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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg
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Konkurrenz. Jeder weiß, dass die Natur ein ganz anderes Bild liefert, auch wenn es wahrlich nicht immer idyllisch zugeht. Wer das emsige, arbeitsteilig organisierte Treiben in einem Ameisenhaufen, die stabilen Hierarchien von Rudeltieren oder den streng geordneten Zug eines Vogelschwarms beobachtet, ist schnell von der Bedeutung harmonischen Kooperationsverhaltens überzeugt. Dass hier nicht Egoismus dominiert, sondern Koalitionsbildung zum Wohle der Gemeinschaft, steht außer Frage. Aber bringt das Darwins Theorie zum Kippen, ist das mit einem Konkurrenzkampf um Nahrung, Wohnraum und Sexualpartner nicht zu vereinen? Auch diese Fragen sind mit einem klaren „Nein“ zu beantworten. Denn auch dem „Egoismusirrtum“ der Kritiker liegt eine Reihe kardinaler Fehleinschätzungen zugrunde.
    1. Zwar hat – vergleichbar mit den Verhältnissen bei der Körpergewichtsentwicklung - eine gewisse Grundagressivität originär eine genetische Komponente, die eine unterschiedliche Anfälligkeit für Gewaltbereitschaft und Egoismus quasi in die Wiege legt. Bestimmte Mutationen eines Gens, welches das in den Serotoninstoffwechsel involvierte Enzym Monoaminoxidase A (MAOA) codiert, scheinen eine höheren Gewaltneigung zu verleihen. Was das Individuum aber daraus macht, ist letztlich eine Frage der speziellen Lebenssituation. Erziehung, Vorbilder, soziales Umfeld nehmen hier großen Einfluss. Unstrittig aber ist, dass ein kriegerischer Egoismus, wie man ihn nur beim Menschen antrifft, eine aktive, individuell erworbene Eigenschaft ist, die nicht weitervererbt wird. Nur unbekehrbare Lamarckisten (Vererbung durch Organgebrauch erworbener Eigenschaften) werden Gegenteiliges behaupten. Demgegenüber sind gerade im Tierreich soziale Verhaltensweisen vielfach instinktgesteuert und damit im Erbgut fest verankert. Der von den Kritikern zum Darwin’schen Fitnessideal verdrehte Vernichtungsegoismus ist kein Produkt der biologischen Evolution. Genetisch wirksame Veränderungen werden durch passive Erbgutveränderungen (Mutation/Rekombination) generiert, deren Phänotypen sich dann dem Eignungstest der Selektion unterziehen müssen. Für den aktiv während der Individualentwicklung erworbenen kriegerischen Egoismus trifft dies aber nicht zu. Die genetische Grundlage einer mutativ/rekombinativen Entstehungsgeschichte fehlt hier. „Gewaltgene“, die ihre Träger sicher zu Gewaltverbrechern reifen lassen, wurden noch in keinem einzigen Genom nachgewiesen. Gewaltbereitschaft wird nicht wie die Verteilung der Muskelfasertypen vererbt. Eine Weisheit wie „zum Sprinter muss man geboren sein“ ist auf gewalttätige Egoisten nicht übertragbar. Prinzipiell kann sich jeder Organismus individuell zwar in diese negative Richtung entwickeln. Aber er wird dies nicht via seiner Gene an den Nachwuchs weitergeben. Evolutionär ist das Ganze somit unwirksam. Was die Kritiker Darwin in den Mund legen, ist populationsgenetisch eine Luftblase, da es mit der Entwicklung einer Spezies nichts zu tun hat.
    2. Fasst man den Egoismus-Begriff etwas weiter und löst sich vom mordfixierten Tunnelblick der Darwin-Oppositionellen, so ereilt einen die Erkenntnis, dass ohne ein Mindestmaß an individuellem Egoismus keine harmonisierende Gemeinschaft funktioniert. An erster Stelle ist hier der allen Tieren gegebene Selbsterhaltungstrieb zu nennen. Das fängt bei der Versorgung mit allen lebenswichtigen Ressourcen an und geht bis zur Abwehr von Fressfeinden. Dieses essenzielle Quantum an Eigensinn ist durch eine instinktive und damit entwicklungsgenetisch bedeutende Komponente gegeben, die uns im Tierreich an allen Ecken und Enden begegnet. Das Paradebeispiel ist hier der pure Überlebenstrieb, der in bedrohlichen Gefahrenmomenten jeden „sich selbst den nächsten sein lässt“ und jegliche altruistischen Bemühungen der eigenen Rettung unterordnet. Vermutlich hören auch Sie, lieber Leser, jetzt den einen oder anderen Kritiker aus dem Hintergrund rufen: „Aber was ist mit dem aufopferungsvoll den eigenen Nachwuchs verteidigenden Muttertier?“ Zugegeben – eine der besseren Fragen. Aber ein Widerspruch zur absoluten Priorität des selbsterhaltenden Egoismus ist hier nicht gegeben. Das Muttertier versucht mit dem eigenen Leben auch das des Nachwuchses zu retten, opfert sich nicht bewusst selbst, damit der Nachwuchs verschont bleibt. Mit Ausnahme von wirklich selbstlosen, völlig liebesbeseelten oder politisch indoktrinierten Menschen sind bewusste Selbstopferungen zum

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