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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Graf
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stochastische Wahrscheinlichkeiten zu den frohgemuten Hoffnungsträgern, die den mahnenden Zeigefinger aller „Pascal-Jünger“ 15 ignorierend, Woche für Woche ihre Kreuzchen mit den Geburtstagsdaten von Mama, Papa und dem Nachwuchs setzen. Glück schert sich schließlich nicht um mathematische Modelle. Nun stellen Sie sich bitte einmal vor, von einer guten Fee wäre Ihnen endloses Leben geschenkt. Sie könnten nun Ihren erwartungsträchtigen Lottoschein einige Milliarden Jahre lang allwöchentlich ausfüllen. Wer es etwas schneller mag, könnte die Fee auch um genügend Bares bitten, um ein paar Milliarden Lottoscheine auf einmal zu erwerben und sie alle für die nächste Ziehung auszufüllen – natürlich alle mit einer anderen Zahlenkombination. Allein die Glückszahlen mit den Familiendaten tun es hier nicht mehr, und dass das Ausfüllen ein „wenig“ Zeit in Anspruch nähme, lassen wir einmal außer Acht. Entscheidend ist nur, dass wir ein paar Milliarden Chancen haben, den Sechser zu knacken – egal ob mit einer Zahlenkombination in x Milliarden Ziehungen oder mit x Milliarden Kombinationen in einer Ziehung. Virtuell dürfen Sie nun einen kleinen Luftsprung machen, denn nach allen Regeln der Statistik können Sie sicher sein, dass Sie weit mehr als einen Volltreffer landen. Beim Lotto „6 aus 49“ gibt es 49 mal 48 mal 47 mal 46 mal 45 mal 44 mögliche Ziffernkombinationen. Da bei der Ziehung die Reihenfolge der gezogenen Zahlen keine Rolle spielt, dürfen wir das Ergebnis noch durch sechs teilen. Dadurch „erhöht“ sich die Wahrscheinlichkeit für den Hauptgewinn auf 1:13,98 Millionen. Das heißt nun für Sie, dass Sie in Ihrem langen Lotto-Leben etwa alle 14 Millionen Wochen oder aber auf jedem 14-millionsten Schein Ihrer Megaeinreichung einen Sechser erwarten dürfen. Selbst, wenn Sie „nur“ eine Milliarde Jahre lang jede Woche spielen, also insgesamt 52 Milliarden Mal (resp. 52 Milliarden Lottoscheine mit verschiedenen Kombinationen ausfüllen), werden Sie statistisch fast 3600-mal den Jackpott knacken. Und dazu kämen noch unzählige Fünfer, Vierer und Dreier – Peanuts! Mit Glück hat das übrigens nichts mehr zu tun – sondern mit rein statischer Wahrscheinlichkeit, die nach dem
Gesetz der Großen Zahlen
(bei vielfachen Wiederholungen nähern sich reale Häufigkeiten den theoretischen an) hier schon als Sicherheit angesehen werden darf. Sollte Ihnen also einmal die Fee begegnen, sind Sie ein gemachter Mann respektive eine gemachte Frau.
    Übertragen wir das Ganze gedanklich nun einmal auf die Evolution, genauer auf die Wahrscheinlichkeit, dass unter den unzähligen Mutationen während drei Milliarden Jahren biologischer Evolution auch eine riesige Menge erhaltenswerter waren. Und da es bei der Selektion ja nicht um die Suche des Perfekten, sondern die Begünstigung jeder kleinen Verbesserung geht, dürfen auch die Fünfer, Vierer und Dreier als Erfolge angesehen werden. Angesichts dieses unvorstellbaren Potenzials ist die Wahrscheinlichkeit, dass die für heutige Organismen grundlegenden Ausgangsmoleküle und davon ausgehend immer komplexere Strukturen durch das zufällige Mutations-/Rekombinationsgeschehen entstanden sind, ungeheuer groß. Im Gegensatz zum Lotto wird zudem der Ziffernsatz ständig geändert, denn durch das Wirken der Selektion wird ja nur mit den „besseren Kugeln“ weitergespielt. Die Quintessenz kann daher nur lauten: Angesichts der Milliarden Jahre währenden Mutations-/Rekombinationsaktivität ist Entwicklung von einfachen instabilen Informationsmolekülen zu komplexen form- und funktionsstabilen, aber weiterhin entwicklungsfähigen Vielzellern alles andere als eine unmögliche Utopie – auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die einzelne Mutation einen Volltreffer hervorbringt, verschwindend gering ist.
    Für unseren eigenen Werdegang bedeuten diese Zusammenhänge: Dass so etwas wie Homo sapiens durch das Wechselspiel von Zufall und Auslese hervorgebracht wurde, ist vor dem Hintergrund von Mutationsraten und Zeit kein unerklärliches Wunder. Aber genauso, wie Sie bei Ihrem Lottospiel mit jeder beliebigen Sechser-Kombination auf gleichen Erfolg hoffen dürfen, hätte die Evolution mit anderen Zufallsmutanten erfolgreich eine ganz anders gestaltete Intelligenz hervorbringen können, als sie uns heute aus dem Spiegel anlacht. Das bedeutet, die Wahrscheinlichkeit, dass eine Milliarden Jahre unter den Bedingungen der Erde währende Evolution immer wieder eine

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