165 - Das besessene Haus
»Komm allein«, hatte sie gesagt. »Du brauchst Kayba, deinen dämonischen Schutzengel, nicht, wenn wir uns treffen. Du hast von mir nichts zu befürchten. Es bedarf keines Schutzes vor dem, was ich dir geben möchte.« So hatte er den Lava-Dämon, der ihn für gewöhnlich überallhin begleitete, zurückgelassen.
»Es ist nicht gut, allein zu gehen«, hatte der bärtige Riese mißtrauisch gesagt.
»Sie will es so«, hatte Frank Esslin erwidert.
»Du solltest niemals tun, was eine Frau dir sagt«, meinte Kayba kopfschüttelnd.
Der Söldner der Hölle grinste breit. »Agassmea hat sich in mich verliebt. Ich brauche sie nicht zu fürchten.«
»Ich würde die Finger von ihr lassen.« Kayba spuckte auf den Boden. »Du beschwörst damit unter Umständen Gefahren herauf, denen du nicht gewachsen bist. Ich glaube gern, daß es dir schmeichelt, von Agassmea beachtet zu werden, aber…«
»Beachtet?« Frank Esslin lachte. »Sie ist verrückt nach mir.«
»Sie ist eine sehr unbeständige Frau, und Treue kennt sie nicht. Heute betrügt sie Höllenfaust, den Anführer der Grausamen 5, morgen betrügt sie dich mit einem anderen.«
»Das ist mir egal. Für mich ist sie ohnehin nur ein flüchtiges Abenteuer. Sie ist sehr schön, und ich bin kein Kostverächter, deshalb werde ich ihr den Gefallen tun, nach dem ihr ist.«
»Und wenn Höllenfaust davon erfährt?«
Frank Esslin grinste. »Ich habe nicht die Absicht, es ihm auf die Nase zu binden. Du etwa?«
»Ich bin dein Freund, du hast mir das Leben gerettet. Denkst du, ich verrate dich?«
Der einstige WHO-Arzt nickte langsam. »Ja, Kayba, ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß du mich eines Tages verrätst.«
Zorn funkelte in den Augen des großen Lava-Dämons. »Kein anderer dürfte so mit mir reden!« knurrte er.
Der Söldner der Hölle lachte. »Ich weiß. Ich darf dir vieles sagen, von mir schluckst du alles.«
»Aber du solltest es nicht übertreiben.«
»War das eine versteckte Drohung?«
Kayba senkte den Blick. Frank Esslin hatte ihn beleidigt, doch es fiel ihm nicht ein, sich zu entschuldigen.
Er trennte sich von dem hünenhaften Lava-Dämon und ging, um sich mit der Katzengöttin Agassmea zu treffen. Sie hatte sich mit Höllenfausts Hilfe zur Herrscherin aller Raubkatzen gemacht.
Ohne Höllenfausts Unterstützung hätte sie es nicht geschafft, sich auf den Katzenthron zu setzen - und wie dankte sie es ihm? Mit Lug, Trug und Falschheit.
Das sah Agassmea ähnlich. Als sie erreicht hatte, was sie wollte, war ihr der Anführer der Grausamen 5 nicht mehr wichtig. Sie brach zwar nicht mit ihm, aber die Leidenschaft verflog, und sie hielt Ausschau nach einem anderen Geliebten.
Dabei war ihr Auge auf Frank Esslin gefallen, und der Mord-Magier nahm diese Chance wahr, schließlich bot sich ihm nicht jeden Tag eine solche Superfrau an.
Kayba hatte natürlich recht. Er beschwor damit gewisse Schwierigkeiten herauf, aber er wäre in seinen Augen ein Feigling gewesen, wenn er sich deshalb hätte davon abhalten lassen.
Das aggressive Knurren hatte Frank Esslin herumgerissen, und er wollte augenblicklich seine Abwehrmagie aktivieren, als er die große Raubkatze sah, doch plötzlich stutzte er. Er sah die Streifen des Fells und erkannte, daß er eine Tigerin vor sich hatte.
Und die »Tigerfrau« erkannte ihn auch. Das Knurren wurde zu einem Schnurren, die Tigerin kam näher und rieb ihren Kopf an Frank Esslins Schenkel.
Er grinste und kraulte ihr Fell. Sie richtete sich auf und wurde zu einer bildschönen, halbnackten Frau. Tigerfellstreifen bedeckten höchst spärlich ihre Blößen, ihre dunkles Haar schimmerte seidig.
Frank Esslin war fasziniert von Agassmeas überwältigender Schönheit und sah es als große Auszeichnung an, daß sie sich für ihn interessierte.
»Wo ist Kayba?« fragte die Katzenkönigin.
»Er wartet auf mich. Ich bin allein gekommen, wie du es gewünscht hast.«
Sie lächelte mit blitzweißen Zähnen. »Wirst du immer tun, was ich will?«
»Kommt darauf an, was es ist«, antwortete Frank Esslin ausweichend. »Außerdem… Immer. Man sollte sich nicht festlegen. Was uns heute gefällt, findet morgen vielleicht schon nicht mehr unsere Zustimmung.«
»Weise gesprochen, Frank Esslin.« Agassmea griff nach seiner Hand. »Komm.«
Er ging mit ihr. Sie führte ihn zielstrebig durch die Dunkelheit. Dies war ihre Welt, das Reich, in dem ihre Wünsche Gesetze waren. Nur Frank Esslin brauchte sich nicht zu fügen, ihm räumte Agassmea eine
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