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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Graf
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zeigen diese Beispiele eindrucks- und schmerzvoll, welcher Stellenwert auf dem heutigen Stand der Organismenkomplexität einer wirkungsvollen Maschinerie zukommt, welche die Mutationsraten auf ein genügend niedriges Niveau reguliert, das einerseits die Artstabilität bewerkstelligt und andererseits noch genug Raum für evolutionäre Veränderung lässt.
    Wenn die Anti-Darwinisten nun behaupten, mit der Entwicklung wirkungsvoller zelleigener DNA-Reparatursysteme zum Zwecke der Arterhaltung arbeite die Evolution ihrem eigenen Fortgang entgegen, da dieser gemäß darwinistischer Denkweise hohe Mutationsraten erfordere, liegen sie falsch. Die Mutationsraten selbst sind im Prinzip nach den gleichen Regeln von Veränderung und Auslese evolutioniert wie alles andere. Die heute erreichten, verglichen mit der Ursuppenära millionenfach kleineren Raten sind immer noch groß genug, Grundlage für evolutionäre Veränderung zu sein – gemeinsam mit anderen, rekombinanten Informationsvermischungen.
    Ein weiterer Trugschluss kommt hinzu. Demnach hätte es die Evolution niemals durch die Akkumulation von Veränderungen, die völlig unabhängig voneinander eintraten, zu heutiger Komplexität bringen können. Vielmehr hätte es dazu einer ungeheuren Vielzahl aufeinander abgestimmter Mutationen bedurft, da etwa eine einzelne Mutation kaum allzu große Umwälzungen in Gang setzen könne. Eine solche geregelte Mutationskaskade hätte aber nichts mehr mit Zufälligkeit zu tun, sondern erfordere das planvolle Handeln einer schöpferischen Instanz.
    Einmal mehr zeigt sich hier die Ignoranz des aktuellen Forschungsstandes. Zunächst einmal darf die Wirkung einzelner Mutationen nicht unterschätzt werden. Gerade auf dem heutigen hochkomplexen Niveau können schon winzige Punktmutationen – einzelne Bausteinveränderungen auf einem aus mehreren zehntausend Gliedern bestehenden DNA-Molekül – drastische Wirkung nach sich ziehen. Wird zum Beispiel als Folge einer solchen Mutation in einem Genprodukt, sagen wir einem Enzym, nur eine einzige Aminosäure durch eine andere mit abweichenden physikalisch-chemischen Eigenschaften ersetzt, faltet sich das Protein womöglich komplett anders und kann seiner enzymatischen Funktion nicht mehr nachkommen. Im Fall der an früherer Stelle vorgestellten Sichelzellanämie ist es eine einzige Mutation, die dazu führt, dass infolge veränderter Faltung einer Peptidkette die Untereinheiten des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin nicht korrekt zum Gesamtmolekül zusammengesetzt werden können. Die roten Blutkörperchen verformen sich sichelartig. Das verschlechtert die Sauerstoffbindungseigenschaften erheblich. Auch die beschriebene Ataxie-Erkrankung hat eine monogene Ursache. Hier induziert eine Mutation im sogenannten ATM-Gen all die schlimmen pathologischen Abnormitäten. Es spricht nichts dagegen, dass es im Verlauf der Evolution auch Mutationen einzelner Gene gegeben hat, die recht drastische positive Neuerungen hervorgebracht haben. Die Krankheitsbeispiele zeigen in jedem Fall die zum Teil immense Bedeutung von Einzelmutationen in einem filigranen System wie dem Organismus eines Vielzellers. Kleine Ursache – große Wirkung. Diese Erkenntnis sollten sich auch die Kritiker vor Augen führen, wenn sie die Notwendigkeit einer geordneten Abfolge auf höherer Ebene geplanter Mutationen in das Darwin-Modell hineininterpretieren. Was die wirklich erforderliche Zahl günstiger Veränderungen anbelangt, muss einmal mehr auf den Faktor Zeit sowie die originär sehr hohen Mutationsraten hingewiesen werden. Zudem werden die Möglichkeiten der rekombinanten Umgestaltung des genetischen Materials bei der Keimzellbildung sowie in somatischen Zellen (z. B. Transposons = „springende Gene“, die ihren Platz im Genom wechseln) von den Anti-Darwinisten mehr als stiefmütterlich behandelt. Würden sie sich nicht so hartnäckig diesen Erkenntnissen verschließen, müssten sie ihrem eigenen Fehlverständnis nicht noch mit ebenso reißerischen wie unpassenden Aussagen Nachdruck verleihen. So frotzeln sie denn immer wieder gern, nach darwinistischen Gesetzmäßigkeiten käme jedwede Höherentwicklung einem Jackpotgewinn beim Lotto gleich. Das mag recht medienwirksam sein, ist aber in der Sache schlichtweg falsch. Dennoch ist das Lottobeispiel ganz gut geeignet, Vergleiche zu evolutionären Wahrscheinlichkeiten zu ziehen. Vielleicht, lieber Leser, gehören Sie ja trotz ihrer mathematischen Vorbildung und Ihrem Wissen um

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