Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
mit der Zeit zu gehen, d. h. ein auf unser modernes Wissenschaftszeitalter abgestimmtes Modell zu entwerfen. Wie dies aussehen soll, wird freilich nicht einmal ansatzweise erörtert. Andererseits werden die aus dieser modernen Forschung gewonnenen Erkenntnisse stoisch negiert. Warum? Weil sie alle das generelle Prinzip der Evolution alles Lebendigen erhärten. Darwin selbst hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass vieles in seinen Postulaten auf Annahmen beruhte, die sich noch nicht erklären ließen und erst durch zukünftige Erkenntnisse überprüft werden müssten. Er war sich durchaus bewusst, dass sein Modell in zahlreichen Detailfragen noch auf wackligen Füßen stand. Mittlerweile ist vieles verifiziert. Generell sollten sich alle, die glauben, eine „verstaubte Darwin-Ära“ belächeln zu müssen, eines vor Augen führen: Verbessert haben sich unsere Möglichkeiten, Natur zu beobachten, zu messen und in ungeahnte Bereiche vorzudringen. Dies hat unser Verständnis vieler Mechanismen erheblich vertieft, wenngleich wir von einem Globalverstehen noch Äonen entfernt sind. Aber all unser Tun beeinflusst die Mechanismen selbst in keiner Weise, verändert keine Naturgesetze. Diese hatten zu Darwins Zeiten dieselbe Gültigkeit wie heute. Die Prozesse, die Leben ausmachen, sind nicht davon abhängig, wie gut wir sie verstehen. Und besonders wichtig: Zwischen dem Kenntnisstand eines Zeitalters und den intellektuellen Fähigkeiten der Individuen besteht kein Zusammenhang. Einem Darwin aufgrund seines Schaffens in einem noch in Kinderschuhen steckenden wissenschaftlichen Umfeldes die geistige Fähigkeit abzusprechen, ein Grundmodell der Mechanismen des Artwandels zu entwerfen, ist eine nicht begründbare und somit völlig unzulässige Degradierung eines intellektuellen Meisterwerkes.
Reinhard Eichelbeck, einer der aktivsten Darwinkritiker bezeichnet in seinem Buch „Das Darwin-Komplott“ den Darwinismus als eine „wider besseren Wissens […] groß angelegte Verdummungskampagne“, die unser naturwissenschaftliches Denken präge, da sich namhafte Wissenschaftler dafür hergeben. Eichelbeck schreibt: „Darwin sah um sich herum das plumpe, verschwenderische, stümperhaft niedrige und entsetzlich grausame Wirken der Natur. Wir sehen heute dank jahrzehntelanger intensiver Forschung, dank Elektronenmikroskop und dreidimensionaler Computeranimation die Natur anders. […] Wir haben ein anderes Bild von der Natur, weil wir von anderen Maschinen umgeben sind. […] Darwin hatte keine Ahnung, was Software ist; Information war für ihn kein Thema. […] Wir waren auf dem Mond und fliegen in absehbarer Zeit zum Mars […] – und schleppen immer noch ein Evolutionsmodell aus dem Dampfmaschinenzeitalter mit uns herum.“
Ganz davon abgesehen, dass zwischen unseren kosmonautischen Fähigkeiten und der Gültigkeit von Naturgesetzmäßigkeiten nun wirklich kein Zusammenhang besteht und eine veränderte Wahrnehmung der Natur keine Änderung von Naturphänomenen bedeutet, scheint Herr Eichelbeck ja durchaus die Leistungen modernster Naturwissenschaft aufs Höchste anzuerkennen. Die Ergebnisse, die all die verschiedenen Disziplinen – ob Biologie, Physik, Chemie, Geologie und auch Astronomie – liefern, werden von ihm aber offensichtlich völlig ignoriert oder bewusst verdrängt. Tatsache ist, dass alle modernen Fachgebiete der Naturwissenschaft die Grundprinzipien des Darwin’schen Evolutionsmodells, so antik es einem Evolutionsnegierer auch erscheinen mag, voll und ganz bestätigen. Selbstverständlich ist Darwins Originalmodell mittlerweile um zig Details bereichert, da wir in einen Mikrokosmos eingedrungen sind, der für Menschen des 19. Jahrhunderts allenfalls in der Phantasie auszumalen war. Umso bemerkenswerter sind doch dann aber Leistungen all jener einzuschätzen, die aus „
plumper“
makroskopischer Beobachtung der Natur Gesetzmäßigkeiten abzuleiten imstande waren, die im Nachhinein durch eineinhalb Jahrhunderte progressiver Forschung immer mehr Bestätigung erfuhren. Unser heutiges Detailwissen hat unser Evolutionsverständnis um einiges erweitert und gefestigt, aber es rüttelt nicht an Darwins Grundfesten. Das Beharren, Darwins mechanistisches Modell passe nicht in ein softwaregeprägtes IT-Zeitalter, unterliegt einem Irrtum. Vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus ist der gesamte Informatik-Bereich – Verzeihung – eine Hilfswissenschaft. Das ist in keiner Weise despektierlich gemeint und soll die
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