Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
wandte er sich an Katherine, um sie ins Gespräch zu ziehen, »und kann Ihnen mit einem Minimum an Worten das Blut in den Adern gefrieren lassen.« Das glaube ich gern. Sie erinnert mich an meine Tante Tansy, die wusste auch immer genau, wie andere Leute ihr Leben am besten führen sollten. »Es gibt viele solche Geschichten auf Renney, aber ich habe nie Gefallen an ihnen gefunden. Als ich fünf oder sechs war, haben wir einen der Geisterwälder an der Küste besucht, und ich habe mich zu Tode gefürchtet«, antwortete Katherine. Sie schenkte ihm ein bemerkenswertes Lächeln, als wüsste sie, was er vorhatte, und Lew dachte einmal mehr, dass Herm ein verdammter Glückspilz war.
»Freut mich, dass du dich noch daran erinnerst«, sagte Javanne leicht eingebildet und sah sehr hübsch aus mit dem Anflug von Röte auf den bleichen Wangen und einem vergnügten Funkeln in den Augen.
»Es hatte gewaltigen Einfluss auf mein Leben«, antwortete Lew trocken.
»Glaubst du wirklich, die Föderation könnte … eine Invasion auf Darkover versuchen, Lew?« Die Erinnerung an die Geistergeschichte hatte sie so weit milde gestimmt, dass sie sich zivilisiert statt gehässig gab.
»Ich weiß es nicht, aber ich gebe zu, dass ich mir Sorgen mache.« Javanne starrte ihn an, in ihrem Gesicht spiegelten sich widersprüchliche Regungen. »Du meinst es ernst, oder?« »Sehr.« Javanne senkte den Kopf und nahm einen Bissen von ihrem Rabbithorn. Sie kaute und schluckte, trank von ihrem Wein und sah dann wieder Lew an, nachdenklich und nicht mehr so zornig. »Ich glaube, ich habe die Dinge ein wenig falsch eingeschätzt bei meinem Bemühen, die Terraner von …
Verzeih mir, Vetter. Ich erkenne jetzt, dass ich deine Anstrengungen nicht gebührend gewürdigt habe.« »Es gibt nichts zu verzeihen«, antwortete Lew, verblüfft von der untypischen Entschuldigung. Er achtete nicht auf die leichten Gewissensbisse angesichts dieser Lüge. Es gab sehr viel zu verzeihen, angefangen bei Javannes Zurückweisung von Domenic. Aber er hielt es für klüger, ihre momentan gute Laune auszunutzen, statt alte Rechnungen zu begleichen.
Noch ehe der Tisch abgeräumt war, würde sie vermutlich mit Dom Francisco Ridenow neue Ränke schmieden, weil sie dem Drang. sich einzumischen, einfach nicht widerstehen konnte.
»Wir sind zwar sehr unterschiedlicher Auffassung, aber wir wollen beide das Beste für Darkover.« Javanne nickte, dann sah sie zu Danilo Hastur hinab, der neben seiner Mutter nahe der Tischmitte saß, ein gutes Stück entfernt von den launischsten Gästen. »So ist es«, antwortete sie schließlich und warf Mikhail einen plötzlichen und lieblosen Blick zu, bevor sie sich wieder ihrem Abendessen widmete.
Ich muss dich nach dem Essen sehen, Mik – es ist wichtig.
O nein! Noch mehr Aufruhr und ungewöhnliche Vorfälle?
Bei Aldones, ich wünschte, Regis hätte mich nie zu seinem Erben gemacht! Also gut – in meinem Arbeitszimmer. Wenigstens entkommne ich so meiner Mutter.
10
Zwei Stunden später saßen Lew Alton und Mikhail Hastur in dem behaglichen und schäbigen Arbeitszimmer, in dem im Laufe der Jahre schon so viele wichtige Dinge entschieden worden waren. Danilo Syrtis-Ardais, Donal Alar und Herm Aldaran waren ebenfalls zugegen. Lew sah Mikhail an und kaute nachdenklich auf der Unterlippe. Sein Schwiegersohn sah erschöpft aus, und er selbst war auch nicht gerade der Munterste. Trotz des ausgezeichneten Essens und der angenehmen Gesellschaft Katherine Aldarans schien das Bankett kein Ende nehmen zu wollen. Er war unruhig gewesen, da er seinen Enkel allein in unsicheren Umständen wusste. Es war zwar unwahrscheinlich, dass Domenic inmitten so vieler Leute etwas zustoßen würde. Dennoch fragte er sich, ob er den Jungen nicht einfach hätte nach Hause befehlen sollen, anstatt ihm eigenmächtig zu erlauben, beim Tor zu bleiben.
Javanna hatte sich von dem Anfall guter Laune erholt und war zu ihrem Konfrontationskurs zurückgekehrt, und er musste all seine Energie aufbieten, um einen Streit mit ihr zu vermeiden. Das hatte ihm die Freude am Essen verdorben, bis ihm einfiel, Katherine nach den Geisterwäldern zu fragen, die sie erwähnt hatte. So hatte das Gespräch weniger tückisches Gelände erreicht, und nach einer Weile gab Javanne den Versuch auf, ihm oder Mikhail Vorwürfe wegen Angelegenheiten zu machen, auf die sie nicht den geringsten Einfluss hatten.
Nach dem Dessert hatte sich Javanne auf Dani Hastur gestürzt. Sie lächelte strahlend und
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