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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg
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die Mechanismen der Erzeugung genetischer Variabilität aufdecken. Neben der Mutations-Entstehung sind hier insbesondere die Mechanismen der Rekombination (Neukombination des Erbmaterials während Keimzellreifung und geschlechtlicher Verschmelzung) zu nennen.
    Die Populationsgenetik entwickelte mathematische Modelle zur Veränderung von Genfrequenzen innerhalb von Populationen. Somit lässt sich Evolution anhand der Veränderung der Auftrittshäufigkeit verschiedener Gensequenzen auch auf der Genotypebene (DNA) beobachten und erfährt damit eine greifbare Neudefinition. Im Kontext mit weiteren Parametern (reproduktive Isolation, Struktur und Verteilung von Populationen u. a.) wird das Phänomen der Artbildung nachvollziehbar, der Artbegriff definiert. Demnach umfasst die Art eine Gemeinschaft von Individuen, die zum gegenseitigen Genaustausch unter Hervorbringung fruchtbarer Nachkommen in der Lage ist . Der Artbegriff hat seitdem viel von seiner ursprünglichen Unschärfe verloren. Das Stattfinden von Evolution lässt sich mit wissenschaftlich fundierten Argumenten heute nicht mehr leugnen. Mit der Sturheit eines bockigen Kindes tut die heutige Darwingegnerschaft aber genau dies – Augen und Ohren gegenüber den Erkenntnissen gegenwärtiger Forschung offenbar verschließend. Mitunter hat man gar den Eindruck von persönlichen Avancen gegenüber der Person Charles Darwin. So sieht man im Neodarwinismus, also der Befreiung des originären Evolutionsmodells von lamarckistischen Faktoren, einen Beleg für den „Komplettirrtum“ des partiellen Lamarck-Befürworters Darwin. Dass die Bereiche, in denen Darwin Lamarcks heute falsifizierte Thesen befürwortete, die Essentials seines Modells überhaupt nicht ins Wanken bringen, ignoriert die verhärtete Kritikerfront mit „Scheuklappenvehemenz“. Der Irrtum Darwins, wenn auch nur im nicht entscheidenden Detail, sei nur mit völliger Ablehnung des Gesamtwerkes zu „ahnden“. Doch selbst, wenn man jedem seine persönliche Darwin-Aversion zugesteht, logisch weitergedacht sollte man sich doch gegenüber der fehlerbereinigten Neufassung (Neodarwinismus bzw. synthetische Theorie) zumindest prinzipiell öffnen. Aber auch davon nehmen die Darwingegner Abstand. Das Ganze hat etwas von der „Badezimmerlogik“ à la „bespritz mich mit Wasser, aber mach mich nicht nass“. Zuerst versucht man, Darwins teilweise Lamarck-Befürwortung als Argument für den Sturz des Evolutionsmodells zu nutzen. Und wenn das Modell dann im Neodarwinismus von den als falsch erkannten Elementen befreit wird, ist das auch wieder ein Ablehnungsgrund. Das ist, als würde man das Abstellen einer Heizung fordern, um dann das Absinken der Raumtemperatur zu monieren.
    Da die Opposition mit der Kritik am Neodarwinismus aus verständlichen Gründen nicht weiterkommt, geht sie einen Schritt weiter und wendet sich der „synthetischen Evolutionstheorie“, also der aktuellsten, dem heutigen Forschungsstand entsprechenden Version des Deszendenzmodells zu. Stichhaltige Kritikpunkte sind dabei aber auch nicht auszumachen. Ergebnisse moderner Naturwissenschaft auf molekularer Ebene, die sich in Darwins ursprünglicher Arbeit noch nicht aufs Korn nehmen lassen, werden nun zur Zielscheibe der Kritik. Rekombinationsprozesse auf DNA-Ebene werden, obwohl zweifelsfrei nachgewiesen, negiert und kämen als Erklärung für die Bildung veränderter Merkmale ebenso wenig in Betracht wie Mutationen, und zudem sei auch deren Zufälligkeit keiner Entstehung hoher (menschlicher?) Intelligenz würdig. Die gentechnisch gewonnenen Möglichkeiten der Gensequenzierung und -identifizierung sowie deren Bedeutung für das Abbilden von Evolutionsprozessen werden mit sich selbst disqualifizierenden Aussagen abgetan. Wie anders sollte man sonst Kommentare verstehen, welche die Neudefinition der Evolution mit geistigen Ergüssen der folgenden Art versehen: „Evolution als Veränderung der Genfrequenzen in Populationen zu definieren, ist für das Verständnis der Artentstehung ebenso hilfreich wie die Aussage, Literatur ist die Änderung der Buchstabenfrequenz in Wörtern“ (aus: R. Eichelbeck,
„Das Darwin-Komplott“
). Auf diesem Niveau ist eine fruchtbare Diskussion wohl nicht mehr möglich.
    Wie bereits erwähnt, erscheint einem bisweilen die offensichtliche Verweigerungshaltung, mit der sich so mancher Darwinkritiker den Ergebnissen moderner Forschungsdisziplinen verschließt, wie der Eigensinn eines trotzigen Kindes, das beim

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