Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Zeit bei seinem Vater gemacht hatte. Welchen Platz konnte der Junge hier finden?
Herm war zu müde, um darüber nachzudenken. »Darkover hat nicht viele Einwohner, daher haben die Familien der einzelnen Domänen wie die Altons oder die Aldarans und die niedrigeren Familien wie die Lanarts und die Storns seit Jahrhunderten untereinander geheiratet. Wenn man weit genug zurückgeht, ist jeder mit jedem verwandt. Rafael hier, zum Beispiel, ist von der Seite seines Vaters ein Lanart, aber ich habe keine Ahnung, wie er mit Lauretta verwandt sein könnte«
»Genauso wenig wie ich«, warf Rafael ein und grinste leichthin. »Aber Gisela würde es wissen. Sie kennt sich gut aus in solchen Dingen.«
»Du erstaunst mich, denn das Letzte, was ich meiner Schwester zugetraut hätte, ist Interesse an Ahnenforschung«, antwortete Herm. »Als ich Darkover verließ, war sie noch ein Mädchen, und ihre einzigen Beschäftigungen schienen Jagen, terranische Romane und neue Kleider zu sein, sooft sie Vater welche abbetteln konnte.«
»Das hat sich nicht geändert«, gab Rafael zu, »aber sie ist zu intelligent, um sich derart zu beschränken. Sie arbeitet seit Jahren an einem Buch über Schach, und was ich davon gesehen habe, klingt sehr gut. Und sie dürfte so ziemlich jedes Buch im Burgarchiv gelesen haben.«
»Meine Schwester schreibt Bücher? Ich staune!«
»Sie sagt, es verhindere, dass sie sich langweilt, denn Kinder hüten sei überhaupt nicht nach ihrem Geschmack.«
»Wie viele sind es denn inzwischen? Ich habe den Überblick verloren.«
»Da wären einmal Caleb und Rakhal, ihre Kinder aus erster Ehe, dann unsere Tochter Casilde und unsere Söhne Gabriel und Damon. Rakhal ist in Arilinn und beabsichtigt, dort auch zu bleiben, Casilde wird demnächst dorthin gehen. Ich hoffe, sie gibt diese verrückte Idee auf, eine Entsagende zu werden.
Ein Jammer, dass Margueridas Freundin Rafaella so attraktiv ist und die Entsagenden so romantisch wirken lässt. Sie wird schon noch klüger werden, denn es kann kein angenehmes Leben sein. Außerdem ist Vater sein viel schwerer, als ich dachte. »Und die Jungen sind eben Jungen, und ich hab genug zu tun, sie von allzu viel Unfug abzuhalten.«
»Und Caleb?«
Rafael runzelte die Stirn. »Er ist in Nevarsin«, sagte er ein wenig abrupt. Herm verstand seinen Unwillen, darüber zu sprechen, denn Caleb musste mittlerweile über zwanzig sein, und wenn er noch in Nevarsin war, dann beabsichtigte er wahrscheinlich, ein Cristoforo -Mönch zu werden. Auch wenn die Söhne der Domänen seit Jahrhunderten von Cristoforos erzogen wurden, war es heutzutage selten, dass sich einer dieser sonderbaren Gemeinde im hohen Norden, in der Schneestadt, anschloss, wie sie manchmal genannt wurde.
»Hier wären wir endlich.« Rafael trat vor und öffnete eine Doppeltür. Er stieß beide Flügel auf und winkte sie in einen großen Salon. Im Kamin brannte ein Feuer, der Duft von kürzlich aufgetragenem Bienenwachs stieg von den schweren, hölzernen Stühlen davor auf und strafte Rafaels Andeutung über den Zustand ihrer Unterkunft Lügen. Der dicke Teppich unter ihren Füßen war staubfrei, und die Vorhänge vor dem Fenster sahen relativ neu aus.
Ein hübscher Raum, der für eine Frau möbliert war. Die Wände waren in einem hellen Goldton gehalten, und der Wandteppich stellte eine Gruppe von Damen dar, die sich über einen riesigen Stickrahmen beugten. Es gab kleine, mit dickem Samt gepolsterte Fußschemel und mehrere kleine Tische ebenso wie einen größeren, an dem bequem sechs Leute sitzen konnten. In seiner Mitte stand eine Vase mit Blumen, deren schwacher Duft sich mit dem Geruch des Feuers vermischte.
Katherine sah sich um, ihr Künstlerblick erholte sich nach der Öde der Schiffskabine zusehends. Sie drehte sich einmal um sich selbst und entspannte sich in der Wärme des Raumes, dann schenkte sie Rafael ein strahlendes, wenn auch müdes Lächeln. »Es ist sehr schön hier. Danke. Sie haben keine Vorstellung, wie … Dieser Raum ist fast so groß wie unser gesamtes Quartier auf Terra. Und Holz, richtige Holzmöbel. Die haben wir auf Renney auch, und ich habe sie wohl vermisst, ohne dass ich es richtig merkte. Ich hoffe, es war nicht zu viel Mühe.«
Rafael zuckte nur die Achseln. »Die Diener haben alles hergerichtet. So, das Hauptschlafzimmer ist durch diese Tür, Bad und Abtritt sind den Flur entlang, zweite Tür rechts. Ihr könnt es nicht verfehlen. Dort findet ihr Bademäntel und Handtücher und alles. Ich lasse
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