Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
eine sonderbare Kraft verliehen und Mikhail eine andere – zusammen können wir bemerkenswerte Taten vollbringen. Es gibt eine ganze Reihe von Leuten, die partout nicht glauben wollen, dass wir unsere Fähigkeiten niemals benützen würden, um anderen unseren Willen aufzuzwingen – zu ihnen gehört meine Schwiegermutter. Ich glaube, das liegt größtenteils daran, dass sie es tun würde, wenn sie dazu in der Lage wäre, und sie kann sich nicht vorstellen, dass wir es nicht tun.« Sie seufzte leise.
»Aber ihr habt es nicht getan. Es muss schwer sein, der Versuchung zu widerstehen.« »Nein, eigentlich nicht. Gut, wenn ich Javanne in eine Kröte verwandeln könnte, das wäre vielleicht ziemlich unwiderstehlich. Zum Glück funktioniert Laran so nicht. Es folgt immer noch allen Gesetzen des Universums.« »Wie meinst du das?« »Du weißt schon – dieses ganze Zeug mit Materie und Energie. Mit meinem besonderen Laran kann ich, unter großen Anstrengungen, ein wenig Materie in Energie umwandeln und umgekehrt, und Mikhail vermag es auch. Hmm … ich könnte zum Beispiel deinen Zeichenblock in Flammen aufgehen lassen – theoretisch jedenfalls. Ich habe so etwas noch nie versucht. Aber ich bin nicht im Stande, meine Schwiegermutter in etwas anderes zu verwandeln.« »Wie gern du es auch tun würdest.« »Genau. Aber letzten Endes geht es in der darkovanischen Gesellscha ft immer darum, ein Gleichgewicht der Kräfte zwischen den einzelnen Parteien zu wahren. Andernfalls würden wir das Gewebe unserer Kultur in Fetzen reißen. Genau das hätten wir in früheren Zeit fast getan, und die Gaben, die Mikhail und ich besitzen, erinne rn zu sehr an Geschehnisse aus unserer Geschichte, als dass allen wohl dabei wäre. Deshalb muss ich mich trotz allem wie eine anständige darkovanische Frau benehmen und mich dem Männervolk unterwerfen! Also gut – tun wir so, als würden wir uns unterwerfen!« Marguerida fühlte, wie sich ihr Gesicht vor Zorn rötete. Sie musste sich beherrschen, bevor sie noch mehr sagte. »Ich habe gelernt, darauf zu vertrauen, dass Mikhail mit seinem Teil der Aufgabe fertig wird, und meine Energie auf meinen Teil zu verwenden.
Es ist das Schwerste, was ich in meinem ganzen Leben getan habe.« »zu vertrauen?« »Traust du Herm?« »Bis vor einer Woche habe ich das.« »Nein, Katherine, das meine ich nicht. Glaubst du, dass dein Gatte ein fähiger Mensch ist, der die richtigen Entscheidungen trifft?« »Ja, das ist er. Sein Verstand ist scharf wie ein Rasiermesser, wie wir auf Renney sagen. Und er hat früher nie Dinge getan, die mir Sorgen machten. Keine Mätressen. Keine Spielchen mit unseren Finanzen. Aber er ist nicht mehr der Mann, den ich geheiratet habe.« »Doch, das ist er. Herm ist noch exakt der Mann, den du geheiratet hast, nur lernst du jetzt eine Seite von ihm kennen, von der du keine Ahnung hattest. Er ist immer noch ein kleiner Schlingel, ein charmanter Bursche, der nicht anders kann, als Leute zu manipulieren. Keine Mätressen? Er muss dich sehr lieben.« »Soviel ich weiß, war er die ganze Zeit ein Ausbund an Treue. Sicher, ich habe ihn gelegentlich flirten sehen, aber das war gewöhnlich mit Senatorinnen von anderen Planeten, die er zu einem gewissen Abstimmungsverhalten bewegen wollte.« Sie hielt kurz inne. »Meine Nana sagte, er sei wie ein Viehhändler, der immer auf der Suche nach einem guten Kauf die Läufe abtastet und das Gebiss prüft.« »Aber hielt sie ihn für einen ehrlichen Händler?« »Na ja, nicht ganz. Sie meinte, er habe ein Geheimnis, wahrscheinlich eine Frau und sechs Kinder hier auf Darkover.
Ich glaube, es wäre mir lieber gewesen, falls sich das herausgestellt hätte. Mit einer anderen Frau hätte ich umgehen können. Die sechs Kinder wären allerdings ein kleines Problem gewesen.« Sie lachte leise über diese Vorstellung. »Ich hätte die böse Stiefmutter abgeben können, nachdem ich die andere Frau vergiftet und die Kinder ins Exil getrieben hätte oder etwas in der Art.« »Offen gestanden, könnte Herm tatsächlich einen Nedestrosprössling oben in den Hellers haben. Ich glaube allerdings, dass mir Robert Aldaran oder Gisela etwas gesagt hätten, wenn sie von welchen wüssten. Er war in den Zwanzigern, als er von hier wegging, und hat wahrscheinlich nicht enthaltsam gelebt. Aber es scheint mir, als hättest du auf einer tiefen, fast instinktiven Ebene bereits geahnt, dass er etwas vor dir verbirgt.« »Nedestro. Ich kenne das Wort, aber ich habe nie über
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