Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
zugrunde liegendem Genotyp ausgedünnt oder gar völlig ausgemerzt.
In diesen Zusammenhängen sehen die Evolutionsgegner ein weiteres Manko, das insbesondere die Makroevolution, also die Übergänge zwischen größeren taxonomischen Einheiten, betrifft. Genauso wie die Raupe bereits den Bauplan für den voll ausgebildeten Schmetterling in sich trägt, dürfte nach Ansicht der Anti-Darwinisten die Entstehung einer neuen Art, Gattung oder Familie nur möglich sein, wenn die Vorläuferform bereits den kompletten Bauplan für das neue Modell enthielte. Seine Güte kann ein solcher Bauplan (Genotyp) aber wie beschrieben nur am gefertigten Produkt (Phänotyp) unter Beweis stellen. Da wir uns auf unserer Erde ja unbestreitbar einer dauerhaft lebensfähigen Arten- und Gattungsvielfalt erfreuen dürfen, müssten die Ur-Konstruktionspläne wirklich gut gewesen sein. Hier sehen Darwins Gegner nun den „Kasus knacktus“: Wenn die Selektion erst an den fertigen Objekten, den Phänotypen, greift und diese sich – anhand der Formenvielfalt ersichtlich – mannigfach bewährt haben, müssten die Vorläuferformen bereits fehlerfreie genotypische Bauanweisungen (wie die Raupe für den Falter) in sich getragen haben. Wie aber konnten diese Produktionspläne entstehen? Durch Zufall und ohne Prüfmöglichkeit? Zu glauben, dass sich mal eben ein paar Millionen DNA-Bausteine zufällig in der richtigen Reihenfolge nebeneinander platzierten, um damit die Grundlage für einen Formenübergang – quasi vom VW Käfer zum Rolls-Royce – zu legen, sei reinste Utopie.
Fast ist man es leid zu sagen: Aber es ist letztlich immer wieder die falsche, in den Köpfen der Darwingegner offenbar unumstößlich verankerte Verdrängung der Basics des Evolutionsmodells. Neue Formen entstehen nicht de novo, aus dem Nichts heraus, durch Zeitrafferakkumulation zufällig positiver Variationen, sondern ausschließlich durch Langzeitansammlung von Minimalveränderungen, die sich nachträglich im Phänotyp bewähren. Das Szenario des vor einem leeren Zeichenbrett sitzenden Designers spielt in der Evolution großer taxonomischer Einheiten keine Rolle. Der Herausbildung einer neuen Art oder Gattung liegt nie eine völlige Neukonstruktion sozusagen von null auf hundert zugrunde. Es wird immer von bereits Bestehendem, das sich über Jahrtausende bzw. Jahrmillionen entwickeln konnte, ausgegangen. Die Übergänge erfolgen schleichend. Es ist also nie eine Serie von mutativen „Megazufällen“ vonnöten, die aus dem Nichts heraus einen „Spitzen-Bauplan“ für eine neue Art oder Gattung entstehen lässt. Vielmehr werden in bewährten Vorlagen zufällige kleine Varianten getestet und für gut befunden oder verworfen, und das immer und immer wieder über unbefristete Zeiträume hinweg.
Aber irgendwann muss das Ganze ja mal begonnen haben, der allererste Plan entworfen worden sein, mag der durchaus verständliche finale Einwand nun lauten. Ganz von der philosophisch anmutenden Überlegung abgesehen, dass die uns vertraute globale Endlichkeit (alles uns umgebende botanische/zoologische Leben hat für uns Anfang und Ende) keinesfalls per se für das gesamte Weltgeschehen gelten muss, sei nochmals betont: Das Modell der evolutiven Abstammung beschreibt nicht die „Urschöpfung“, den Anfang allen „Seins“, die Entstehung von Leben. Es handelt sich um eine Theorie, die ausschließlich die Mechanismen des zeitabhängigen Formenwandels, der Komplexitätszunahme und damit der Produktion von Vielfalt erklärt. Unabhängig davon sei angemerkt, dass wir heute gut fundierte, auf experimentellen Befunden basierende Modelle entwickelt haben, wie sich organische Verbindungen ganz ohne intelligentes, schöpferisches Zutun in der irdischen Ursuppe bilden konnten, die sich später zur „Urzelle“ organisierten.
Nur ein verkappter Schöpfungsmythos?
Nach Ansicht der Darwinkritiker kommt Evolution ohne Schöpfung bzw. eine intelligent designende Instanz nicht aus. In ihren Augen ließen sich die Widersinnigkeiten des darwinistischen (Zufalls-)Prinzips nur überdecken, wenn man Mutation und Selektion als Werkzeuge eines übergeordneten Schöpfers (eines Gottes?) betrachtet. Dies käme auch im Vokabular der Evolutionisten zum Ausdruck. So bezeichnete etwa der berühmte Verhaltensforscher und „Graugansguru“ Konrad Lorenz Mutation und Selektion als „
Konstrukteure der Evolution“
. Der Freiburger Biologe Carsten Bresch umschreibt in seinem Buch „Zwischenstufe Leben“
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