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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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»Naja, ich fühle mich tatsächlich ein bisschen unwohl, weißt du. Irgendwie krank.« Er war keine Spur krank und wusste, sein Aussehen eher von seinem inneren Kampf her. Ida besaß kein Laran und misstraute ihm nie. Warum hatte er daran nicht früher gedacht? Rhodri spielte oft den Kranken, wenn er etwas nicht tun wollte, aber Domenic hatte diesen Trick noch nie benutzt. Ein Teil von ihm fand es fürchterlich, Ida anzuschwindeln, aber ein anderer hüpfte regelrecht vor Freude. Vielleicht war Alanna nicht die Einzige, die das Gefühl hatte, aus zwei Personen zu bestehen.
    »Bei all dem Aufruhr hier wundert mich das gar nicht. Jetzt ab ins Bett mit dir. Ein langes Abendessen kannst du in dem Zustand unmöglich über dich ergehen lassen, und wenn du krank wirst, verteilst du nur deine Bazillen an uns alle. Ich lasse dir von einem Diener ein Tablett bringen.« Domenic rutschte das Herz in die Hose. Der Diener! Das würde alles verderben. »Ich glaube, ich habe keinen Appetit, Ida.« Die Lüge kam ihm von den Lippen, als würde er seit Jahren schwindeln. »Wenn ich Hunger bekomme, läute ich einfach.« »Kein Hunger?« Sie schüttelte den Kopf. »Dann ist aber wirklich was im Anflug, wenn du nicht einmal Hunger hast. Jetzt ab mit dir. Ich sag deiner Mutter Bescheid.« Domenic sauste los, zu seinem Zimmer. Er lauschte den Geräuschen in den Gemächern, den Bewegungen der Diener, seiner Eltern und Geschwister. Dann zog er sein Nachthemd an und kroch ins Bett, weil seine Mutter bestimmt noch einmal nach ihm sehen würde, bevor sie zum Abendessen ging. Er konnte seine Aufregung kaum bezähmen und versuchte, sich zu beruhigen.
    Marguerida kam wie erwartet, sie trug ein langes blaues Kleid, es war bestickt mit silbernen Blumen, den Farben der Hasturs. Als sie ans Bett trat, konnte er ihr spezielles Parfüm riechen, Lavendel gemischt mit Moschus. Sie beugte sich über ihn und fuhr ihm mit dem Handschuh über die Stirn. »Armer Junge. Du fühlst dich nicht heiß an, aber du siehst ziemlich blass aus. Was ist denn los mit dir?« »Ich habe in letzter Zeit nicht gut geschlafen, und ich glaube, ich bin einfach müde, Mutter.« Er mochte bei Ida mit einer Lüge durchkommen, aber bei Marguerida war es ungleich schwieriger, und er hatte es bisher nicht einmal versucht. So blieb er nahe an der Wahrheit, denn er hörte im Schlaf tatsächlich das Feuer im Herzen der Welt und das Rumpeln tief im Innern Darkovers, oder jedenfalls glaubte er es zu hören.
    Schlimmer noch, in seinen Träumen versuchte er die See in ihrer endlosen Bewegung anzuhalten und tat andere Dinge, die so unglaublich waren, dass man nicht einmal daran denken mochte. Deshalb mied er den Schlaf so gut es ging und benutzte die Trancezustände, die er in Arilinn gelernt hatte, als Ersatz.
    »Du schläfst nicht gut? Das hättest du mir sagen müssen. Soll ich dir einen Schlaftrunk kommen lassen?« »Ich glaube, ich brauche keinen, und abgesehen davon ist mir beim Aufwachen immer … ganz schummrig davon.« Wenn Marguerida einen Trank bestellte und bei ihm stehen blieb, während er ihn schlürfte, dann wäre sein Plan im Eimer.
    »Wie du meinst. Ich kann das Zeug selbst nicht ausstehen, obwohl ich in den letzten Tagen mehr davon getrunken habe, als mir lieb ist. Immer wenn ich gerade einnicken will, fällt mir etwas ein, worum ich mich noch hätte kümmern sollen, und ich schrecke im Bett hoch. Was dann meist deinen Vater weckt, und dabei braucht der doch wirklich seine Ruhe.« »Mir fehlt nichts. Ich denke, ich werde einfach noch eine Weile lesen. Ich habe hier noch irgendwo dieses echt langweilige Buch liegen, das ich vor einem halben Jahr angefangen habe, und das dürfte mich binnen fünf Minuten einschläfern.
    Spar dir deine Aufregung für unsere Gäste, Mutter. Du hast bestimmt Besseres zu tun, als dir über mich Sorgen zu machen.« Er sah sie drollig an, und sie antwortete mit einem matten Lächeln. Beide wussten, dass er von Javanne Hastur sprach, die nie leicht zu handhaben war und wegen Regis’ Tod wahrscheinlich noch schwieriger als sonst sein würde.
    »Welches Buch ist es denn?« Domenic wusste, dass Bücher nicht gebräuchlich gewesen waren, als seine Mutter nach Darkover kam. Nur in den Häusern der Domänen gab es welche, und dabei handelte es sich größtenteils um Importe. Eines von Margueridas Projekten war die Förderung der Literatur gewesen, und sie hatte mit ihrer Freundin Rafaella n’ha Liriel, der Entsagenden, die in den ersten Monaten auf

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