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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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den schwierigsten Umständen äußerst kultiviert blieb. Lew sah zu seiner Tochter hinüber, und diese schaute, als sie seinen Blick bemerkte, ein wenig verwirrt zurück. Einen Moment lang ließ er sich von der tiefen Liebe zu seinem einzigen Kind gefangen nehmen, dann drehte er sich in Erwartung von Javannes Antwort um.
»Ich bilde mir überhaupt nicht ein, dass Lew nur auf der Welt ist, um mich zu ärgern, auch wenn es häufig den Anschein hat.« Dieses Eingeständnis klang aufrichtig. »Aber er war zu lange von Darkover weg, als dass ich ihm völlig trauen könnte. Ich glaube, er ist der Föderation freundlicher gesinnt, als uns gut tut.« Seit Jahren wiederholte sie diese Klage, und es kümmerte Lew nicht im Geringsten. Darüber hinaus war Javanne ehrlich erschüttert über den plötzlichen Tod ihres Bruders und über die Tatsache, dass man sie erst gerufen hatte, nachdem er gestorben war. Dass Lady Linnea in diesem Punkt so unnachgiebig gewesen war, wusste Javanne nicht, und Lew hoffte, sie würde es auch nie erfahren. Zweifellos hielt sie es für Lews Schuld, und es war das Beste so. Was sie wirklich brauchte, war ein handfester Streit als Ventil für ihre brodelnden Gefühle.
»Sag, Javanne, wenn du die Wahl hättest, wäre dir ein Feind lieber, den du sehen kannst, oder einer, der unsichtbar ist?« Sie zwinkerte einmal mit ihren großen Augen, dann sah sie Lew stirnrunzelnd an. »Einer, den ich sehen kann, natürlich. Was soll die Frage?« Ihre Wangen röteten sich, als argwöhnte sie, er versuche sie irgendwie hereinzulegen.
»Sehr klug. Und so lange die Föderation ihre Präsenz auf Darkover aufrechterhält, können wir auch ein Auge auf sie haben. Aber ich fürchte, dein oft geäußerter Wunsch, sie mögen verschwinden, wird demnächst in Erfüllung gehen. Momentan beabsichtigen sie, sich in einem Monat, nach ihrer Rechnung, zurückzuziehen.« Javanne kniff die Augen zusammen. »Und wann hattet ihr vor, uns diese wunderbare Neuigkeit mitzuteilen?« Sie klang nicht sehr erfreut, sondern schien eher noch argwöhnischer zu sein.
»Bei der Ratssitzung, Mutter, wenn alle anwesend sind und es auf einmal hören, mit sämtlichen Einzelheiten, die wir bislang kennen.« »Sehr angemessen”, gab sie widerwillig zu. »Ich nehme an, du bist enttäuscht von dieser Entwicklung”, fuhr sie Lew an, weil sie noch immer auf der Suche nach einem Streitthema war.
»Ganz und gar nicht. Der Stützpunktkommandant hat uns Kopfzerbrechen bereitet, seit er hier ist, und der Planetarische Verwalter ist nichts als eine Marionette und kann ihn in keiner Weise kontrollieren. Die politischen Veränderungen in der Föderation waren alles andere als zu unserem Vorteil.
Und Lyle Belfontaine werde ich keine Sekunde vermissen.
Aber ich gebe zu, dass mich der geplante Rückzug durchaus beunruhigt.« Er spürte, dass ihm Katherine aufmerksam zuhörte. Ein Diener nahm ihm rasch die leere Suppenschale weg und ersetzte sie durch einen Teller mit Rabbithornfüllung in einer zarten Kruste und einer Portion Karotten als Beilage. Es sah sehr verlockend aus, und Lew hoffte, Javanne würde ihm mit ihren fortgesetzten Nadelstichen nicht den Appetit verderben.
»Beunruhigt?« In Javannes Stimme lag eine Spur Vorsicht, denn auch wenn die beiden in fast allen Fragen, die Darkover betrafen, verschiedener Meinung waren, so hatte sie doch einigen Respekt vor seinem politischen Scharfsinn.
»Jawohl, beunruhigt, Javanne. Sobald sie den Raumhafen verlassen haben, können wir nicht mehr beobachten, was sie treiben.« »Aber warum sollte das eine Rolle spielen?« »Du bist doch nicht dumm, Base. Denk nach! Ohne Präsenz auf dem Planeten, ohne eigene Leute, auf die sie Rücksicht nehmen müssen, hält die Föderation doch nichts mehr von dem Versuch ab, Darkover gewaltsam zu erobern.« Javannes Augen traten gefährlich aus den Höhlen. »Daran hatte ich … Du willst mir nur Angst machen, Lew Alton!« »Nein, will ich nicht!« Er hielt inne. Gern hätte er eine echte Auseinandersetzung vermieden, so sehr sich Javanne auch eine wünschen mochte. Bei der Sitzung des Rates würde es noch so viel Geschrei und Unstimmigkeiten geben, dass alle zufrieden sein dürften. Er beschloss, es anders zu versuchen, mal sehen, ob er die Frau ablenken konnte. »Obwohl das vielleicht eine gerechte Rache für die Geistergeschichte wäre, die du mir erzählt hast, als ich zwölf war. Ich hatte danach wochenlang Albträume. Javanne ist eine ausgezeichnete Geschichtenerzählerin«,

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