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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Hermes-Gabriel Aldaran konnte von Glück reden, wenn er sie in den nächsten Wochen auch nur küssen durfte.
Herm seufzte, während er seine Frau und seine Kinder betrachtete und sich darüber klar wurde, dass er vielleicht nicht ganz so heimlichtuerisch hätte sein sollen. Das war eine Politik, die er noch bedauern würde, und zwar bald. Aber er hatte Darkover dreiundzwanzig Jahre lang als einen ziemlich primitiven Ort dargestellt, mit wenig Ressourcen, die es auszubeuten lohnte, damit seitens der Neugierigen kein Interesse aufkam. Er wollte nicht erleben, dass man die Hellers abholzte oder darkovanische Nahrungsmittel auf andere Planeten exportierte, um die stetig wachsenden Populationen zu ernähren. Und auf keinen Fall wollte er, dass das Wissen um die Türme Darkovers zu Allgemeingut wurde, wie es vor einer Generation fast geschehen wäre. Die expansionistischen Truppen würden den Planeten im Handumdrehen besetzen und es kaum erwarten können, die darkovanischen Telepathen für ihre Träume von Vorherrschaft einzuspannen.
Die Kutsche hielt an, und die Tür wurde geöffnet. Eine kalte Bö fuhr ins Wageninnere; die Kinder zitterten. Katherine zog sich nur tiefer in ihren glänzenden Allwettermantel zurück und schaute grimmig. Ein Diener wartete in der Livree der Burg, und sie stiegen einer nach dem anderen aus.
Zwei breite Treppen führten aus dem gepflasterten Hof, und Herm trieb seine Familie rasch nach oben. Hinter ihm luden die Diener das Gepäck ab. Rafael führte die Neuankömmlinge durch eine Tür in eine bescheidene Eingangshalle. An den steinernen Wänden hingen Wandteppiche, und die Fliesen unter ihren Füßen bildeten ein Schachbrettmuster. Es roch nach Holzrauch und feuchter Wolle, und an Haken neben der Tür hing eine Reihe wollener Umhänge. Aber nach der Kälte draußen war es hier wunderbar warm und behaglich.
Sie folgten Rafael eine lange Treppenflucht hinauf zum nächsten Stockwerk, dann einen Korridor entlang und eine weitere Treppe nach oben. Herm spürte das Erstaunen der Kinder über die Treppen, da auf Terra selbst die bescheidensten Bienenstöcke, wo die Armen sich in ihrem Elend drängten, über Aufzüge verfügten. Er war nie auf Burg Comyn gewesen, aber er hatte gehört, dass das Gebäude ein regelrechtes Labyrinth aus Fluren und Treppen war. Die Kinder warfen ihre Mäntel ab und beobachteten die neue Umgebung mit Interesse, Katherine hingegen hatte den Blick beim Gehen starr geradeaus gerichtet, sie hielt den Rücken steif und ihr Gesichtsausdruck war leer wie bei Überlebenden einer ungeheuerlichen Katastrophe.
»Wir haben erst spät von deiner Ankunft erfahren, Herm, deshalb wird euer Quartier wahrscheinlich ein bisschen chaotisch aussehen. Aber das Bettzeug ist bestimmt sauber, auch wenn die Vorhänge leicht von Motten zerfressen sind.«
»Nach den Kabinenkojen der letzten Tage wird es uns wie der reinste Luxus vorkommen, Rafael. Wo hast du uns untergebracht?« Er wollte sich jetzt unterhalten, brauchte sinnlose Geräusche, damit seine innere Anspannung nachließ.
»In der zweiten Storn-Wohnung, die abgesehen von Mittwinter seit einer Ewigkeit nicht benutzt wurde. Die vor Jahren einmal für Lauretta Lanart-Storn ausgebaut wurde. Gisela und ich bewohnen die Aldaran-Suite, und die ist wirklich nicht groß genug für eine zweite Familie.« Er klang, als würde er sich dafür ein wenig schämen, und Herm grinste ihn nur an.
»Wer ist das, Lauretta Lanart-Storn?«, fragte Amaury.
»Sie war die Frau meines Großvaters, obwohl sie keine Blutsverwandte von mir ist«, antwortete Herm.
»Wie geht das?«
»Mein Vater war nicht ihr Sohn, Amaury.«
»Klingt kompliziert.«
Herm lachte leise ; er war froh über die Aufmunterung. »Das ist es auch. Darkovanische Stammbäume sind ziemlich schwierig und oft verwirrend, selbst für diejenigen von uns, die sie von klein auf kennen.«
»Wie kommt das, Vater?« Amaury wirkte aufrichtig interessiert, während sie den langen Flur entlanggingen, vorbei an brennenden Lampen und ausgebleichten Wandbehängen.
Herm blickte auf seinen Stiefsohn hinab und fragte sich zum ersten Mal, ob es richtig gewesen war, den Jungen nach Darkover zu bringen. Er war ein sehr empfindsames Kind, mit dem raschen Verstand und der tiefen Intuition seiner Mutter und wer weiß was von seinem Vater. Die Spannung zwischen seinen Eltern hatte ihm Angst und Sorge bereitet, auch wenn er es ziemlich gut verbarg. Er versuchte, beschwichtigend zu wirken, so wie Herm selbst es vor langer

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