Darth Scabrous
sich das Ding am Ende von Tulkhs Speer versteifte und dann mit einem Mal reglos zusammensackte, als wäre ihm mit einem Mal bewusst geworden, dass in seinem Innern irgendetwas zutiefst Unerwünschtes Wurzeln schlug. Einen Moment später wand sich ein dünner grüner Tentakel aus dem rechten Ohr des Dings, von dem eine Ranke ausging, die zusehends dicker wurde, während sie sich abwärts schlängelte. Im linken Nasenloch des Dings tauchte eine weitere Ranke auf und dann eine dritte und eine vierte - jetzt drängten sich eifrig Stängel und Ableger aus beiden Ohren, von denen einige dichte Blätterbüschel trugen, andere winzige schwarze Blüten. Der Mund des Leichnams öffnete sich, und ein weiter Stängel - diesmal im Durchmesser von Zos Finger - schoss aus dem blutigen Schlund nach draußen.
Hestizo, das tut weh, das tut mir weh...
Wachse, ermahnte sie die Orchidee. Wachse, wachse einfach weiter, WACHSE einfach...
Als sie sich umschaute, sah sie, dass es den anderen Dingern ebenso erging. Stängel und Stiele sprossen aus jeder sichtbaren Körperöffnung. Gleich unter der Haut zuckten ihre Gesichter vor dünnem, wimmelndem Pflanzenleben. Jetzt wusste Zo, dass es funktionierte. Die Orchidee war in ihnen, und die Orchidee wuchs. Sie konzentrierte sich angestrengter - nun konnte sie die Flora, die im Innern dieser Dinger wuchs, tatsächlich sehen, drängte sie dazu, schneller nach draußen zu dringen, immer weiter, selbst, als die Orchidee aufschrie, sie anflehte aufzuhören , ihr sagte, dass es schmerzte , dass sie nicht mehr könne...
Sie ignorierte die Blume und starrte das Ding auf Tulkhs Speer unverwandt an. Wieder dachte sie das Wort, dachte es mit der gesamten Intensität und Entschlossenheit, die sie aufzubringen vermochte, wieder und wieder, in einer gewaltigen Gedankenwelle.
WACHSE-WACHSE-WACHSEWACHSEWACHSE...
Die gesamte Schädeldecke des Kadavers explodierte mit einem gewaltigen rot-schwarz-grünen Platsch . Dort, wo gerade noch der Schädel gewesen war, flatterte und züngelte ein heller Blätterstrauß, der sich nach außen wand, nach unten züngelte, um die gesamte obere Hälfte des Torsos dieses Dings zu umschlingen. Der Körper erschlaffte, sackte auf dem Speer zusammen.
Tulkh warf das Ding mit einer schroffen Schaufelbewegung zu Boden und trat dagegen, sodass es über die Kante rollte, und schaute dann zurück zu Zo. »Warst du das?«
»Ich und die Blume.«
»Dann solltet ihr das lieber noch mal machen.« Der Whiphide deutete über die Kante des Überhangs auf die anderen Dinger. Zo sah, dass noch immer Ranken aus ihnen sprossen, jedoch nicht mehr so rasch, während sie weiter nach oben auf sie zukletterten.
Hestizo, bitte - die Orchidee klang jetzt schwächer - hör auf, nicht jetzt, ich kann nicht mehr, es tut weh...
»Du musst!«, sagte Zo, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass sie die Worte laut aussprach. »Du musst es tun, denn wenn du es nicht tust, werden sie nicht aufhören. Sie werden uns töten. Sie werden mich töten, verstehst du das?«
Es tut mir so leid, Hestizo...
Schweigen.
Dann war sie fort.
Eine Hand schloss sich um ihren Fußknöchel, um sie von unten nach vorn zu reißen. Zo stürzte hin und landete just in dem Moment auf ihrer Seite, als eins der Dinger nach oben hechtete, vollends in ihr Sichtfeld. Sie versuchte zurückzuweichen, konnte sich jedoch nicht rühren.
Wachse, flehte sie die Orchidee an. Wachse, WACHSE JETZT...
Doch wo immer die Blume auch hingegangen war, welche Fähigkeiten sie nur Sekunden zuvor besessen haben mochte, es war ihr jetzt absolut keine Hilfe. Sie konnte nicht einmal mehr ihre Stimme hören. Die wimmelnden, wogenden Bewegungen unter den Gesichtern der anderen Dinger schienen aufgehört zu haben. Es gab nichts mehr, was sie jetzt noch gegen sie ausrichten konnten. Die Orchidee war erschöpft oder fort - oder tot.
Das Ding an ihrem Bein zog sie dichter zu sich heran.
»Was machst du da?«, rief Tulkh. Er stieß mit dem Speer wie wild auf die anderen ein, wenn auch ohne großen Erfolg. »Halte sie auf!«
»Das kann ich nicht!«, rief Zo zurück. »Die Orchidee ist nicht mehr da!«
Plötzlich platzte vor ihnen etwas Großes aus dem Boden - ein Monolith, schwarz und strukturlos, der in seinem Kielwasser eine gewaltige Korona von Fels und Eis aufschleuderte. Nach dem, was Zo erkennen konnte, sah das Etwas wie ein Geschützturm aus Stein und Durastahl aus, höher als der felsige Vorsprung, auf dem sie gegenwärtig um ihr Leben
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