs auf ihrer Haut. Ihr Haarknoten löste sich, und er spürte ihr seidenes Haar über seine Hand streichen. »Was noch? Da ist doch noch etwas.«
»Ja. Regis Hastur, der Darkover zwei Generationen lang geführt hat, liegt im Sterben. Jedenfalls behauptet Rafael das, und ich glaube nicht, dass er bei einer so schrecklichen Sache übertreiben würde. Deshalb kann uns seine Gattin, Lady Linnea, nicht willkommen heißen, wie sie es unter anderen Umständen tun würde, und deshalb hat Lew Alton Rafael zu unserer Begrüßung abkommandiert.«
»Hast du gewusst, dass er …? Was genau hat dich veranlasst, uns aus den Betten zu holen und Hals über Kopf hierher zu bringen?« »Eine Vision, Liebes, falls man Stimmen so nennen kann.
Ich verfüge über das, was wir die Aldaran-Gabe nennen, die gelegentliche Fähigkeit, die Zukunft vorherzusehen, obwohl ich sie in diesem Fall eher vorher gehört als gesehen habe. Ich wusste plötzlich, dass die Legislative aufgelöst werden würde, und erkannte welche Auswirkungen das hatte. Also tat ich, was ich für das Beste hielt, nämlich uns alle so weit und so schnell wie möglich vom Territorium der Föderation wegzuschaffen.«
»Dann wusstest du also nicht, dass Regis krank ist« Nana wusste, dass er das zweite Gesicht hat – aber das ist zu viel … erst Telepathen und dann auch noch Hellseher. Ich frage mich, was er mir noch verschwiegen hat. Nein, ich will es gar nicht wissen. Nicht jetzt, nicht heute. Ich ertrage keine weiteren Enthüllungen mehr.
»Ich hatte eine Ahnung, könnte man sagen. Aber obwohl ich gleichzeitig die Empfindung von etwas Schrecklichem in Bezug auf Regis und die Maßnahme von Nagy hatte, verriet mir nichts, wann das sein würde. Regis’ Erkrankung hätte Wochen oder Jahre in der Zukunft stattfinden können, Sie konnte aber auch bereits passiert sein. Die Aldaran-Gabe ist nicht präzise, und nicht alles, was wir vorhersehen, tritt auch ein. Zum Beispiel kann es sein, dass ich jemanden an einem Unfall beteiligt sehe – einem Luftautoabsturz, vielleicht – aber an dem Tag, an dem es passiert, beschließt der Betreffende, lieber daheim zu bleiben. Was die Auflösung der Legislative angeht, war ich
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