Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
euch etwas zu essen bringen, wenn ihr mir sagt, ob ihr Frühstück oder Mittagessen vorzieht. Lew meint, das Essen auf den Schiffen ist bodenlos schlecht, und ihr wollt bestimmt sofort etwas Schmackhaftes.«
»Was ist hinter der anderen Tür?« Terese deutete zu einem geschlossenen Portal am anderen Ende des Raums.
»Da sind die anderen Schlafzimmer, und du kannst dir aussuchen, welches du haben möchtest«, antwortete Rafael. Er hatte offensichtlich viel Erfahrung mit Kindern und trotz seiner eigenen Zweifel auch ein angeborenes Talent für sie.
Tereses Miene hellte sich auf. »Ein eigenes Zimmer? Ich muss es mit niemandem teilen?«
»Du bist alt genug für ein eigenes Zimmer, Terese – was für ein schöner Name.« Rafael warf Herm einen Blick zu, der Bände sprach, und Herm wurde leicht verlegen, auch wenn die beengten Lebensverhältnisse auf Terra ihm keine große Wahl gelassen hatten. Aber Rafael hatte Recht. Seine Tochter war tatsächlich viel zu alt dafür, sich ein Zimmer mit einem ihrer Brüder zu teilen.
Herm beobachtete, wie Katherine den Mantel auszog und sich umsah, wo sie ihn aufhängen konnte. Da erschien eine Dienerin, ein rotbackiges Mädchen, dessen Haar von einer Schmetterlingsspange am Hinterkopf zusammengehalten wurde. Es nahm Katherine den Mantel ab und machte rasch einen Knicks. »Willkommen auf Burg Comyn, Vai Domna.
Dom Aldaran.«
»Danke.«
»Ich bin Rosalys, und ich werde mich um euch kümmern. Domna Marguerida hat mich geschickt. Sie sagt, sie bedauert, dass sie nicht selbst kommen kann, um euch zu begrüßen, ebenso wenig wie Domna Linnea, und hofft, ihr werdet verzeihen.«
»Selbstverständlich«, antwortete Herm. »Wir verstehen vollkommen.« Er warf Rafael einen raschen Blick zu. Liegt Regis tatsächlich im Sterben?
Ja. Es war ein massiver Schlaganfall, und bis jetzt sind die Heiler nicht in der Lage, etwas für ihn zu tun. Selbst Mikhail und Marguerida mit ihren unglaublichen Fähigkeiten konnten ihm nicht helfen, und glaub mir, sie haben es versucht. Mein armer Bruder ist vor Enttäuschung außer sich, und ich kann es ihm nicht verübeln. Er hat all diese Macht und ist doch hilflos.
Dieser letzte Gedanke ergab für Herms müdes Gehirn nicht sofort einen Sinn, deshalb schob er ihn beiseite. Es besteht wohl keine Möglichkeit, dass das Medizinische Zentrum im Hauptquartier helfen könnte?
Die? Sie erlauben Darkovanern seit fünf Jahren nicht mehr, ihre Einrichtungen zu benutzen – seit der neue Stützpunktleiter ein paar Medienschirme in einer Kneipe in der Handelsstadt installieren wollte und Regis sie sofort wieder abbauen ließ. Belfontaine rächte sich, indem er das Krankenhaus schloss, außer für das Personal der Föderation. Darunter sind natürlich auch einige Darkovaner, aber … unter den jetzigen Umständen können wir ihnen wohl kaum trauen, oder?
Nein. Dumm von mir, es überhaupt vorzuschlagen. Sie würden vermutlich die Chance ergreifen, ihn zu erledigen.
Herm bemerkte, dass seine Frau ihn genau beobachtete. Die plötzliche Stille zwischen ihm und Rafael musste ihr seltsam erschienen sein. Er war ohne zu überlegen in die alte Gewohnheit der wortlosen Unterhaltung abgerutscht – das fiel ihm im Moment leichter als Reden! Aber seine Kate war aufmerksam und klug, und im Gegensatz zu ihm selbst hatte sie während der Reise relativ viel geschlafen. Er wusste, sie hatte versucht, im Schlaf dem Schrecken in ihrem Innern zu entrinnen, um die Stimmen des Protests zum Schweigen zu bringen, die in ihr laut wurden. Er räusperte sich, um seinen Kummer zu verschleiern. »Ich denke, so etwas wie ein Mittagessen wäre jetzt richtig – Suppe, Brot, Tee. Wir haben vor der Landung eine Art Frühstück bekommen.«
»Ich kümmere mich darum, Vai Dom« , antwortete Rosalys rasch. Sie machte wieder einen Knicks, öffnete ihnen die Tür zum Elternschlafzimmer und verließ die Gemächer.
Herm folgte Katherine in das Schlafzimmer, während die Kinder zum anderen Ende der Gemächer gingen. Mit geröteten Wangen und funkelnden Augen fiel sie über ihn her. »Was geht verdammt noch mal hier vor, Hermes! Schau mich bloß nicht so gekränkt an! Du zerrst mich mitten in der Nacht aus dem Bett, weigerst dich, mir etwas zu erklären, außer dass wir sofort nach Darkover aufbrechen müssen, und dann … du und dieser Mann … was habt ihr gemacht?«
»Gemacht?« Er sah sie gekränkt an und versuchte unschuldig zu wirken, aber das Herz rutschte ihm irgendwo in die Gegend seines Bauchnabels.
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