Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
großartigen Leistungen auf diesem Gebiet ganz und gar nicht schmälern. Aber ähnlich der Mathematik greift die technische Informationsverarbeitung nicht direkt an Naturphänomene an, sondern dient der Auswertung aus anderen Disziplinen gewonnener Erkenntnisse.
Wir wissen heute auch mehr über Massenanziehung, Erdmagnetismus und Planetenbewegungen, aber dennoch käme es niemanden in den Sinn, über die Plumpheit des Newton’schen Apfelexperimentes oder die Kepler’schen Sternbeobachtungen herzuziehen. Wir alle sollten angesichts des heutigen Wissensstandes nicht hochnäsig auf die Leistungen unserer Urväter herabsehen, sondern deren Arbeiten aufs Höchste würdigen. Intelligenz, Improvisationsgabe und die Fähigkeit aus Beobachtungen – ob frei von Hilfsmitteln oder durch Einsatz von Elektronenmikroskop und anderen hochsensiblen Messgeräten gemacht – Modelle zu entwickeln, hängt nicht vom Gesamtniveau des Kenntnisstandes ab. Wenn Herr Eichelbeck von einem Komplott, einer bewussten Irreführung spricht, sollte er sich die Frage stellen, wer wirklich eine solche Verschwörung schmiedet: All jene, welche die modernen Forschungsergebnisse mit den frühen Erkenntnissen abstimmen, oder aber die andere Seite, die ihre Augen vor sich häufenden objektiven Belegen verschließt?
Selektion als Kriegstreiber? Mit Darwin kein Naturidyll?
Das Darwin’sche Weltbild schafft nach Kritikeransicht ein globales Kriegsszenario. Durch die „allmächtige“ Wirkung des Selektionsdruckes werde einzig ein egoistisches, asoziales Verhalten gefördert, das keinen Platz für Kooperation und Harmonie in der Natur ließe. Wenn alle Wesen nur darauf aus seien, ohne Rücksicht auf Verluste durch möglichst umfangreiche Nachkommenproduktion ihr Erbgut in die nächste Generation zu tragen, wenn jedes Individuum jedes Mitglied einer anderen, ja sogar die Angehörigen der eigenen Population einzig als Konkurrenten ansähe, könne es keinen Fortschritt geben. Auf einem ewigen Kriegsschauplatz hätte die Welt nie zu einem stabilen System mit einer so großen Zahl koexistenter Lebensformen reifen können. Über den Bakterienstatus wäre das Leben nie herausgewachsen. Der Erfolg des Darwinismus beruhe nach Meinung seiner Anfechter großenteils auf den skrupellosen Machenschaften eines Teils der Spezies Homo sapiens. Dieser versuche, seinen einzig auf persönliche Macht und materiellen Gewinn ausgerichteten Machenschaften den Schein einer natürlichen Gesetzmäßigkeit zu verleihen. Der Stärkste kommt durch. Nach allen Seiten zu treten, dabei möglichst viele tote Feinde zu hinterlassen, sei legitim, weil natürlich. Ein Miteinander werde nur geduldet, solange es dem eigenen Nutzen, etwa der ungezügelten Nachkommenproduktion, diene. Kurzum: Der „geile, gewalttätige Macho“ als Ideal des darwinistischen Weltbildes! Die Entstehung von Schönheit, Ästhetik und harmonischem Miteinander, wie sie uns in der Natur in mannigfacher Form begegnen, sei mit den auf Konfrontation fokussierten Mechanismen des Darwinismus nicht zu erklären. Nur ein Lebewesen verhielte sich wirklich darwinistisch. Es vermehre sich hemmungslos, beute opportunistisch seine Umwelt aus, nähme keinerlei Rücksichten auf die Daseinsberechtigung anderer Kreaturen und schaufle sich damit langfristig das eigene Grab. Dieses Monstrum entspräche dem Optimum des Darwin’schen „Fitnesswahns“ und begrüßt uns allmorgendlich im Spiegel. Da der Rest der Welt aber dem evolutionären Wechselspiel von Mutation und Selektion entsage und ausschließlich nach den Prinzipien von Harmonie, Kooperation und Symbiose lebe, sei noch Hoffnung. Träfen die Gesetzmäßigkeit des Abstammungsmodells nach der „survival of the fittest“-Methode tatsächlich zu, hätten nach Ansicht der Kritiker die rabiaten „Winnertypen“ der Erde längst den Garaus gemacht.
Zweifelsohne sind viele der menschlichen Verhaltensweisen nicht gerade von Fürsorge, Rücksichtnahme und Kooperationsbereitschaft geprägt. Gerade in Deutschland wissen wir, wie ein millionenfacher Massenmord durch bewusste Fehlinterpretation des natürlichen Ausleseprozesses in verbrecherischer Art und Weise zu rechtfertigen versucht wurde. Aber selbst der schärfste Gegner der Evolutionstheorie darf hier Darwin keinerlei Mitschuld anlasten. Das Abstammungsmodell aufgrund der Missbrauchsgefahr abzulehnen, ist ein Fehler, der den weiteren Erkenntniszuwachs hemmt und überdies möglichem Missbrauch keinen Einhalt gewährt. Hierzu
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