0318 - Im Reich der Monster-Spinnen
Die beiden Männer saßen in dieser späten Stunde zusammen, weil Sir James etwas mit Suko zu besprechen hatte. Irgendwie schien sich der Alte auch nicht wohlzufühlen, wie Suko feststellte, denn er kannte seinen Vorgesetzten lange genug. »Was halten Sie von der Geschichte, Suko?« fragte er.
»Wie meinen Sie, Sir?«
Der Superintendent lächelte knapp. Er wußte genau, daß der andere ihn verstanden hatte, erwiderte aber nichts in dieser Richtung, sondern kam auf das Thema zu sprechen. »Ich meine den Schädel.«
Suko hob die Schultern. »Wir wissen, wem er gehört hat. Henry Darwood. Das ist alles.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Finden Sie, daß an dem Schädel etwas Besonderes ist oder es etwas gibt, das Sie als besonders bezeichnen würden?«
»Nein, Sir, wenn ich von der Herkunft einmal absehe.«
»Und von seinem Geheimnis«, unterbrach der Superintendent seinen Mitarbeiter.
»Welches Geheimnis meinen Sie?«
»Ich bin mir zwar nicht sicher, Suko, aber ich habe das Gefühl, daß uns dieser Schädel noch einige Rätsel aufgeben wird. Der ist nicht normal, und man hat ihn nicht ohne Grund der Schwester des Verstorbenen geschickt.«
»Das sicherlich, Sir.« Suko war mit seinen Antworten vorsichtig.
Er wußte nicht, worauf sein Chef hinauswollte. Bei Sir James mußte man da immer auf Überraschungen gefaßt sein, deshalb wartete er zunächst einmal ab.
Hinzu kam, daß sich Suko geärgert hatte, weil man ihn praktisch aus diesem Fall hinausgeworfen hatte. Vielleicht nicht Sir James, sondern ein anderer, ein Geheimdienstmann mit Namen Snyder.
Colonel Snyder, denn er hatte den Stein ins Rollen gebracht.
Dabei ging es um Henry Darwood, der für den Geheimdienst in Spanien tätig war und dessen Schädel seiner Schwester nach London geschickt worden war.
Man setzte John Sinclair allein auf den Fall an, der eine hohe Stufe der Geheimhaltung enthielt, denn die Aktivitäten des Henry Darwood sollten keinesfalls an die Öffentlichkeit gelangen. Was gewisse Kreise zu verbergen hatten, darüber konnte Suko nur mehr spekulieren, aber es war nicht die feine englische Art, ihn auf diese Art und Weise nach allen Regeln der Kunst auszubooten.
Nun schien etwas schiefgelaufen zu sein. Sonst hätte Sir James ihn nicht zu sich kommen lassen.
»Worauf wollen Sie eigentlich hinaus, Sir?« erkundigte sich der Inspektor.
Der Superintendent stellte den Schädel zur Seite. Dabei hob er die Schulter, und das wunderte Suko. Normalerweise erlebte er bei Sir James nicht diese menschlichen und dann noch negativ zu wertenden Reaktionen. »Ich weiß es selbst nicht«, gab er mit seiner Antwort zu, »aber ich habe wohl einen Fehler gemacht, wie ich zugeben muß.«
»Der wäre, Sir?«
»Ich hatte John Sinclair Unterstützung mitgeben müssen.«
»In meiner Person, Sir?«
»Natürlich. Daß ich es nicht getan habe, ärgert mich, ist aber nicht zu ändern. Außerdem habe ich einen gewissen Druck von ganz oben bekommen, denn die Geheimdienstleute haben leider einen zu großen Einfluß gewonnen. Das zu meiner Entschuldigung, die aber keine sein soll, ich gebe den Fehler zu.«
Suko hatte den Sinn der Rede verstanden. »Es geht also um John«, stellte er fest.
»Richtig.«
Der Inspektor setzte sich gespannter hin. »Was ist mit ihm geschehen?«
»Wenn ich das wüßte…«
In Suko schrillte so etwas wie eine Alarmklingel. »Sie haben keinen Kontakt?« erkundigte sich Suko.
»Nein.«
»Haben Sie etwas ausgemacht?«
»Natürlich. John sollte sich melden.« Sir James schaute gegen die Wand, wo die Verkleidung auf Knopfdruck verschwinden konnte, wenn er es für nötig hielt. »Er hat es nicht getan, und das bereitet mir große Sorge. Hinter diesem Fall scheint mehr zu stecken, als wir bisher angenommen haben.«
»Wo soll er sich befinden?« Suko wurde konkret.
»An der Nordwestküste Spaniens. Der Ort heißt Campa. Soviel ich weiß, handelt es sich dabei um ein Bergdorf. Mehr habe ich trotz intensiver Bemühungen nicht herausfinden können.«
»Den Namen kenne ich nicht«, gab Suko zu.
»Das habe ich mir gedacht. Niemand von uns weiß, was dort vorgeht. Ich habe auch mit Colonel Snyder über den Job des Henry Darwood geredet. Er wollte nicht so recht mit der Sprache herausrücken, und ich bin da sehr skeptisch. Darwood schien den Auftrag gehabt zu haben, sich um die Basken zu kümmern.«
»Das ist gefährlich.«
»Da sagen Sie etwas, Suko. Diese Leute sind verbohrt. Ich will mir hier kein Urteil über ihre politischen Ziele
Weitere Kostenlose Bücher