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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg
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Klimaerwärmung ist keine humane „Erfindung“. Ein in evolutionären Dimensionen relativ schneller Wechsel von Warm- und Eiszeiten scheint nichts Außergewöhnliches und vollzieht sich auch ohne unser intelligentes Zutun. All diese Veränderungen waren keineswegs minder drastisch als das, was die heutigen Schwarzseher als Folge menschlichen Handels prognostizieren. Im Großen und Ganzen dürfte unser Einfluss nicht allzu weit über den eigenen Horizont, d. h. die menschliche Zukunftsperspektive, hinausgehen. Auch hier stellt sich die Frage, inwieweit darwinistische Gesetzmäßigkeiten in der Intellekt-dominierten Nische von Homo sapiens erkennbar sind. Welche Faktoren jenseits der Befriedigung überlebenswichtiger Grundbedürfnisse bringen uns voran? Nach welchen Maßstäben geht die natürliche Selektion in unserem Falle vor, welche Parameter machen bei uns echte Stärke bzw. Fitness aus? Wer ist am besten angepasst und steht unsere Vorstellung von Zivilisation mit der Evolutionstheorie in Einklang? Oder ist dieses Modell womöglich zu einfach gestrickt, um mit der rasanten Weiterentwicklung des Menschen Schritt zu halten. Die harte Faust oder soziale Organisation – was bringt uns weiter, macht humane Fitness wirklich aus? Für die Evolutionskritiker ist die Sache klar: Das Recht des Stärkeren entscheidet über Erfolg und Misserfolg. In ihrem primitiven Darwin-Verständnis mit der Beschränkung auf die „Hau-drauf-Methode“, bei der es nur überragende Sieger und vernichtete Looser gibt, sehen sie sich in der Auffassung bestätigt, Darwins Erkenntnisse seien nur für die Menschen gültig. Kein Wunder, sei das ganze Modell der biologischen Evolution doch nur von den gesellschaftsphilosophischen Sentenzen eines Thomas Robert Malthus abgekupfert.
Was heißt hier sozial?
    Sozial –
das ist eine der wenige Vokabeln, die in unserem Wertesystem ausnahmslos positiv belegt sind. Altruistisches Handeln, Rücksichtnahme, Unterstützung von Schwächeren – Assoziationen, die uns sofort in den Sinn kommen. Mitglieder der Gesellschaft, die diesen Tugenden zuwiderhandeln, sich auf Kosten anderer zu bereichern versuchen, nennen wir asozial. Oft reichen allerdings schon das Unterschreiten einer materiellen Armutsgrenze, Obdachlosigkeit und die Flucht in Alkohol oder andere Drogen aus, um mit dem Makel der Asozialität gebrandmarkt zu werden. In diesem Verständnis lässt sich die Bedeutung von „
sozial“
sicher nicht auf die Natur übertragen. Hier beschreibt die Vokabel wertfrei die Art der Wechselbeziehungen zwischen Individuen der gleichen oder verschiedenartiger Populationen. Natürlich darf sich der Mensch auch auf dieser Grundlage als soziales Wesen betrachten und sogar wesentlich besser begründbar als bei Einordnung in sein selbst definiertes, subjektives Sozialsystem. In Letzterem verbirgt sich nur allzu oft hinter einem überschwänglich zur Schau gestellten Altruismus eine besonders ausgeprägte Form des Egoismus, wie uns so manch Beifall erheischende PR-Aktion immer wieder vor Augen führt. Aber kommen wir wieder zu den Tatsachen. Was lässt sich objektiv über unsere Sozialisation sagen? Als Mensch werden wir von Menschen geboren – logisch. Wir verbringen dann unser ganzes Leben mit bzw. unter Menschen – Einzelfälle frei gewählten eremitischen Daseins und die bemitleidenswerten Fälle ungewollter Vereinsamung einmal ausgeschlossen. Soziale Zusammenhänge sind somit von Geburt an vorgegeben und das verlangt nach Regeln eines geordneten Umgangs miteinander. Sozial heißt aber keinesfalls, dass wir immer im Konsens miteinander leben sollen. Es geht auch und im Besonderen um die Austragung von Konflikten, um die Art, wie wir mit den unweigerlich aufkommenden Dissonanzen umgehen. Das beginnt beim „Streit“ um begrenzte Ressourcen, wenn die Erfüllung der Grundbedürfnisse, Nahrung, Wohnraum und Geschlechtspartner, im Mittelpunkt steht. Und dabei sind friedliche Lösungen gefragt. Trotz all der menschlichen Grausamkeiten, die unsere Stammesgeschichte immer wieder offenbart, gäbe eine Festlegung auf eine reine Ellenbogengesellschaft ein trügerisches Bild. Jede Gewalt ist langfristig destruktiv ohne jede populationsstabilisierende Wirkung. Das von den Evolutionsgegnern gezeichnete Bild eines komprimierten, kruden Gewalt-Darwinismus gilt auch für den kriegerischen Zweibeiner nicht, da die Gewalttätigen evolutionär keine Gewinner sind. In einer weit gefassten Form, die friedliche Koexistenz, Kooperation

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