Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Verdammt, was musste die Frau auch so genau aufpassen!
Katherine knirschte hörbar mit den Zähnen. »Erzähl mir einfach alles.«
»Ach, Rafael hat mich nur … informiert … dass …« Er kam sich nicht sehr schlau vor, nur erschöpft und ziemlich dumm.
»Wie? Mit geheimen Handzeichen? Was habt ihr beiden getrieben?!«
Katherines Stimme klang unheimlich wie die seiner alten Kinderschwester auf Burg Aldaran, der Klang einer Autorität, die sich nicht eher zufrieden gab, bevor sie einer Sache auf den Grund gegangen war. Er fühlte sich zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder klein, schwach und hilflos. »Nein, nicht mit Handzeichen.« Als er nicht fortfuhr, sah sie ihn an und forschte mit ihren durchdringenden Augen in seinem Gesicht. Er blickte zu Boden, auf das Muster des Teppichs und scharrte mit den Füßen, Er musste die Worte herausbringen, bevor er völlig die Nerven verlor, aber er fürchtete den Aufruhr, der mit Sicherheit folgen würde. Wenn die Sache doch nur hätte warten können, bis er ausgeruhter war. »Also, wenn du es unbedingt wissen willst, ich habe mich auf telepathischem Weg mit Rafael unterhalten.« So viel zu meiner gerühmten Listigkeit, dachte er bitter.
Katherine blieb im ersten Moment stumm »Tele … Ausgerechnet … du meinst es ernst, oder?«
»Ja.«
Katherine sank auf der Bettkante nieder und ballte die zitternden Finger in den Vorhang. »Das ist es also. Ich habe mich immer gefragt, wie du mir in allem so zuvorkommen konntest. Ich würde dich am liebsten umbringen, Hermes! Wie konntest du nur all die Jahre meine Gedanken lesen und es mir nicht sagen? Alle meine privaten …« Er spürte, dass sie ihm nicht wirklich glaubte, dass ihr Verstand nicht wahrhaben wollte, was sie eben gehört hatte. »Ich hätte es doch spüren müssen …«, flüsterte sie.
»Nein, nein!«, beeilte er sich zu protestieren. »Ich kann nicht nach Belieben in deine Gedanken eindringen, allerdings gibt es einige Leute auf Darkover, die so etwas können. Aber ich schnappe nur ab und zu einen oberflächlichen Gedanken von dir auf. Denk doch an all die Gemälde, bei denen ich dich nicht unterbrochen habe«, flehte er, um ihren Zorn abzulenken.
»Aber warum hast du es mir nie gesagt?« Der Schmerz und der Vorwurf des Betrugs in ihrer Stimme schnitten ihm mitten ins Herz.
»Wenn ich behaupte, dass es aus politischen Gründen war, bringst du mich um.« Er seufzte und setzte sich neben sie. »Du weißt so gut wie ich, dass die Föderation überall ihre Spitzel hat, und dieses Geheimnis wollte ich unter keinen Umständen mit ihnen teilen.«
»Wieso?« Ihre Stimme war kalt und distanziert.
»Ich wollte nicht in irge ndein Labor verschwinden, und das wäre mein Schicksal gewesen, wenn man mich entdeckt hätte.« Er unterdrückte ein Seufzen und überlegte, was er als Nächstes sagen sollte. »Zunächst einmal ist nicht jeder auf Darkover Telepath, tatsächlich tritt diese Gabe nur bei einem kleinen Teil der Bevölkerung auf. Und von denen haben nur wenige große Kräfte, allerdings sind es genügend, um …«
»Wie viele? Und wie kommt es, dass die Föderation nichts davon weiß?«
»Ich kenne keine genaue Zahl – vielleicht zwei Prozent der Gesamtbevölkerung.« Er rieb sich den kahlen Schädel. »Und was das andere angeht, das ist eine lange Geschichte und keine sehr fröhliche dazu. Einmal, vor Jahren, erklärten wir uns bereit, bei einem so genannten Projekt Telepathie mitzumachen. Gerade noch rechtzeitig merkten wir, dass kein Verlass darauf war, dass die Föderation unsere Talente nicht missbrauchen würde. Es gelang Lew Alton, gewissen einflussreichen Wissenschaftlern einzureden, die Behauptungen seien übertrieben gewesen, es gebe viel wenige r Telepathen auf Darkover als angenommen, außerdem handle es sich um eine seltene und unbeständige Fähigkeit, die es kaum weiter zu verfolgen lohne. Dann ließ er die Mittel für das Projekt streichen. Er befürchtete, genau wie ich, als ich seinen Platz einnahm, dass wir uns wie Blaise II als besetzter Planet wiederfinden würden, wenn herauskäme, dass Darkover über eine Population fähiger Telepathen verfügt.«
»Aber ich bin deine Frau! Ich dachte, zwischen uns gibt es keine Geheimnisse.« Nein, das stimmt nicht ! Ich wusste, es gab Geheimnisse, und ich fürchtete mich davor, zu entdecken, wie sie aussahen. Aber darauf wäre ich nie gekommen …
»Es tut mir leid, Katherine. Ich habe einmal versucht, es dir zu sagen, als wir auf Renney waren, aber ich wusste einfach
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